Trabzonspor Wegen Corona-Kritik bei Trabzonspor rausgeschmissen – Mikel schliesst Rückkehr aus

jar

20.3.2020

John Mikel Obis Vertrag bei Trabzonspor wurde aufgelöst.
John Mikel Obis Vertrag bei Trabzonspor wurde aufgelöst.
Bild: Getty

Weil in der Türkei trotz Ausbreitung des Coronavirus der Spielbetrieb zunächst nicht eingestellt wurde, äusserte Trabzonspor-Profi John Mikel Obi harsche Kritik, worauf sein Vertrag aufgelöst wurde. 

Nicht nur im Wallis werden Fussballprofis aufgrund der Corona-Krise freigestellt. Auch in der Türkei wurde der Vertrag eines Spielers aufgelöst. Allerdings nicht, weil er wie die neun Sion-Spieler keine Lohnkürzung akzeptieren wollte. John Mikel Obi äusserte sich am letzten Wochenende negativ über den Entscheid der türkischen Süper Lig, den Spielbetrieb trotz der Coronavirus-Epidemie fortzusetzen.

«Das Leben hat mehr zu bieten als Fussball. Ich fühle mich nicht wohl und möchte in dieser Situation nicht Fussball spielen», hatte der ehemalige Chelsea-Profi auf Instagram geschrieben. «Jeder sollte in dieser kritischen Zeit bei seinen Familien und Angehörigen zu Hause sein. Die Saison sollte abgesagt werden, da die Welt mit solch turbulenten Zeiten konfrontiert ist.»

Diese Worte haben Obi den Job gekostet. Mit «The Athletic» hat der Nigerianer über die Vertragsauflösung gesprochen. Nach seinem kritischen Post sei er zu Trabzonspor-Präsident Ahmet Agaoglu bestellt worden, der Obi aufgefordert haben soll, die Nachricht zu löschen. Der Mittelfeldspieler habe sich aber geweigert.

«Ich halte es nicht für richtig, dass wir Fussball spielen»

«Sie waren über die ganze Sache wirklich aufgebracht. Mir wurde gesagt, ich soll mich mit dem Präsidenten unter vier Augen unterhalten. Er bat mich, den Post zu löschen. Aber ich sagte ihm, dass ich das nicht tun würde», sagt er. Schliesslich sei das seine Meinung. Obi: «Wir leben in einer freien Welt. Ich habe Meinungsfreiheit. Ich darf meine Meinung äussern.»

Er möchte, so gut es nur gehe, helfen, dieses Virus zu besiegen. «Wenn wir da draussen spielen, glaube ich nicht, dass wir der globalen Situation helfen. Ich halte es nicht für richtig, dass wir Fussball spielen», so Obi. «Ich habe Trabzonspor gesagt, dass ich nach Hause gehen will. Sie sagten: ‹Wenn du nach Hause gehst, kommst du nicht mehr zurück.› Also sagte ich: ‹Okay, ich gehe nach Hause.›»

Mit Trabzonspor spielte Obi in der Europa League gegen den FC Basel.
Mit Trabzonspor spielte Obi in der Europa League gegen den FC Basel.
Bild: Getty

Erst im letzten Sommer war der 89-fache nigerianische Nationalspieler zu Trabzonspor gewechselt, war Stammspieler und hatte durchaus grossen Anteil am Erfolg des Klubs, der die türkische Süper Lig aktuell anführt und vom ersten Meistertitel seit 1984 träumt. Obi: «Natürlich wollte ich auch Meister werden, aber in der jetzigen Situation müssen wir darüber nachdenken, was wichtiger ist: das Leben der Menschen zu retten. Sogar die UEFA hat die EM verschoben. Warum wurde in der Türkei noch gekickt?»

Rückkehr kommt nicht infrage

Am Donnerstag haben dann auch die Türken reagiert und den Spielbetrieb bis auf Weiteres eingestellt. John Mikel Obi war dann aber schon verschwunden. «Ich sagte dem Klub: ‹Okay, wenn es das ist, was sie sagen, bin ich bereit, meinen Vertrag aufzulösen›. Um bei meiner Familie zu sein, um der Welt zu helfen, das Richtige zu tun – jeder muss zu diesem Zeitpunkt zu Hause bleiben.» Er habe mit dieser Haltung zwar einen finanziellen Schlag erlitten. «Aber das war es jeden einzelnen Penny wert.»

Eine Rückkehr kommt für den 32-Jährigen nicht infrage. «Zurück zu Trabzonspor? Keine Chance. Nicht mit der Art und Weise, wie sie mit dieser Situation umgegangen sind», sagt Obi. «Ich möchte so bald wie möglich wieder auf dem Platz stehen. Aber wir müssen zuerst dieses Virus besiegen!»

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