Russland Verlässt Malcom nach rassistischem Banner Zenit schon wieder?

SB10

5.8.2019

Malcoms Verpflichtung soll bei den Zenit-Fans nicht nur auf Zustimmung gestossen sein.
Malcoms Verpflichtung soll bei den Zenit-Fans nicht nur auf Zustimmung gestossen sein.
Bild: Keystone

Der ehemalige Barcelona-Flügel Malcom könnte Zenit Sankt Petersburg nur wenige Tage nach seinem Transfer zum russischen Klub bereits wieder verlassen, nachdem er bei seinem Debüt von einigen Fans beleidigt wurde.

Nach einer missglückten Saison in Barcelona (in 24 Spielen nur 4 Tore) wechselte Malcom am letzten Freitag für 40 Millionen Euro zu Zenit St. Petersburg. Der amtierende Meister der russischen Premier Liga soll aber gemäss der russischen Zeitung «Ria Novosti» offenbar bereits darüber nachdenken, den Brasilianer und Rekordeinkauf wieder abzugeben. Dies, nachdem einige Fans am vergangenen Samstag während des Spiels gegen Krasnodar ein Banner enthüllten, wo draufstand: «Danke an unsere Führungskräfte, dass sie unseren Traditionen treu geblieben sind.» 

Unschöne Worte aus der Zenit-Kurve.
Unschöne Worte aus der Zenit-Kurve.
Bild:  imgur

Die Botschaft war offenbar ein ironischer Hinweis auf Zenits (bisher stillschweigende) Politik, keine dunkelhäutigen Spieler zu verpflichten. Der Klub wehrt sich gegen die Vorwürfe und schrieb in einem Statement, man unterstütze schon lange Initiativen gegen Rassismus und werde dies auch in Zukunft tun. Gleichzeitig veröffentlichte Zenit auf Twitter ein Video, welches die Einwechslung des 22-Jährigen zeigt und dokumentieren soll, dass dieser vom Anhang freundlich aufgenommen wurde.

Rassismus im russischen Fussball virulent

In Russland sind dunkelhäutige Spieler regelmässig Beschimpfungen und Anfeindungen ausgesetzt. In Zenits Stadion Krestovsky wurden im April 2018 etwa die französischen Nationalspieler Paul Pogba und Ousmane Dembélé während eines Freundschaftsspiels mit Affengesängen zugedeckt. Manchmal ist sogar der eigene Verein beteiligt: Letztes Jahr veröffentlichte Spartak Moskau während eines Trainingslagers in Dubai ein Bild von Pedro Rocha, Fernando und Luiz Adriano – im Begleittext stand: «Sieh wie Schokolade in der Sonne schmilzt.»

Die Verbandsverantwortlichen tun nur wenig (oder meist gar nichts), um die rassistischen Vorfälle in ihren Stadien auszumerzen. Die Antidiskriminierungsgruppe «Fare» dokumentierte im Vorfeld der Heim-WM 2018 in gut zwei Jahren über 100 Fälle.

Der ehemalige Profi Aleksey Smertin und WM-Botschafter in Russland meinte, dass Rassismus in seinem Land kein Problem sei und «nicht existiert». «Rassismus in Russland ist wie die Mode», sagte er vor dem Turnier. «Er kommt aus dem Ausland, aus verschiedenen Ländern. Er war zuvor nie hier. Vor zehn Jahren haben einige Fans den schwarzen Jungs vielleicht mal eine Banane gegeben – es war aber nur zum Spass.»


Malcom: «Die Wahl fiel schnell – Zenit ist ein europäischer Top-Klub»

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Der Brasilianer Malcom verlässt Barcelona nach nur einem Jahr und wechselt nach Russland. Die Gründe für den Transfer erklärt der 22-jährige Flügelspieler in der Pressekonferenz.

05.08.2019

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