«Kindheitstraum» Karim Benzema gewinnt den Ballon d'Or

dpa

17.10.2022 - 22:01

Benzema und Putellas räumen beim Ballon d'Or ab

Benzema und Putellas räumen beim Ballon d'Or ab

Real-Superstar Karim Benzema gewinnt nach einer phänomenalen Saison mit den Königlichen den Ballon d'Or 2022. Der 34-jährige Franzose freut sich über die Wahl. Bei den Frauen erhielt erneut die Spanierin Alexia Putellas den Goldenen Ball.

18.10.2022

Real Madrids Karim Benzema gewinnt den Ballon d'Or 2022. Der französische Stürmer setzt sich gegen Sadio Mané, Kevin de Bruyne und Robert Lewandowski durch.

Die Wahl für den 34-jährigen Benzema kommt alles andere als überraschend. In der letzten Saison gewann er mit Real Madrid sowohl die Meisterschaft als auch die Champions League – in beiden Wettbewerben kürte sich Benzema zum Torschützenkönig.

Seine Bilanz ist eindrücklich: In wettbewerbsübergreifend 56 Spielen traf er 50 Mal und gab 16 Vorlagen. Mit 10 Toren in der Champions-League-K.o.-Phase stellte er zudem einen entsprechenden Rekord des früheren Real-Stars Cristiano Ronaldo ein. Dazu holte der Stürmer die spanische Meisterschaft sowie mit der französischen Nationalmannschaft die UEFA Nations League.

«Es war ein Kindheitstraum von mir. Ich bin damit in meinem Kopf aufgewachsen. Es hat mich motiviert, weil ich Vorbilder in meinem Leben hatte wie Zizou und Ronaldo», sagt Benzema. Passenderweise erhielt er die Trophäe auch aus den Händen von Zidane.

Seit 2008 hat es der Torjäger elf Mal auf die Nominierungsliste für die Auszeichnung des Fachmagazins «France Football» geschafft. Der vierte Rang im letzten Jahr war seine bisher beste Klassierung. Benzema ist der Nachfolger von Lionel Messi, der in diesem Jahr erstmals seit 2005 nicht zu den 30 Nominierten zählte. Der Argentinier hatte den Preis insgesamt sieben Mal gewonnen. Fünfmal Erster wurde der Portugiese Cristiano Ronaldo, der in diesem Jahr auf dem 20. Platz landete – sein schwächstes Ergebnis seit 2005.

Lewandowski, Mané und Gavi ebenfalls ausgezeichnet – Putellas verteidigt den Titel bei den Frauen

Als bester Goalie wurde Benzemas Teamkollege Thibaut Courtois ausgezeichnet, als bester Stürmer Robert Lewandowski (Gerd-Müller-Trophäe). Zum besten Jungprofi wurde zum zweiten Mal in Folge ein Spieler des FC Barcelona gewählt. Nach Pedri gewann Gavi die Trophäe – mit Jahrgang 2004 war er der Jüngste der Nominierten.

Bei den Frauen schaffte es Alexia Putellas, den zweiten Ballon d'Or in Folge zu gewinnen. Die 28-jährige Mittelfeldspielerin holte mit dem FC Barcelona in der letzten Saison alle Titel, die es zu gewinnen gab und war in sämtlichen Wettbewerben die beste Torschützin des Teams. Die EM in England verpasste sie jedoch aufgrund eines Kreuzbandrisses. Beth Mead, die England zum Titel schoss, musste mit dem zweiten Platz vorliebnehmen.

Ausserdem holte sich Bayerns Sadio Mané den Socrates-Award für besondere soziale Dienste. Als Team des Jahres wurde Manchester City ausgezeichnet.

Der Ballon d'Or wurde zum 66. Mal vergeben. Erstmals war der massgebliche Zeitraum nicht mehr das Kalenderjahr, sondern eine übliche europäische Saison. Die Auszeichnung der FIFA, die seit 2016 wieder als Konkurrenz zum Ballon d'Or läuft, findet zu einem späteren Zeitpunkt statt.


Der Live-Ticker


Die Vorschau

Trainer Carlo Ancelotti von Real Madrid hofft auf den Ballon d'Or für seinen Stürmer Karim Benzema als Auszeichnung für das gesamte Team. «Ich hoffe, er gewinnt den Ballon d'Or, wir werden ihm gratulieren, weil es auf eine Art und Weise auch ein Ballon d'Or für uns ist», meinte der 63-jährige Italiener nach dem 3:1 über Erzrivale FC Barcelona im Clásico. Der Franzose Benzema hatte den Sieg mit seinem Treffer eingeleitet (12. Minute).

«Er hat eine gute Leistung gezeigt, sein Tor gemacht und war wichtig für uns», lobte Ancelotti den Stürmer, der als Favorit auf den prestigeträchtigen Ballon d'Or gilt, der im Pariser Théâtre du Châtelet verliehen wird.

