Schieflage Bordeaux kämpft erneut mit Finanzproblemen – droht dem Klub von Petkovic gar das Aus?

Von Syl Battistuzzi

26.11.2021

Vladimir Petkovic dürften die neuesten Entwicklungen bei seinem Arbeitgeber nicht gefallen.
Vladimir Petkovic dürften die neuesten Entwicklungen bei seinem Arbeitgeber nicht gefallen.
Bild: Getty

Girondins de Bordeaux kämpft seit einigen Monaten mit finanziellen Problemen. Der Traditionsklub ist offenbar auch unter der neuen Führung tief in den roten Zahlen und soll nun gemäss einem Insider kurz vor dem Kollaps sein. 

Von Syl Battistuzzi

26.11.2021

In der Ligue 1 befindet sich der Verein, für den Fussball-Grössen wie Zinedine Zidane, Alain Giresse, Bixente Lizarazu, Jean Tigana oder Christophe Dugarry aufliefen, mittendrin im Abstiegssumpf. Nach 14 Spieltagen liegen Les Girondins mit 13 Punkten nur auf dem 16. Platz.

Noch trister sieht die Lage aber gemäss Berichten abseits des Platzes aus. Bereits im letzten Sommer entging man nur knapp dem Zwangsabstieg. Doch die finanziellen Probleme wurden abgewendet, nachdem der neue Besitzer, der spanisch-luxemburgische Unternehmer Gérard Lopez, einen Sanierungsplan vorgelegt hatte.

Scheitert Angrifffsplan bereits frühzeitig?

Lopez verfolgt in Bordeaux nach eigenen Angaben einen mehrjährigen Plan. Kurzfristig will er den sechsfachen französischen Meister wieder in der vorderen Tabellenhälfte der Ligue 1 etablieren. Für die sportliche Mission hat Lopez Vladimir Petkovic auserwählt. Der 58-Jährige verliess dafür nach sieben Jahren im Sommer den Posten als Nati-Coach.

Doch nun könnte sein Abenteuer vielleicht schneller beendet sein, als ihm lieb ist. Die nationale Kontroll- und Managementabteilung der französischen Liga (DNCG) kontrolliert seit der Übernahme die Löhne sowie Kauf und Wiederverkauf von Spielern bei Girondins. Der Klub aus dem Südwesten Frankreichs muss weiterhin mit den Beschränkungen klarkommen, wie DNCG diese Woche bestätigte.

Vladimir Petkovic (l.) mit Bordeaux-Präsident Gérard Lopez.
Vladimir Petkovic (l.) mit Bordeaux-Präsident Gérard Lopez.
Bild: Getty

In der Winterpause kann Petkovic also nicht aufrüsten, ohne dass man zuvor Spieler verkauft. Die Girondins-Bosse wollten nach der Anhörung mit DNCG keine Budget- oder Defizitprognose öffentlich bekannt geben, liessen aber mitteilen, dass «der Aktionär bereits den gesamten Bedarf des Vereins für den Rest der Saison finanziert hat, ohne dass Verkäufe erforderlich sind». 

Kein Geld für das Weihnachtsessen des Frauen-Teams

Etwas weniger rosig zeichnet die Lage der renommierte Investigativ-Journalist Romain Molina. «Die finanzielle Situation in Bordeaux ist sehr kompliziert. Gerard López ist aktiv auf der Suche nach Geld (auch wenn er schon wieder verkaufen muss). Der Verein hat intern bekannt gegeben, dass er kein Geld für das Weihnachtsessen der Frauenabteilung hat. Die Spielerinnen wurden daher gebeten, jeweils 20 Euro beizusteuern ... Es wird versucht, jeden Cent bei der Jugend und den Mädchen einzusparen (es wird versucht, Spielerinnen zu verkaufen, um die Gehälter zu senken ...). Der Verein hat sich auch verpflichtet, im Winter Spieler zu verkaufen», twitterte der Franzose. 

Er ist sich sicher, dass Lopez – der bis vor zwei Jahren noch Geldgeber beim aktuellen Meister OSC Lille war – mit Bordeaux bald Schiffbruch erleidet. Nicht förderlich sind für die Fans der Marines et Blanc dabei die Nachrichten aus Belgien. Mouscron, welcher ebenfalls Lopez gehört, soll immer noch grosse Zahlungsrückstände bei den Spielergehältern haben ...

Ob Petkovic also – unabhängig von der sportlichen Lage – noch lange in den Genuss der exquisiten Küche und tollen Weine aus der Region kommt, ist zu bezweifeln. Sein Nachfolger Murat Yakin, welcher aus den Niederungen der Challenge League zur Nati kam, kann hingegen nach der erfolgreichen WM-Qualifikation munter Siegeszigarren rauchen. Auch im Trainer-Business geht es manchmal schnell zu und her.