Formel 1 Hamilton vor Meilenstein: «Sie haben uns ausgelacht, jetzt stehen wir hier»

dpa/jar

14.11.2020

Lewis Hamilton greift am Sonntag nach dem siebten WM-Titel.
Lewis Hamilton greift am Sonntag nach dem siebten WM-Titel.
Bild: Keystone

Lewis Hamilton dominiert die Formel 1 nach Belieben. Am Sonntag könnte WM-Titel Nummer sieben folgen. Für den britischen Rennfahrer dürfte es im Mercedes nicht der letzte werden.

Natürlich wäre er «unglaublich stolz, mit einer Ikone wie Michael Schumacher gleichzuziehen», sagt Lewis Hamilton. WM-Titel Nummer sieben in der Formel 1 ist ganz nah. Ein weiterer Sieg am Sonntag in Istanbul reicht schon aus, um das zu schaffen, was bislang nur Rekordweltmeister Schumacher gelang.

Als der Deutsche 2004 im Ferrari die Bestmarke aufstellte, galt sie als uneinholbar. Ein Meilenstein für die Ewigkeit. Doch der unersättliche Hamilton wird Schumacher nicht nur einholen, sondern dürfte ihn in den kommenden Jahren überholen. Er ist noch nicht fertig, nach dem Triumph soll die Vertragsverlängerung folgen.



Dabei ist das Rennfahren im Leben des 35 Jahre alten Mercedes-Piloten schon längst nicht mehr alles. «Der Fahrertitel hat nicht unbedingt Auswirkungen auf das Leben der Menschen. Der Versuch, die Bedingungen für Menschen auf der ganzen Welt zu verbessern – gleiche Menschenrechte zu schaffen – ist für mich das Wichtigste», sagt Hamilton vor dem Grossen Preis der Türkei.

Vor allem in diesem Jahr hat er im Kampf gegen Rassismus und Unterdrückung sowie für mehr Diversität Gesicht gezeigt und seine Reichweite in den sozialen Medien – allein 20,5 Millionen Follower bei Instagram – genutzt.

Nur Rosberg konnte Hamilton das Wasser reichen

Im Training am Freitag hatte Hamilton wie alle anderen Probleme mit dem glatten Asphalt und belegte nur Platz vier. Die Reifen hafteten nicht wie gewohnt auf der neuen Oberfläche. «Es war ein bisschen ein Desaster», sagte Hamilton: «Die Reifen funktionieren noch nicht.» Ein schlechtes Rennen fürchtete der Dauersieger aber deswegen nicht.



Rückschläge sind selten geworden, denn eigentlich hat er immer die Kontrolle. Einzig Nico Rosberg schaffte es 2016 in seiner Zeit bei den Silberpfeilen, Jugendfreund Hamilton zu bezwingen und sich zum Weltmeister zu krönen. Das Verhältnis der beiden litt unter der Rivalität, Rosberg trat kurz nach seinem Triumph zurück und verwehrte seinem Stallrivalen die Chance zur Revanche.

Und so fährt Hamilton seither in seiner eigenen Liga, hält bereits die Rekorde für die meisten Pole Positionen (97) und auch die meisten Grand-Prix-Siege (93). Er gewann 2008 im McLaren seinen ersten WM-Titel, 2014, 2015, 2017, 2018 und 2019 folgten fünf weitere im Mercedes.

«Sie haben uns ausgelacht»

An das alles war nicht zu denken, als er – der Junge aus Stevenage – in Kindheitstagen in sein Kart stieg und einfach fahren wollte. «Wir haben mit nichts angefangen», schreibt Hamilton bei Instagram unter ein Foto mit seinem Vater. Vier Jobs gleichzeitig hatte Anthony Hamilton, um das Hobby seines Sohnes zu finanzieren.

Ausgelacht habe man sie für ihren Traum, es in die Formel 1 zu schaffen. «Aber wir haben es als Familie gepackt und haben niemals aufgegeben.» Was diese Leute von jetzt wohl über ihn denken, fragte Hamilton rhetorisch.

Den Weg in die Motorsport-Geschichtsbücher hat er bereits geschafft. Wenn seine Leistungen auch nicht immer so anerkannt werden wie die von Schumacher. «Um ehrlich zu sein: 90 Prozent der Fahrer würden in diesem Auto gewinnen», sagte Red-Bull-Fahrer Max Verstappen zuletzt. Die Aussage diente nicht dazu, Hamiltons Leistungen zu schmälern, aber den Niederländer nervt – wie so viele andere auch – die Langeweile in der Formel 1. «Er ist ein grossartiger Fahrer, aber dieses Auto ist einfach so dominant», sagte Verstappen.

Hamilton noch lange nicht am Ende

Sieben Konstrukteurstitel hat Mercedes nacheinander gewonnen, die siebte Fahrer-WM folgt nun. Genug ist Hamilton das noch nicht. «Ich denke, es gibt immer Bereiche, in denen man sich verbessern kann», sagte er am Bosporus: «Ich liebe das Rennfahren. Ich liebe die Herausforderung. Und das wird sich so bald auch nicht ändern.»

Sein Vertrag läuft am Jahresende aus. Bei einer Verlängerung geht es ihm aber nicht nur um das Cockpit bei Mercedes, sondern auch um seine Rolle in der Gesellschaft. Er wolle dabei helfen, dass Mobilität grüner wird, es künftig mehr Autos mit Elektroantrieb gibt und vorantreiben, dass mehr für Diversität getan wird. «Es gibt nicht genug davon. Es gibt also viel zu besprechen», sagte Hamilton. Ein Rücktritt spiele derzeit keine Rolle, auch wenn nichts unterschrieben ist: «Ich habe die Idee, mit Mercedes weiterzumachen.»

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