Vor dem Match gegen Irland akzentuiert sich im Nationalteam nicht nur das Problem der späten Gegentore. Die Schweizer Stürmer treffen auch gegen die Dänen nicht.
Vladimir Petkovic musste ziemlich einstecken an diesem Samstag in Kopenhagen. Am Morgen wurde der Schweizer Nationalcoach in den grossen Schweizer Zeitungen angezählt, am Abend folgte der nächste Tiefschlag. Die Schweiz verlor entgegen dem Spielverlauf und geriet damit 2019 definitiv aus dem Tritt. «NZZ», «Tages-Anzeiger» und «Blick» sind sich einig: Die Kommunikationsschwächen des Trainers in Kombination mit den nachlassenden Resultaten müssen Anlass für den Verband sein, sich kritische Gedanken über eine Verlängerung des nach dieser EM-Kampagne auslaufenden Vertrags mit Petkovic zu machen.
Nur, was kann der Trainer dafür, wenn sich die Mannschaft wiederholt selbst um die Früchte ihrer Arbeit bringt? Gegen die Dänen kassierte die Schweiz abermals ein fatales spätes Gegentor und schlug aus den eigenen Möglichkeiten kein Kapital. «Unsere Chancenauswertung war schlecht», bemängelte Petkovic nicht zum ersten Mal.
Das mag an diesem Abend zum wesentlichen Teil an einem gegnerischen Akteur gelegen haben. Kasper Schmeichel, Sohn der Goalie-Legende Peter Schmeichel, parierte alles. Viermal glänzte der Keeper der Dänen mit Weltklasse-Reflexen. Es gab aber auch diese eine Chance zu Beginn der zweiten Halbzeit, die man, so befand Petkovic, «auf diesem Niveau nutzen muss». Mit einem langen Ball von Ricardo Rodriguez lanciert, stürmte Admir Mehmedi auf das dänische Tor zu und schoss freistehend vor Schmeichel über das Tor.
Drei Tore, zwei davon gegen Gibraltar
«Ich habe eine super Ballannahme und entscheide mich dann, mit rechts zu schiessen. Vielleicht hätte ich den Ball noch einmal mitnehmen und mit links abschliessen müssen», schilderte Mehmedi. Der Wolfsburger war der beste Schweizer an diesem Abend, aber auch er blieb ohne Zählbares. Womit sich ein Problem der letzten Monate weiter akzentuierte: Kein Schweizer Stürmer hat in der laufenden EM-Qualifikation mehr als ein Tor erzielt. Seit dem Jahreswechsel erzielten die Stürmer in sieben Spielen drei Tore, zwei davon beim 4:0 gegen Gibraltar.
Die Schweiz hat zurzeit keinen Goalgetter vom Format eines Alex Frei, sie hat keinen Vollstrecker wie die Israeli mit Eran Zahavy (10 Tore), die Russen mit Artem Dsjuba (8) oder die Österreicher mit Marko Arnautovic (6) in ihren Reihen. Mehmedi, Mario Gavranovic und Breel Embolo trafen bislang je einmal, Haris Seferovic, letzte Saison Torschützenkönig in Portugal für Benfica Lissabon, noch nicht, ebenso wenig Josip Drmic und der bei West Ham noch nicht angekommene Albian Ajeti. Seferovics Triplette vor elf Monaten gegen die Belgier auf dem Weg ans Finalturnier der Nations League war ein Ausreisser, die Absenz von Xherdan Shaqiri nur teilweise verantwortlich für die Flaute.
Auf zehn Tore in fünf Spielen kommt die Schweiz mitunter dank dem Offensivdrang aus der zweiten Reihe: Denis Zakaria war zweimal erfolgreich, zwei Verteidiger und drei weitere Mittelfeldspieler je einmal. Diese Ausgeglichenheit kann eine Stärke sein. Mehr Stürmertore würden dem Nationalteam im Finish der EM-Qualifikation aber helfen.