Tom Lüthi sitzt wegen des Coronavirus seit Monaten viel auf dem Mountainbike statt auf dem Rennmotorrad. Der Berner muss sich weiter gedulden. Frühestens Mitte Juli steht das nächste Moto2-Rennen an.
Beim Training im Wald nahe seines idyllisch gelegenen Hauses wird schnell offensichtlich, dass sich Tom Lüthi auch auf dem Mountainbike äusserst wohl fühlt: schnelle Abfahrten mit perfekt getimtem Griff in die Bremsen vor engen Kurven, kräftige Antritte bergauf, dazu – zur Show – auf dem rutschigen Waldboden Slides und Wheelies.
«Hauptsache Zweirad», sagt der 33-Jährige aus dem bernischen Linden mit einem Schmunzeln. Es sei in diesen Zeiten nicht ganz einfach zu trainieren und sich fit zu halten. «Ich habe aber das Glück, dass ich recht abgelegen wohne und mit dem Bike sehr schnell im Wald bin.»
«Nicht mein Lieblings-Bike»
Lüthi stellt aber klar, dass dieses Zweirad – da ohne Motor – «nicht mein Lieblings-Bike ist». Vielmehr hoffe er natürlich, «dass wir bald wieder Rennen fahren können». Der Berner sagt dies im Bewusstsein, dass sein nächstes Rennen noch viele Wochen entfernt ist. In diesen Tagen wurde bekannt, dass der Rechteinhaber Dorna die Option prüft, den nächsten Grand Prix am 19. Juli in Jerez de la Frontera auszutragen. Eine Woche später ist auf dem andalusischen Circuit gleich ein weiteres Rennen geplant, wiederum ohne Zuschauer und mit einer stark reduzierten Zahl an Teammitgliedern.
Dieser Plan muss jedoch von der spanischen Regierung noch genehmigt werden. Und wie der Rennkalender danach aussieht, kann die Dorna wohl erst Ende Mai bekanntgeben. Es gebe viele Gerüchte über das Wo und Wann von weiteren Grands Prix, doch bestätigt sei nichts, sagt Lüthi.
«Zu trainieren und sich fit zu halten, ohne das Datum des nächsten Rennens zu kennen, war anfänglich nicht einfach.» Der Sportler brauche ein Ziel, auf welches er hinarbeiten könne. Da es dieses nicht gab, stellte sich bei Lüthi zunächst eine Leere ein. Diesen Punkt hat der Emmentaler längst überschritten. Er ist überzeugt: «Wenn es heisst, dass es losgeht, dann bin ich bereit.»
10. Platz in Katar ist verarbeitet
Bestens gerüstet und bereit für Grosstaten hatte sich Lüthi auch Anfang März vor der Abreise zum Saisonauftakt in Katar gefühlt. Dann jedoch folgte die riesige Enttäuschung. Der 17-fache Grand-Prix-Sieger, der in Katar schon oft brillante Vorstellungen abgeliefert hatte, war auf der Kalex während des ganzen Rennwochenendes nicht konkurrenzfähig. Von Position 18 gestartet, war trotz grossem Kampf nicht mehr als der 10. Platz möglich.
Diesen Rückschlag habe er mittlerweile aber verarbeitet. «Zeit dafür blieb ja genügend», so der Berner Routinier, der in den kommenden Wochen die Spannung nach und nach wieder aufbauen will. Idealerweise werden vor dem ersten Rennen nach der Coronavirus-Zwangspause noch Testfahrten stattfinden. «Das wäre dann schon fast die Luxus-Variante.»