Ohne Worte Plaudertasche Bale verpasst sich vor dem Schweizer-Spiel einen Maulkorb

sm, sda

9.6.2021 - 18:30

Gareth Bale holt sich für das erste EM-Spiel gegen die Schweiz den letzten Schliff.
Gareth Bale holt sich für das erste EM-Spiel gegen die Schweiz den letzten Schliff.
Bild: Keystone

Für die einen der Messias, für die anderen ein Judas. Die Karriere von Wales-Superstar Gareth Bale wandelt zwischen Heilsbringer und Hassfigur. Am Samstag trifft der einstige Rekord-Transfer beim EM-Auftakt auf die Schweiz.

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Gareth Bale hat sich vor dem EM-Start so etwas wie einen persönlichen Maulkorb auferlegt. «Ich werde bis zum Ende der EM nichts sagen», kündigte der Superstar von Wales in Bezug auf die Fortsetzung seiner Karriere nach dem Kontinentalturnier an. Vieles scheint möglich für den 31-Jährigen, die englischen, walisischen und spanischen Medien überschlagen sich mit Gerüchten.



Kehrt Bale zu seinem Stammverein Real Madrid zurück, wo er unter Rückkehrer Carlo Ancelotti einen Neustart vollziehen könnte? Wechselt er definitiv zurück zu Tottenham Hotspur, das ihn für die abgelaufene Saison aus der spanischen Hauptstadt leihweise übernahm? Oder beendet Bale seine Karriere mit dem letzten EM-Einsatz im Trikot des walisischen Nationalteams?

Bale weiss, wohin sein Weg führt. Er wird aber vorerst schweigen, um kein «Chaos zu verursachen», wie er selber sagt. Nicht wenige Experten fragen sich, wieso der pfeilschnelle Angreifer erst jetzt zu dieser Einsicht kommt. Reden ist Silber, Schweigen ist Gold, oder in der Sprache des walisischen Stürmers: «a shut mouth catches no flies», war für Bale während der Karriere nur selten von Bedeutung. Nicht selten fielen die geäusserten Kommentare auf den Fussballer zurück.

Disput mit Mourinho, Theater bei Real

Im Februar eckte Bale mit einer Aussage bei Jose Mourinho an, der die Spurs bis zu seiner Entlassung im April trainierte. In einem Post auf seinem Instagram-Kanal implizierte der körperlich angeschlagene Bale fit zu sein. Als «völlig falsch» kritisierte Mourinho das Verhalten seines Angreifers, der bei den Spurs wie auch im walisischen Nationalteam aber Narrenfreiheit geniesst. Weil er hier neben markigen Sprüchen auch immer mit Leistung überzeugte. Sofern es seine Fitness zuliess.



In seinen sechs Jahren bei den Spurs entwickelte sich Bale zum gefürchtetsten Aussenangreifer der Liga. Als 2013 das Engagement in London zu ihrem Ende kam, verabschiedete er sich für über 100 Millionen Euro als Spieler des Jahres der Premier League in Richtung Real Madrid. In der spanischen Hauptstadt verkomplizierte sich die Situation mit Fans und Führung trotz sportlichem Erfolg aber zusehends.

Bale schaffte noch immer Aussergewöhnliches: Etwa im spanischen Cup-Final 2014, als er die Partie gegen Erzrivale Barcelona fünf Minuten vor Schluss mit einem unnachahmlichen Sprint von der Mittellinie an entschied. Oder die beiden Tore im Champions-League-Final 2018 gegen Liverpool: das erste davon magisch, per Fallrückzieher.

Nur entstand aus solchen Highlights bei den Königlichen keine Liebe zu den Fans, wie sie Bale bei Tottenham und im walisischen Nationalteam spürte. Als sich auch noch ein Transfer nach China zerschlug, begann Bale zu reden. Es bekam ihm nicht gut.

Die starke Bilanz nach seiner Rückkehr zu den Spurs

Manchmal schoss er feinere Pfeile in Richtung seines Arbeitgebers, etwa wenn er im Kreis der Nationalmannschaft sagte: «Es ist der Stolz für dieses Land zu spielen, es gibt nichts Grösseres. Wenn das Team diese Liebe von den Fans erhält, macht das die Spieler glücklich. Und wenn man glücklich ist, spielt man besser.»

Bei anderen Gelegenheiten attackierte er Real frontal und überfallartig, wie er dies auch auf dem Platz mit seinen Gegenspielern zu tun pflegt. Für Entrüstung über Spanien hinaus sorgte etwa seine Aussage von 2019: «Ich habe noch drei Jahre Vertrag. Wenn sie wollen, dass ich gehe, müssen sie mir 17 Millionen Euro pro Saison zahlen. Sonst bleibe ich hier und spiele halt Golf», sagte Bale.



Erst mit der Rückkehr zu den Spurs sorgte Bale öfters auch wieder auf dem Platz für Schlagzeilen. Elf Tore in 20 Ligaspielen sind eine starke Ausbeute für einen Spieler, der immer wieder mit Blessuren zu kämpfen hatte. Dass er nun schweigt, freut allen voran Real Madrid. Für das Schweizer Nationalteam, Wales' Auftaktgegner an der EM-Endrunde am Samstag, ist es nicht unbedingt eine gute Nachricht.