Der FC Barcelona muss beim formstarken Sevilla dringend einen Sieg einfahren, wenn man den Anschluss an die Spitze nicht weiter verlieren will. Das Team von Coach Xavi hat dabei einige Problemfälle zu bewältigen.
Kürzlich wurde Real-Trainer Carlo Ancelotti gefragt, ob Barça ihr direkter Konkurrent sei. Die Antwort des Italieners: «Momentan nicht, denn es gibt andere Mannschaften, die ihnen voraus sind, wie Sevilla, Betis und Atléti.»
In der Tat liegen die Katalanen bereits 16 Zähler hinter den Königlichen. Und am Dienstagabend (live auf blue TV ab 21.15 Uhr) muss man noch bei Verfolger Sevilla antreten. Die Andalusier verloren in dieser Saison bisher noch kein einziges Liga-Heimspiel.
Umso wichtiger wäre ein Sieg für das Team von Trainer Xavi. Den designierten Heilsbringer plagen dabei viele Sorgen. «Wir haben das Spielmodell verloren und das müssen wir wiedererlangen.» Er wisse nicht, wer dafür verantwortlich sei, denn er sei sechs Jahre lang abwesend gewesen, so der 41-Jährige. Seine bittere Erkenntnis nach ein paar Wochen Amtszeit: «Die Mehrheit versteht das Positionsspiel nicht.»
Fast eine Forfait-Pleite eingefangen
Nicht ganz einfach zu verstehen sind offenbar für den Neocoach auch die Reglemente des spanischen Verbandes. So schreibt eine RFEF-Regel vor, dass mindestens sieben Spieler der ersten Mannschaft auf dem Platz stehen müssen. Im Umkehrschluss bedeutet dies, dass höchstens vier Spieler der Reservemannschaft (Barça B) auf dem Spielfeld stehen dürfen.
Diese Regel soll eigentlich verhindern, dass Teams, für die in der Schlussphase der Meisterschaft nichts mehr auf dem Spiel steht, den Wettbewerb abwerten, indem sie eine Mannschaft mit Ersatzspielern und Spielern aus der Reservemannschaft aufstellen.
Am letzten Spieltag gegen Elche wollte Xavi während der Partie eigentlich ein Nachwuchsprofi einwechseln, wurde aber gerade noch rechtzeitig von einem Teambetreuer gestoppt, der so höchstwahrscheinlich eine Forfait-Niederlage verhinderte.
Die Jugend überzeugt
Tatsächlich wird die Entwicklung junger Talente nun durch die Vorschrift behindert. Denn die Lazarettliste ist mit Serginho Dest, Pedri, Sergi Roberto, Ansu Fati, Memphis Depay oder Martin Braithwaite ziemlich lang. Zudem gab Sergio Agüero nach seinen Herzproblemen seinen Rücktritt, Dani Alves ist noch nicht spielberechtigt.
Dabei sind die unbekümmerten Jungen ein Lichtblick in den dunklen Tagen beim kriselnden Weltklub. «Ich hebe die jungen Spieler hervor, weil es eine Überraschung ist», meint Xavi und erläutert, einige Junge würden «direkt den Unterschied» machen. Zu den Senkrechtstartern gehört etwa Gavi, dessen Vertrag in eineinhalb Jahren ausläuft. «Wenn es nötig ist, legen wir das Geld unter uns allen zusammen», unterstreicht Xavi seine Bedeutung. «Wir dürfen Spieler wie Ansu, Pedri, Araújo oder Abde nicht verlieren – sie sind die Zukunft dieses Vereins.»
Nicht dabei ist zukünftig aber wohl Yusuf Demir. Die 18-jährige Leihgabe von Rapid Wien soll gemäss «Sky» auf dem Abstellgleis stehen, da der Klub die Kaufpflicht in Höhe von zehn Millionen Euro, die beim zehnten Pflichtspieleinsatz (aktuell neun) fällig wäre, umgehen will. Deshalb drohen die Barça-Bosse, den talentierten Spielmacher das nächste halbe Jahr auf der Bank versauern zu lassen. Früher hätte man den Betrag aus der Portokasse gezahlt. Inzwischen herrscht finanzielle Ebbe.
Einige Stars stecken im Formtief – Umbruch steht bevor
Weniger happy ist man bei den Los Cules momentan mit diversen anderen Spielern. Goalie Marc-André ter Stegen war lange ein sicherer Rückhalt. In den letzten Monaten patzte der Deutsche gleich mehrfach. «Es gibt viel Kritik an ihm, aber man muss auch bedenken, was er gut macht. Wenn der Torwart versagt, wird er ins Visier genommen – aber ich bin sehr zufrieden mit ihm. Am Ball ist nur Neuer auf seinem Niveau», bilanziert Xavi.
Frenkie de Jong sollte auf dem Papier Taktgeber des Teams sein. Der Holländer steckt aber ebenfalls schon länger im Formtief. Es gab sogar vereinzelt Pfiffe gegen ihn. De Jong habe praktisch jede Minute spielen müssen und sei deshalb ausgelaugt, so Xavi. Auch mache der 24-Jährige viel Defensivarbeit, die man vielleicht nicht so wahrnehme, hält der Weltmeister von 2010 fest.
Auch Ousmane Dembélé stand bei vielen schon auf dem Abstellgleis. Xavi hält aber grosse Stücke auf den Franzosen, der bei Barça bisher vor allem durch seine Verletzungsanfälligkeit und Unpünktlichkeit auffiel.
Nichtsdestotrotz werden einige verdiente Stars bald den Klub verlassen müssen. Ganz oben auf der Abschussliste stehen Luuk de Jong und Philippe Coutinho. In der Winterpause sollen mit Ferran Torres (von Man City) und Alexis Sanchez (von Inter) Verstärkungen geholt werden. Diese sollen helfen, die Maxime von Xavi zu erfüllen, sprich «bis zum Schluss um den Titel kämpfen». Dafür brauchen die Blaugrana zum Halbjahresabschluss unbedingt drei Punkte.
Di 21.12. 21:15 - 00:30 ∙ blue Sport Live ∙ Live Fussball: FC Sevilla - FC Barcelona
Event ist beendet
Anm.d.Red.: Quotes von Xavi teilweise von Barçawelt