Unterschiedliche Gemütslage bei den Mercedes-Piloten nach dem Formel-1-GP in Sotschi: Während der bestrafte Lewis Hamilton seinem Ärger Luft macht, sendet Sieger Valtteri Bottas den Kritikern eine deutliche Botschaft.
Dominator Lewis Hamilton bringt sich am Sonntag gleich selbst um die Chance, Michael Schumachers Rekord von 91 GP-Siegen einzustellen. Zweimal absolviert der Engländer in der Aufwärmrunde seine üblichen Probestarts an einer nicht vorgesehenen Stelle der Strecke und wird dafür von den Stewards zweimal mit einer Fünf-Sekunden-Strafe sanktioniert.
Die Folge: Hamilton sitzt die Zeit beim für den Reifenwechsel eingelegten Boxenstopp ab und fällt zwischenzeitlich auf Rang 11 zurück. Dank der beherzten Aufholjagd reicht es zum Rennschluss dennoch für Platz 3 – ein schwacher Trost für Hamilton.
Der Verdacht von Hamilton
«Noch nie gab es ein Problem deswegen. Ich habe nichts anderes getan als an anderen Wochenenden. Ich starte immer ein wenig weiter vorne als normal. Ich will einfach nicht dort losfahren, wo alle losfahren, denn dort liegt zu viel Gummi – und das ist nicht vergleichbar mit dem Startplatz», erklärt der 35-Jährige nach dem Rennen.
Deshalb habe er kein Verständnis für die ausgesprochene Strafe. «Das ist eine interessante Entscheidung der Rennleitung. Noch nie hat meiner Meinung zufolge ein Fahrer eine Strafe für so etwas erhalten, und da drängt sich schon der Verdacht auf, dass wir aufgehalten werden sollen. Es ist ja auch nicht das erste Mal», deutet der unangefochtene WM-Leader an. Für Hamilton ist es im laufenden Jahr bereits das vierte Mal, dass er von der Rennleitung belangt wird.
Von der Rückversetzung seines Teamkollegen am Sonntag profitiert Valterri Bottas, der so seinen zweiten Saisonsieg einfahren kann – trotz denkbar ungünstigem Rennauftakt. «Ich habe beim Start versucht, zu überholen, aber dann ist mir eine riesige Biene oder so auf das Visier geflogen. Das hat mich irritiert und ich bin etwas über die Kurve hinausgeschossen», schildert der Finne.
Der Aussetzer von Bottas
Er habe die Ruhe deswegen aber nicht verloren und gewusst, dass noch viel passieren könne. «Dann bekam Lewis die Strafe, ich hatte endliche freie Fahrt. Mein Tempo war gut und ich alles unter Kontrolle. Ich gebe nie auf – und das hat sich heute bezahlt gemacht. Ich werde keine Sekunde nachlassen. Dieser WM-Kampf ist noch nicht vorbei», sagt Bottas seinem Teamkollegen den Kampf an.
Bottas ist die Erleichterung unmittelbar nach der Zieleinfahrt anzumerken. Kurzzeitig platzt ihm gar der Kragen, via Boxenfunk wendet er sich unmissverständlich an seine Kritiker: «Eine Botschaft an all meine Kritiker und alle, die sich angesprochen fühlen: F*** you!»
An der Pressekonferenz darauf angesprochen, erklärt der Finne seinen verbalen Aussetzer. «Das kam von innen raus. Ich möchte es nicht Frust nennen, aber es war ein wenig Anspannung. Ich war oft so kurz vor dem Sieg und jetzt hat es endlich geklappt. Klar hatte ich Glück, aber ich habe mir das jetzt auch einmal verdient.»