Automobil Erinnerungen an 2007 als Strohhalm

SDA

2.11.2017 - 12:03

Zürich

Am Samstag ist es genau zehn Jahre her, als mit Kimi Räikkönen letztmals ein Fahrer von Ferrari den WM-Titel in der Formel 1 gewann. Aus jenem Saisonfinale kann Sebastian Vettel Mut schöpfen, schliesslich war die Ausgangslage damals noch aussichtsloser als heute.

Eine gute Nachricht für alle Fans von Ferrari: Sebastian Vettel ist einer von nur zwei Fahrern, die den anstehenden Grand Prix der USA in Austin seit dessen Premiere 2012 gewinnen konnten. Die schlechte Nachricht: Ausser 2013 siegte in der texanischen Hauptstadt stets Lewis Hamilton - viermal bereits.

Selbst bei einem Erfolg Vettels am Sonntag auf dem Circuit of the Americas bräuchte es in den kommenden Wochen nahezu ein Wunder, damit erstmals seit 2007 wieder einmal ein Fahrer von Ferrari Weltmeister wird. Ausgerechnet jene Saison vor zehn Jahren zeigt jedoch auf, dass ein Titelkampf erst dann entschieden ist, wenn es auch rechnerisch keinerlei Restzweifel mehr gibt.

Bei noch zwei ausstehenden Rennen lag Ferraris Kimi Räikkönen damals, als es noch lediglich 10 Punkte für einen Sieg gab, als WM-Dritter 17 Zähler hinter dem Leader zurück. Dieser hiess Lewis Hamilton und absolvierte als damals 22-Jähriger seine erste Saison in der Königsklasse. Zweifel daran, dass der Brite als erster Rookie in der Formel-1-Geschichte Weltmeister werden würde, gab es angesichts von 12 Punkten Vorsprung auf den McLaren-Teamkollegen Fernando Alonso fast keine mehr. Räikkönen hatten ohnehin nur noch die kühnsten Optimisten im Ferrari-Lager auf der Rechnung.

"Alles läuft in Hamiltons Richtung"

Ein Jahr später war das Saisonfinale ebenfalls kaum an Dramatik zu überbieten. Der Glückliche nach einer schier unglaublichen Wende im Titelkampf war damals Hamilton, der dem Brasilianer Felipe Massa in dessen Heimrennen den schon sicher geglaubten WM-Titel mit einem geglückten Überholmanöver gegen Timo Glock 800 m vor dem Ziel entriss.

Der noch amtierende Formel-1-Weltmeister Nico Rosberg hat jene Titelentscheidungen als damals junger Fahrer von Williams hautnah miterlebt. Angesprochen auf die Ausgangslage in diesem Jahr meint der Deutsche vielsagend: "Hamilton hat das Momentum auf seiner Seite, alles läuft in seine Richtung."

Geschlagen geben will sich Vettel trotz der jüngsten Rückschläge in Asien mit zwei Ausfällen und einem letzten Startplatz in Malaysia freilich nicht: "Was uns passiert ist, kann anderen jederzeit auch passieren. Es gleicht sich alles immer wieder aus." Dem im Thurgau wohnenden Hessen bleibt nichts anderes übrig, als das Beste aus den eigenen Möglichkeiten herauszuholen. Aus eigener Kraft kann er Hamilton am Gewinn des WM-Titels nicht mehr hindern.

Gleichwohl gilt es trotz aller Negativschlagzeilen in den vergangenen Tagen zu bedenken, dass Ferraris Aufschwung auf diese Saison hin ausserordentlich war. Er müsste die Roten und deren schnell hektisch werdendes Umfeld für die Zukunft eigentlich optimistisch stimmen. Lange schien fast alles zu passen. Vettel fuhr oft auf Augenhöhe mit Hamilton, phasenweise schien Ferrari gegenüber den Silberpfeilen gar die Nase vorne zu haben.

Geduld als Schlüssel

Vier Rennsiege hat Vettel in diesem Jahr für die Scuderia aus Maranello bislang errungen. So oft in einer Saison ertönte die italienische Nationalhymne bei einer Siegerehrung seit sieben Jahren nicht mehr. Erinnert sei überdies an die Tatsache, dass selbst Michael Schumacher erst in seinem fünften Jahr bei Ferrari die WM-Krone errungen hat. "Der Schlüssel ist, ruhig zu bleiben und sich auf die nächsten Ziele zu konzentrieren", mahnt der damalige Erfolgsbringer und heutige Formel-1-Sportchef Ross Brawn. Geduld und Ruhe. Ein seltenes Gut im Sport, nicht nur bei Ferrari.

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