Die Formel 1 bekommt am Ende der Saison einen neuen Geschäftsführer. Der Italiener Stefano Domenicali tritt die Nachfolge des Amerikaners Chase Carey an.
Die Meldung hatte schon während Tagen die Runde gemacht, nun ist die Rochade offiziell. Der bald 67-jährige Carey tritt nach knapp vier Jahren ab. Der Amerikaner mit dem auffallenden Schnurrbart hatte als Verantwortlicher für die Organisation der Formel 1 im Januar 2017 Bernie Ecclestone abgelöst.
Careys Ernennung erfolgte nach dem Besitzerwechsel in der Rennserie. Im Herbst 2016 hatte der in der Film- und Unterhaltungsindustrie beheimatete Konzern Liberty Media die Hoheit vom luxemburgischen Finanz-Imperium CVC Capital Partners übernommen.
Gründe für Caseys Abgang wurden nicht genannt. Der Zeitpunkt für die Stabübergabe dürfte aber nicht zufällig gewählt sein. Mit dem Mitte August bekanntgegebenen Abschluss des neuen, für die kommenden fünf Jahre gültigen Concorde-Agreements führte der Amerikaner seine Hauptaufgabe zu einem guten Ende. In der von allen zehn Teams unterzeichneten Vereinbarung sind die technischen, administrativen und finanziellen Belange und die entsprechenden Pflichten und Rechte aller Gruppierungen in der Formel 1 zusammengefasst. Carey soll der Formel 1 erhalten bleiben und repräsentative Aufgaben übernehmen.
Mit dem zukünftigen CEO Domenicali übernimmt einer das Zepter, dem das Gemeinwohl wichtiger ist als Einzelinteressen, der im Sinne der Sache handelt. Erfahrung im Automobilrennsport bringt der 55-jährige Italiener in Hülle und Fülle mit. Nach seinem Studium in Betriebswirtschaft an der Universität Bologna stieg er bei Ferrari die Karriereleiter stetig hoch. Während knapp sieben Jahren, bis im Frühling 2014, war er Teamchef der Scuderia.
Nach dem Abgang bei den Roten wechselte Domenicali zum Volkswagen-Konzern und war bei der Marke Audi für die Erschliessung neuer Geschäftsfelder zuständig. Im Frühling 2016 übernahm er die Leitung des Sportwagenherstellers Lamborghini. Das italienische Unternehmen ist seit über 20 Jahren Teil der Audi AG.
Neben seiner Tätigkeit bei Lamborghini war Domenicali Präsident der Einsitzer-Kommission des Internationalen Automobil-Verbandes FIA. In dieser Funktion war er treibende Kraft für die Wiederbelebung der vor vier Jahren neu lancierten Formel-2-Meisterschaft.