Oliver Kahn «Wir brauchen Eier!» – der Titan wird 50 und steht vor der Rückkehr

dpa/lbe

15.6.2019

Torwartlegende Oliver Kahn wird am Samstag 50 Jahre alt.
Torwartlegende Oliver Kahn wird am Samstag 50 Jahre alt.
Bild: Getty

Der Torwart-Titan Oliver Kahn feiert am Samstag seinen 50. Geburtstag und steht vor einer Rückkehr zum FC Bayern – in einer neuen Funktion. «Bluewin» blickt auf die prägendsten Momente seiner Karriere zurück.

Neulich tauchte Oliver Kahn mal wieder bei seiner grossen Liebe auf - dem FC Bayern. Der von den Münchner Fans lautstark begrüsste Torwart-Titan stand auf dem Rasen der Allianz Arena im roten Trachtenjanker gemeinsam mit weiteren Vereinslegenden Spalier für die Bayern-Profis der Gegenwart, die nach dem 5:1 im letzten Saisonspiel gegen Eintracht Frankfurt als deutscher Meister 2019 geehrt wurden.

Kahn umarmte und gratulierte Trainer Niko Kovac, mit dem er von 2001 bis 2003 beim deutschen Rekordchampion zusammenspielte und dessen Chef er womöglich künftig sein wird. Schliesslich ist Kahn, der am Samstag 50 Jahre alt wird, der Favorit von Vereinspatron Uli Hoeneß für die Nachfolge des Vorstandsvorsitzenden Karl-Heinz Rummenigge.



Hitzfeld: «Kahn ist ein Leadertyp»

Kahns Bayern-Comeback, das am 1. Januar 2020 mit einer Probezeit beginnen soll, wird die Bundesliga bewegen. Denn der in Karlsruhe geborene Kahn verkörpert das Mia-san-mia-Leitmotiv des Vereins in der ausgeprägtesten Form. «Sehr spannend», findet Ex-Coach Ottmar Hitzfeld das Projekt Kahn. «Man kennt Oliver. Er redet Klartext. Er ist ein Leadertyp. Er hat das Bayern-Gen in sich und die totale Identifikation mit dem Club», sagte Hitzfeld der Deutschen Presse-Agentur.

Feierten während der gemeinsamen Zeit bei Bayern viele Erfolge: Ottmar Hitzfeld (links) und Oliver Kahn.
Feierten während der gemeinsamen Zeit bei Bayern viele Erfolge: Ottmar Hitzfeld (links) und Oliver Kahn.
Bild: Keystone

Nach dem Wechsel vom Karlsruher SC zum FC Bayern im Sommer 1994 prägte Kahn bis zum letzten Spiel am 17. Mai 2008 das Münchner Team. Er war die Nummer 1 - im wahrsten Sinne der Zahl. Seine Attitüde des «Weiter, immer weiter» kumulierte in der Last-Minute-Meisterschaft 2001 und dem Gewinn der Champions League wenige Tage später. Im Endspiel gegen den FC Valencia wehrte er im Elfmeterschiessen drei Versuche der Spanier ab und wurde zum Helden von Mailand.

«Weltklasse», urteilte Hitzfeld. «Er war ein grosses Vorbild. Er hat sich nicht ausgeruht auf guten Leistungen, sondern er hat noch mehr trainiert. Er wollte immer noch besser werden. Er hat das auf die Mannschaft übertragen», schwärmt der 70 Jahre alte Hitzfeld noch heute von seinem damaligen Spieler.

Das anstehende Comeback bei Bayern München

Kahn versucht, den Rummel um seinen runden Geburtstag möglichst gering zu halten. Auch zum Bayern-Comeback ist wenig von ihm zu hören. Aber aus den raren Äusserungen ist herauszuhören, dass er nach Jahren als erfolgreicher Unternehmer (Goalplay) und geschätzter ZDF-Fussballexperte nun als Akteur ins Bundesligageschäft zurückkehren will. Er sucht nochmal den Adrenalin-Kick - bei seinem Club: «Ich habe 14 Jahre für den FC Bayern München gespielt und wahnsinnig viel erlebt mit diesem Verein, emotionale Momente, Höhen und Tiefen.»

Das Angebot von Aufsichtsratschef Hoeness, Deutschlands Topclub an der Spitze des Vorstands zu führen, reizt einen ambitionierten Mann wie Kahn. Die Aufgabe flösst ihm aber auch Respekt ein, weshalb er die geplante Einarbeitung durch Amtsinhaber Rummenigge begrüsst. Der 63-Jährige hatte seinen Vertrag nochmal bis Ende 2021 verlängert.

«Das ist keine Position, die man einfach von heute auf morgen bekleiden kann, in dem man sagt: Servus, hier bin ich, wo ist mein Schreibtisch und jetzt fange ich an», sagte Kahn vor einiger Zeit im ZDF. Der FC Bayern ist ein Unternehmen mit 1000 Mitarbeitern und 700 Millionen Euro Umsatz. «Es ist sinnvoll, dass man in so eine Position hineinwächst. Ich habe mich nie Hals über Kopf in etwas gestürzt.»

Hoeness: «Das reizt uns so»

Das Wunschszenario des Präsidenten Hoeness ist ein fließender Übergang von Rummenigge zu Kahn. «Ich traue Olli das zu», sagte Amtsinhaber Rummenigge. Hoeness schätzte Kahn schon als Spieler ausserordentlich. Aber dessen Entwicklung nach der Profi-Karriere gab für ihn den Ausschlag: «Er hat sich als Experte im Fernsehen fantastisch entwickelt, ein Fernstudium in Betriebswirtschaft gemacht und eine Firma gegründet. Wir haben hier jemanden, der den Fussball als Torwart auf allerhöchstem Niveau erlebt hat und zugleich in der Lage ist, im wirtschaftlichen Bereich seinen Mann zu stehen. Das reizt uns so.»

Kahn-Kenner Hitzfeld ist überzeugt, dass der Plan aufgehen kann: «Oliver ist älter geworden. Er ist beruflich erfolgreich ausserhalb des Fussballs. Ich traue es ihm zu, dass er eine Führungsposition beim FC Bayern übernehmen kann.» Es wird spannend sein zu beobachten, ob Kahn den Rekordmeister in Anzug und Hemd ebenso vorantreiben wird wie als Torwart in kurzen Hosen und Handschuhen. Achtmal wurde Kahn deutscher Meister, sechsmal gewann er mit den Bayern den DFB-Pokal.

Niederlagen als spezieller Antrieb

Ein spezieller Antrieb aber waren Niederlagen und Rückschläge. 2002 patzte Kahn im WM-Finale gegen Brasilien entscheidend. Dennoch wurde er als bester Spieler des Turniers ausgezeichnet. Ein Kreuzbandriss gleich im ersten Münchner Jahr bremste ihn nicht, sondern stachelte seinen Ehrgeiz noch zusätzlich an. Kahn wurde zum Torwart-Titan.

Legendär ist ein Interview nach einer 0:2-Niederlage auf Schalke, als Kahn auf die Frage, was seinem Teamkollegen gefehlt habe, genervt ins TV-Mikro blaffte: «Eier! Wir brauchen Eier!» Den Mumm, erster Mann im Vorstand der FC Bayern München AG zu werden, hat Kahn bestimmt.

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