In der Tat spricht viel für den 34-Jährigen. In der letzten Saison gewannen die Königlichen sowohl die Meisterschaft als auch die Champions League – in beiden Wettbewerben kürte sich Benzema zum Torschützenkönig. Seine Bilanz ist eindrücklich: In wettbewerbsübergreifend 46 Spielen traf er 44 Mal und gab 15 Vorlagen. Mit zehn Toren in der Champions-League-K.o.-Phase stellte er zudem einen entsprechenden Rekord des früheren Real-Stars Cristiano Ronaldo ein. Dazu holte der Stürmer die spanische Meisterschaft sowie mit der französischen Nationalmannschaft die UEFA Nations League.

Kriterien angepasst

Deshalb ist das Rennen um die weiteren Plätze weitaus spannender. Zu den 30 nominierten Spielern gehören Weltfussballer Robert Lewandowski oder der fünffache Ballon-d'Or-Sieger Cristiano Ronaldo. Nicht im elitären Kreis ist neben Neymar auch dessen Klubkollege Lionel Messi – mit sieben Triumphen der Rekordgewinner der Veranstaltung. Erstmals seit 2005 fehlt der Argentinier auf der Liste.

Für das Sportblatt «L'Equipe» ist es «wie ein Sommer ohne die Tour de France». 2021 hatte Messi die Wahl vor Lewandowski gewonnen, was für viel Kritik gesorgt hatte. Danach wurde der Vergabemodus geändert:

Die 30 Nominierten

  • Karim Benzema (Real Madrid)
  • Luka Modrić (Real Madrid)
  • Vinícius Júnior (Real Madrid)
  • Thibaut Courtois (Real Madrid)
  • Antonio Rüdiger (FC Chelsea/Real Madrid)
  • Casemiro (Real Madrid/Manchester United)
  • Cristiano Ronaldo (Manchester United)
  • Mohamed Salah (FC Liverpool)
  • Trent Alexander-Arnold (FC Liverpool)
  • Luis Díaz (FC Liverpool)
  • Fabinho (FC Liverpool)
  • Darwin Núñez (Benfica/FC Liverpool)
  • Virgil van Dijk (FC Liverpool)
  • Kevin de Bruyne (Manchester City)
  • Bernardo Silva (Manchester City)
  • Riyad Mahrez (Manchester City)
  • Phil Foden (Manchester City)
  • João Cancelo (Manchester City)
  • Erling Haaland (Borussia Dortmund/Manchester City)
  • Heung-Min Son (Tottenham Hotspur)
  • Harry Kane (Tottenham Hotspur)
  • Robert Lewandowski (FC Bayern München/FC Barcelona)
  • Sadio Mané (FC Liverpool/FC Bayern München)
  • Joshua Kimmich (FC Bayern München)
  • Kylian Mbappé (Paris Saint-Germain)
  • Dušan Vlahović (Juventus)
  • Christopher Nkunku (RB Leipzig)
  • Sebastién Haller (Ajax/Borussia Dortmund)
  • Rafael Leão (AC Mailand)
  • Mike Maignan (AC Mailand)

Statt wie bisher die Leistung der Fussballer pro Kalenderjahr zu bewerten, wird nun die Saisonleistung berücksichtigt. Zusätzlich sind nur noch Vertreter der Top-100 der FIFA-Rangliste stimmberechtigt.

Neben dem Hauptkriterium – der individuellen Leistung des Spielers – steht an zweiter Stelle die Leistung der Mannschaft des Spielers, besonders natürlich allfällige gewonnene Titel. Um den Faktor Fairplay zu betonen, folgt dahinter das sportliche Verhalten – auf gleicher Stufe wie das Talent beziehungsweise die Klasse des Spielers. Das Kriterium «Karriere des Spielers» ist hingegen verschwunden.

Wer besitzt die grössten Chancen?

Hinter Benzema dürfen sich mehrere Spieler Hoffnungen auf die Ehrenplätze machen. Gute Chancen hat das Liverpool-Duo Sadio Mané (jetzt Bayern München) und Mo Salah. Mit den Reds gewannen sie FA Cup & Carabao Cup und standen im Champions-League-Finale, der Senegalese holte zusätzlich noch den Africa Cup (Gegen Salahs Ägypten). Gut möglich ist auch, dass Robert Lewandowski aufs Treppchen steigen darf. Der Torjäger gewann mit Bayern «nur» die Meisterschaft und den Supercup, hat aber sogar mehr Kalender-Tore als Benzema erzielt.

Auch Kylian Mbappé war auf dem Papier erfolgreicher als der Real-Star, die französische Meisterschaft und der Triumph der UEFA Nations League ist aber unter dem Strich deutlich geringer einzustufen. Benzemas Teamkollegen Vinicius oder Luka Modrić besitzen realistischerweise nur Aussenseiterchancen.

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