Wenn Treue bestraft wird Barça droht De Jong nach Manchester-Absage mit «Hausarrest»

tbz

15.7.2022

Frenkie de Jongs Zukunft bleibt trotz klarer Haltung seinerseits ungewiss.
Frenkie de Jongs Zukunft bleibt trotz klarer Haltung seinerseits ungewiss.
Bild: Keystone

Das grosse Transferziel von Manchester United heisst Frenkie de Jong. 100 Millionen Franken beträgt die vereinbarte Ablösesumme mit dem FC Barcelona. Aber der Holländer will gar nicht wechseln. Was nun?

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15.7.2022

«Frenkie steht nicht zum Verkauf» – so Joan Laportas klare Ansage zu Beginn des Monats. Der Barça-Präsident stärkt dem Mittelfeldspieler öffentlich den Rücken, lässt die Verkaufsverhandlungen mit Manchester United hinter den Kulissen aber weiterlaufen. Am 14. Juli dann die Einigung. 85 Millionen Pfund (100 Millionen Franken) sollen die Engländer gemäss Transfer-Guru Fabrizio Romano für De Jong nach Barcelona überweisen. Der Spieler selbst will aber gar nicht wechseln. Bloss, wen interessiert's?

Es ist ein Desaster für die Red Devils. Das auserkorene Transferziel des Sommers, Frenkie de Jong, weigert sich, den FC Barcelona zu verlassen, und sich Ex-Coach Erik ten Hag und seiner Old-Trafford-Revolution anzuschliessen. Diese scheint auf bestem Weg, zumal man Erzrivale Liverpool in einem Testspiel zuletzt mit 4:0 abschoss.

«Ausgeschlossen, dass ich Barcelona verlasse»

Das reicht dem Mittelfeld-Juwel aber offenbar nicht. Die Meinung des Holländers ist nämlich gemacht. Frisch verlobt will sich der 25-Jährige auf keinen Fall aus seinem neuen Haus im exklusiven Stadtteil Pedralbes in Barcelona vertreiben lassen. Das Ziel: Die Katalanen zu alter Grösse zurückzuführen.

«Es ist ausgeschlossen, dass ich Barcelona verlasse», soll de Jong zuletzt seinen Teamkollegen mitgeteilt haben. Seine beiden Berater, Ali Dursun und Hasan Cetinkaya, hat der Holländer gemäss Medienberichten nun mit einer ähnlichen Nachricht zur Klubführung entsandt.

Dort scheint der Entscheid jedoch weniger gut angekommen zu sein, als Laporta dies in der Öffentlichkeit zugeben würde. Nebst den verlockenden 85 Millionen Pfund könnte Barça bei einem Verkauf nämlich auch auf der Lohnliste Abstriche machen. Rund 15 Millionen Euro soll der Holländer jährlich verdienen. Eine ziemliche Nummer für einen finanziell derart angeschlagenen Verein.

Seit Monaten gehen Gerüchte um, der Klub könne bei einem Verbleib de Jongs keine neuen Spieler anmelden. Das stimmt so nicht. Oder nicht mehr. Die vom Verband aufgedrückten finanziellen Einschränkungen sind für das Sorgenkind der spanischen Liga seit Anfang Juli Geschichte. Durch die umstrittene Veräusserung wichtiger Einnahmequellen sind die grössten finanziellen Hürden vorerst gemeistert.

Droht de Jong nun «Hausarrest»?

Dennoch scheint Laporta den dicken Scheck aus England auf keinen Fall ausschlagen zu wollen. Die Haltung des Spielers erscheint bei einer solchen Summe unwichtig. Neusten Gerüchten zufolge spielt der Klub mit dem Gedanken, de Jong während der Saisonvorbereitung in den USA zu Hause zu lassen. Die Katalanen fliegen am Samstag für Freundschaftsspiele mit Inter Miami, Real Madrid, Juventus Turin, Club Universidad Nacional und den New York Red Bulls über den Teich. Ein fieses Druckmittel. Denn ohne Saisonvorbereitung rückt ein Platz in Xavis Startelf selbst für den sonst gesetzten Mittelfeld-Regisseur plötzlich in weite Ferne.

Auch in Manchester stört man sich offenbar nicht daran, dass der Spieler keine Lust auf einen Abstecher in den Nordwesten Englands zu haben scheint. Seit Wochen steht der Holländer ganz oben auf der Wunschliste der Red Devils. Alternativen werden kaum in Erwägung gezogen.

Wie Transfers ablaufen können, die von Spielerseite unerwünscht sind, zeigte in der letzten Saison Romelu Lukakus Wechsel von Inter Mailand zum FC Chelsea. Nachdem die Mailänder ihren Torgaranten im Wissen einer 113-Millionen-Euro schweren Ablösesumme richtiggehend nach London eskortiert hatten, floppte der Belgier bei den Blues gewaltig und kehrte nur ein Jahr später wieder zurück.

Ob sich die Situation um de Jong in eine ähnliche Richtung entwickelt, bleibt abzuwarten. Noch scheint das letzte Wort nicht gesprochen, das letzte Gehaltsangebot nicht unterbreitet. Bleibt zu hoffen, dass die Saga keine zerschnittenen Tischtücher zurücklässt. Die spanische Liga startet für den FC Barcelona am 13. August zu Hause gegen Rayo Vallecano.