Roter Stern – YB Weshalb die Sache mit dem Panzer keine Bagatelle ist

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27.8.2019

Fans nutzen die Gelegenheit für ein Panzer-Foto. Doch die Aktion erhitzt die Gemüter.
Fans nutzen die Gelegenheit für ein Panzer-Foto. Doch die Aktion erhitzt die Gemüter.
Bild: Getty

Vor dem Rückspiel gegen YB legt sich Roter Stern Belgrad ein zweifelhaftes Dekorations-Stück für sein Stadion zu: Ein Kampfpanzer «ziert» den Nordeingang der Arena. Die sonst auf ein lupenreines Image bedachte UEFA sieht darin kein Problem – noch nicht.

Das Bild eines mit Tarnfarben bemalten sowjetischen Panzers vor dem Belgrader Marakana-Stadion geht am Dienstag vor dem Rückspiel zwischen Roter Stern und den Berner Young Boys (21 Uhr, Teleclub) durch die Schweizer Medienlandschaft.

Man mag im ersten Moment darüber schmunzeln, was auch die UEFA tut («Der Panzer vor dem Stadion ist kein Problem, solange nicht damit geschossen wird»). Im Grunde genommen sollte damit aber nicht gespasst werden. Denn die Aktion wird als politische Provokation empfunden – und kann als Statement interpretiert werden, das den UEFA-Richtlinien zufolge strikt verboten ist.

Was in serbischen Medien als Marketing-Trick beschrieben wird, sorgt nicht nur hierzulande für Irritation. Was hat ein Panzer vor einem Stadion verloren? Dem serbischen Portal «Danas» zufolge wurde das besagte Modell im Jugoslawien-Krieg eingesetzt. Eine Reaktion aus dem Nachbarland Kroatien blieb denn auch nicht aus. Die liberale kroatische Tageszeitung «Jutarnji List» schreibt von einem Skandal und einer Provokation, da am Panzer zunächst ein Banner mit der Aufschrift «Vukovar» angebracht war. Die Grenzstadt ganz im Osten des Landes war während des Krieges in den 90er Jahren eines der am stärksten umkämpften Gebiete. Bei der serbischen Belagerung und der «Schlacht um Vukovar» wurde die Stadt weitgehend zerstört.



Im historischen Kontext betrachtet ist die Idee des Positionierens eines Panzers vor einem Fussball-Stadion keine geistige Glanzleistung. Laut serbischen Medienberichten hatte ein Fanclub die Aktion initiiert. Der Verein habe das Vorhaben im Voraus abgesegnet. Auf seinem Instagram-Account postete Roter Stern Belgrad Fotos des Panzers und nannte ihn eine «Attraktion». Hinterfragt werden muss aber auch die mündlich getroffene Aussage eines UEFA-Vertreters gegenüber Teleclub, wonach es kein Problem darstelle, den Panzer dort zu positionieren, solange nicht geschossen werde. Ein offizielles, verschriftlichtes Statement der UEFA steht derzeit aus.

Ist ein Panzer eine politische Botschaft?

In der Welt des europäischen Fussball-Verbandes werden ansonsten keine politischen Statements geduldet. So ist im Reglement «Safety and Security Regulations» unter Artikel 44 zu lesen: «Jegliche Art von Promotionen und Ankündigungen politischer Botschaften und politischer Aktionen innerhalb oder in der unmittelbaren Umgebung des Stadions ist strikt verboten vor, während und nach dem Spiel.» Die UEFA wirbt denn auch seit Jahren und mit Nachdruck für einen fairen Sport, in dem Rassismus, Sexismus und politische Botschaften keinen Platz haben.



Die Young Boys wollen sich richtigerweise gar nicht erst auf die Diskussionen einlassen und loben die bisher erlebte Gastfreundschaft nach der Ankunft am Montagmorgen in Belgrad. Davon dürfte im Stadion heute Abend wohl nicht mehr allzu viel zu spüren sein. Zu hoffen bleibt, dass die Anhänger von Roter Stern der leidenschaftlichen Unterstützung ihrer Mannschaft keine unnötigen Aktionen folgen lassen, die das Geschehen auf dem Platz beeinflussen. Inwiefern die UEFA ihre Haltung bezüglich des Panzers revidiert, oder gar eine Bestrafung folgen lässt, bleibt ebenfalls abzuwarten.


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