Marcel Hug gewinnt den Marathon von Paris und erreicht so sein Ziel einer Goldmedaille an den diesjährigen Paralympics.
Angekommen im Ziel gleich vor dem imposanten Hotel des Invalides mit der goldenen Kuppel, nimmt sich Marcel Hug ein paar Minuten Zeit für sich. Sein Trainer Paul Odermatt geht zu ihm hin, fasst ihn an beide Schultern. Es ist ein inniger Moment zwischen Athlet und Trainer, nachdem Hug in seinem letzten Einsatz an den Paralympics in Paris einen klaren Sieg im Marathon gefeiert hat. Der 38-jährige Thurgauer holt seine siebte Goldmedaille bei Paralympischen Spielen. Nach dem Marathon über 42,195 Kilometer durch die Strassen von Paris muss Hug einen Interview-Marathon absolvieren. Die Erschöpfung ist in seinen Worten spürbar.
Marcel Hug, Sie sind mit dem Ziel nach Paris gekommen, unbedingt eine Goldmedaille zu gewinnen. Jetzt haben Sie es geschafft. Wie fühlen Sie sich?
«Es ist ein Mix zwischen sehr, sehr zufrieden und sehr glücklich, dass es mit der Goldmedaille geklappt hat. Aber jetzt bin ich auch extrem erschöpft. Mental, aber auch physisch. Und es tut mir alles weh, vor allem der Rücken von diesen Pflastersteinen auf der Strecke. Es hat alles die ganze Zeit vibriert. Es war hart.»
Sie sprechen die Strecke an. Ein beachtlicher Teil der Strecke ist mit Pflastersteinen belegt, was schon im Vorfeld für Diskussionen sorgte. Wie war es?
«Das ist wirklich eine Challenge für uns Rennrollstuhlfahrer und auch eher aussergewöhnlich mit so vielen Pflastersteinen. Aber wir konnten uns darauf einstellen, und am Ende ist die Strecke für alle gleich. Ich habe das Beste daraus gemacht, aber es war wirklich sehr tough.»
Zu Beginn des Rennens klebte der Chinese Jin Hua an ihrem Hinterrad und schien Sie wie schon auf der Bahn zu fordern. Doch am Ende fuhren Sie fast vier Minuten Vorsprung heraus. Diesmal ging Ihre Taktik auf.
«Ja, die ist sehr gut aufgegangen. Ich wollte von Anfang an Druck machen, damit wir wegkommen. Dann haben wir uns gut unterstützt, und ich konnte auch vom Windschatten profitieren. Er hat auch gute Führungsarbeit geleistet. Ich habe dann aber gemerkt, dass er in den technischen Passagen Mühe hatte. Deshalb habe ich nach den Kurven immer noch etwas mehr Tempo gemacht. So bin ich dann irgendwann weggekommen.»
Sie haben jetzt zum dritten Mal in Serie nach Rio de Janeiro 2016 und Tokio 2021 den paralympischen Marathon gewonnen. Was bedeutet Ihnen das?
«Sehr viel. Es ist für mich ein toller Abschluss dieser Paralympics. Ich habe mein Ziel mit der Goldmedaille erreicht und einen kompletten Medaillensatz gewonnen. Das ist wirklich super.»
Vor den Spielen erwarteten einige, dass Sie wie in Tokio wieder vier Goldmedaillen holen würden. Spüren Sie diese Erwartungshaltung?
«Vier Goldmedaillen darf ich nicht erwarten, das wäre zu extrem. Aber eine habe ich unbedingt gewollt. Das Rennen über 5000 m (Silber) war schwierig, da hätte ich vielleicht anders fahren müssen. Aber über 1500 m (Silber) und 800 m (Bronze) habe ich das Maximum herausgeholt. Im Marathon sowieso. Über alle Rennen gesehen bin ich sehr zufrieden.»
Bestritten Sie heute ihren letzten paralympischen Marathon?
«Keine Ahnung. Los Angeles 2028 ist noch weit weg, und ich habe immer gesagt, dass es eher unwahrscheinlich ist, dass ich dort noch dabei bin. Ich geniesse jetzt zuerst mal, was ich in Paris erlebt habe. Dann geht es schon weiter mit den Marathonrennen der Major Series im Herbst. Danach werde ich entscheiden, wie es weitergeht. Ich weiss nicht, ob das meine letzten Paralympics waren, aber ich habe sie genossen, wie wenn das so wäre.»
sda