Noch vor einem halben Jahr sagte der Name Ferran Torres wohl nur den eingefleischtesten Fans der spanischen Liga etwas. Im Sommer katapultierte ihn der etwas überraschende Wechsel zu Manchester City ins Rampenlicht, sein Hattrick in der Nations League gegen Deutschland dürfte nun für den Durchbruch auf internationaler Ebene sorgen.
Zu Zeiten eines Youssoufa Moukoko, der 15-jährig bereits einen Rekord nach dem anderen pulverisiert, sei es verziehen, wenn einem beim Blick auf Ferran Torres’ Statistiken nicht der Mund offen stehen bleibt. Torres durchlief die Juniorenabteilung des FC Valencia, ohne dabei mit überragenden Zahlen zu brillieren. In seiner ersten richtigen Saison 2017/18 erzielte er für das Nachwuchsteam der «Blanquinegros» in den ersten zehn Spielen nur einen einzigen Treffer. Weil er aber auch fünfmal für einen Teamkollegen auflegte, holte ihn Trainer Marcelino Garcia noch vor Jahreswechsel in die erste Mannschaft.
In der höchsten spanischen Liga agierte Torres vorerst als Joker, kam häufig von der Bank und konnte sich erst auf die Saison 2019/20 hin als Stammkraft durchsetzen. Nach drei Jahren, 97 Partien und 5’209 Spielminuten standen dem dribbelstarken Rechtsaussen neun Treffer und zwölf Assists zu Buche. Verglichen mit den ganz grossen des Fussballgeschäfts sind das zwar keine umwerfenden Zahlen, es muss aber immer in Betracht gezogen werden, dass der Spanier immer noch erst 20 Jahre alt ist.
Überraschender Wechsel nach England
Trotzdem sorgte sein Wechsel zu Manchester City vergangenen Sommer bei einigen Beobachtern für Stirnrunzeln. Auch weil es selten vorkommt, dass die «Citizens» einen Spieler für «nur» 23 Millionen Euro verpflichten. Vor allem, wenn er eigentlich dafür vorgesehen ist, den zu Bayern abwandernden Leroy Sané zu ersetzen. Viele sahen im 20-Jährigen unter Pep Guardiola deshalb nur einen Ersatzspieler, wurden dann aber vom City-Coach erneut überrascht.
Seit seinem Wechsel nach England spielt Torres regelmässig im Star-Ensemble der «Sky Blues». Bisher kam er in sechs der acht Premier-League-Partien zum Einsatz und stand in der Champions League und im Carabao Cup in jedem Spiel auf dem Rasen. Und Guardiolas Vertrauen zahlt sich langsam aus. Eigentlich geholt, um Zwischenräume zu finden und im 1:1 Überzahl zu generieren, fängt der Spanier nun auch an, richtig viele Tore zu schiessen. Nach drei Treffern in drei Champions-League-Spielen ist der Neuzugang bislang Citys erfolgreichster Torschütze in der Königsklasse.
In der spanischen Nationalmannschaft ist der junge Dribbler auf einem ähnlichen Kurs. In sieben Einsätzen erzielte er vier Treffer – unter anderem schoss er in der Nations League am Dienstagabend Gruppenfavorit Deutschland mit einem Hattrick ab. Am Ziel ist der 20-Jährige aber noch lange nicht. «Ich möchte der beste Spieler der Welt werden. Das ist mein Traum», sagte Torres zuletzt gegenüber «Beanyman Sports».
Klar ist, dass der junge Spanier dafür seine Zahlen deutlich steigern muss – die Grundvoraussetzungen und das Umfeld bei Manchester City sind aber gegeben. Oft müssen Spieler in dieser Phase der Karriere vor allem einen mentalen Schritt machen – ein Hattrick gegen Deutschland schadet da garantiert nicht.