Vieles deutet darauf hin, dass Lionel Messi schon diese Woche einen neuen Vertrag in Paris unterzeichnen wird. Ein spanischer Anwalt will das nun verhindern, wird mit seinem Vorstoss aber höchstens ein müdes Lächeln auslösen.
Lionel Messi wäre wirklich gerne in Barcelona geblieben, anders waren seine Tränen beim Abschied am Sonntag nicht zu verstehen. Der Argentinier hat auch bis zum Schluss alles versucht, um einen Verbleib bei den Katalanen sicherzustellen. Er war bereit, auf einen Grossteil seines bisherigen Lohns zu verzichten und einen neuen Fünfjahres-Vertrag zu unterschreiben, mit welchem man die Zahlungen über einen grossen Zeitraum hätte aufteilen können.
Doch aufgrund des spanischen Arbeitsrechts gab es in dieser Hinsicht gewisse Grenzen. Das Recht sieht vor, dass ein Arbeitnehmer mindestens 50 Prozent seines Gehalts aus einem früheren Engagement beziehen muss. Damit soll verhindert werden, dass Finanzen manipuliert werden können.
Doch selbst wenn Messi im Extremfall seine Dienste hätte gratis anbieten dürfen, hätte er nicht bleiben können, weil die Gehaltsbestimmungen der spanischen Liga dies nicht zugelassen hätten. Ohne den Argentinier betragen die Spielerlöhne bereits 95 Prozent der gesamten Einkünfte. Um die Vorgaben der Liga zu erfüllen, müssen diese noch auf 70 Prozent gesenkt werden. Es ist also gut möglich, dass der eine oder andere Transfer wie Memphis Depay, Sergio Agüero oder Emerson Royal gar nicht nach Barcelona wechseln kann.
Irgendwie geht die Rechnung nicht auf
Messi muss also wohl oder übel gehen. Als neue Adresse hat sich ziemlich schnell Paris herauskristallisiert. Doch obwohl es in Frankreich keine Gehaltslimiten von der Liga gibt, stellen sich dennoch einige Fragen, ob ein solcher Transfer überhaupt konform ist. Schliesslich gibt es auch noch das Financial Fairplay der UEFA, gemäss welchem die Klubs dazu angehalten sind, Einnahmen und Ausgaben über den Zeitraum der letzten drei Jahre auszugleichen.
Natürlich könnten die Pariser nun im Gegenzug Kylian Mbappé ziehen lassen und mit diesem Erlös die Auflagen der UEFA vielleicht sogar erfüllen. Doch allem Anschein nach will man Mbappé behalten und hat ausserdem auch noch andere Stars wie Achraf Hakimi, Sergio Ramos, Georginio Wijnaldum, Gianluigi Donnarumma und Danilo Pereira unter Vertrag genommen.
Diese Tatsache ist auch einem spanischen Anwalt nicht entgangen, der den Transfer von Messi zu PSG deshalb verhindern will. Juan Branco hat bei der Europäischen Kommission auch bereits eine Beschwerde eingereicht, in welcher er schreibt: «Das Einnahmen-Ausgaben-Verhältnis von PSG ist in Bezug auf das Financial Fairplay deutlich schlechter als das des FC Barcelona. In der Saison 2019/20 lag das Verhältnis zwischen Gehältern und Einnahmen der Pariser bei 99 Prozent, während das von Barça 54 Prozent betrug.»
Financial Fairplay vor dem Out?
Die Empfänger der Europäischen Kommission wird dies nun allerdings wenig interessieren. Denn zuständig für die Umsetzung des Financial Fairplays ist einzig und allein die UEFA.
Wie wichtig sie den Fall beurteilen, lässt sich vermuten. Schon in der Vergangenheit liess man Vereine wie eben PSG und Manchester City quasi schalten und walten, wie es ihnen beliebte. Bei praktisch jedem Verfahren wurden die Vereine als nicht schuldig befunden, wurden lediglich ermahnt oder mit einer verhältnismässig kleinen Busse «bestraft». Im Falle von Manchester City waren das vor zwei Jahren zehn Millionen Euro. Dies aber vordergründig wegen Prozessbehinderung und nicht wegen Verstössen gegen das Financial Fairplay.
Demzufolge erstaunt es auch nicht, dass das Financial Fairplay gemäss Informationen des «Kicker» ohnehin bald abgeschafft werden könnte. Der Europäische Fussballverband soll den Vereinen bereits einen neuen Vorschlag präsentiert haben, nach welchem es keine Ausgabenlimite für die Klubs mehr gibt.
Auf ihrer Webseite lobt sich die UEFA noch selber dafür, dass sie mit dem Financial Fairplay das Nettoverschulden der Fussballklubs von 65 auf 35 Prozent senken konnten. Dazu schreiben sie: «Die Tatsachen sprechen für sich und lassen zahlreiche Kritiker, die das Projekt als zu ehrgeizig und zu schwierig in der Umsetzung erachtet hatten, verstummen.» Wenn die UEFA sich jetzt selber zum Schweigen bringt, wird das zumindest die fremdfinanzierten Vereine wenig stören. Und Messi wohl auch nicht.