Vor 69 Jahren Der dritte Mann brach für Ferrari den Bann

SDA

14.7.2020 - 04:04

Wenn die roten Boliden hinterherfahren oder sich abschiessen, erinnert man sich wehmütig an bessere Zeiten. Heute vor 69 Jahren, am 14. Juli 1951, gewinnt Ferrari erstmals ein Formel-1-Rennen.

Die erste Automobil-Weltmeisterschaft wurde 1950 in bescheidenem Rahmen, mit sieben Rennen, ausgetragen. Der Italiener Alberto Ascari als Zweiter in Monaco und der Brite Peter Whitehead als Dritter am Grand Prix von Frankreich brachten es als erste Ferrari-Fahrer auf das Podest. Zu gross war damals noch die Überlegenheit von Alfa Romeo, dem übermächtig scheinenden Konkurrenten aus dem 140 Kilometer entfernten Mailand.

In der Saison 1951, die Ende Mai im Bremgartenwald bei Bern gestartet wurde, gewann Alfa Romeo die ersten drei Rennen in Europa allesamt, zwei davon durch den nachmaligen Weltmeister Juan Manuel Fangio. Aber am 14. Juli schlug in Silverstone die Stunde der Scuderia Ferrari. Der zwischen London und Birmingham gelegene Rundkurs schien Ferraris Chancen von Vornherein zu erhöhen. Die Geraden waren nicht allzu lang, sodass Alfa Romeo die Überlegenheit seiner Motoren nicht so sehr sollte ausspielen können. Andererseits musste der dritte Ferrari, jener des Argentiniers José Froilan Gonzalez, mit nur einem Vergaser und dadurch mit 30 PS weniger auskommen.

Alberto Ascari wird nach dem ersten Sieg für Ferrari auf Händen getragen.
Alberto Ascari wird nach dem ersten Sieg für Ferrari auf Händen getragen.
Bild: Getty

Die Vorhersagen bestätigten sich. Alfa Romeo konnte seine Stärken nicht dermassen gut zur Geltung bringen wie anderswo. Gerade Gonzalez wurde im Rennen Fangios ärgster Rivale. Ferrari konnte das Nachtanken so lange hinauszögern, dass Gonzalez einen beträchtlichen Vorsprung herausfuhr.

Gonzalez wollte sich für Ascari opfern

Ferraris Topfahrer Ascari – er gewann 13 Rennen, wurde zweimal Weltmeister und verunglückte 1955 bei Testfahrten in Monza tödlich – schied mit einem Getriebeschaden aus. Es war die Zeit, in denen ein Fahrerwechsel noch möglich war. Gonzalez glaubte, er müsste sein Gefährt Ascari überlassen. Als er zum Tanken an die Boxen kam, stieg er aus, um Ferraris erstem Fahrer Platz zu machen. Aber er wurde angewiesen, selber weiterfahren. Schliesslich brachte Gonzalez einen Vorsprung von satten 50 Sekunden auf Fangio ins Ziel.

Die Schweizer Fachzeitung «Sport» in Zürich widmete seinerzeit der Formel 1 breite Artikel. Über das Rennen war unter anderem zu lesen: «Was wir in unserer Vorschau auf das Rennen in Silverstone angedeutet haben, ist eingetroffen. Alfa Romeo hat seine erste diesjährige Niederlage bezogen, nachdem die Mailänder Scuderia schon in den vorangegangenen Rennen gewisse Schwächen verraten hatte. ... Im vierten Aufeinandertreffen in diesem Jahr konnte nun Ferrari den längst verdienten Sieg feiern. Träger des Erfolgs ist erstaunlicherweise keiner der beiden bisherigen Stützen Ascari und Villoresi, sondern Gonzalez, der sozusagen in letzter Minute in die Fabrikmannschaft aufgenommen worden war. Fangios Landsmann hat seine Berufung glänzend rechtfertigt. ... Der Sieg von Ferrari ist umso beachtlicher, als Gonzalez bereits die beste Trainingszeit gefahren war.»

Ferrari hatte seine Siegespremiere möglicherweise auch dem damals brandneuen britischen Rennstall BRM («British Racing Motors») zu verdanken. Das Rennen in Silverstone war ursprünglich für den Mai programmiert. BRM war jedoch mit der Entwicklung noch nicht so weit, dass es schon im Mai in seiner Heimat hätte starten können. Deshalb – so hiess es in einer inoffiziellen Version – sei das Rennen verschoben worden. Selbst der 14. Juli kam für BRM noch früh. Für das Training waren die beiden Autos noch nicht einsatzfähig. Sie wurden für das Rennen jedoch zugelassen und auf die hintersten zwei Startplätze gesetzt. Umso verblüffender war das Abschneiden: Reg Parnell wurde Fünfter, Peter Walker Siebter. Dank dem terminlichen Entgegenkommen für BRM hatte Ferrari ein paar Wochen mehr Zeit erhalten, um besser zu werden.

Es folgten viele rote Weltmeister

Mit dem Triumph in Silverstone brachen für Ferrari alle Dämme. Ascari siegte gleich darauf sowohl auf dem Nürburgring als auch in Monza. In den Saisons 1952 und 1953 hiess der Weltmeister Ascari. Fangio errang 1956 seinen vierten von fünf Weltmeistertiteln ebenfalls in einem Ferrari. Jetzt war der Weg frei für die Weltmeister der Scuderia Ferrari, die im Lauf der Jahrzehnte noch folgen sollten: Mike Hawthorn, Phil Hill, John Surtees, Niki Lauda, Jody Scheckter, Michael Schumacher und Kimi Räikkönen.

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