Mit einer Wahnsinnsfahrt lässt Corinne Suter die Konkurrenz bei der Olympia-Abfahrt hinter sich und gewinnt die Goldmedaille. Für die Schwyzerin die Krönung einer fantastischen Karriere.
Nur wenige Minuten nachdem Sofia Goggia die Bestzeit von Landsfrau Nadia Delago pulverisiert und mit einem herzlichen Jubelschrei ihre Ambitionen auf die Goldmedaille kundtut, wirft sich Corinne Suter noch einmal 16 Hundertstel vor ihrer Konkurrentin über die Ziellinie. Dem italienischen Team bleibt nur das Staunen.
«Das ist für mich das Grösste», strahlt die Schwyzerin nach dem wilden Ritt im Interview bei «SRF». Mit dem grössten Erfolg ihrer Karriere geht für die 27-Jährige ein Kindheitstraum in Erfüllung. «Als Kind habe ich immer nur von Olympia geträumt. Ich weiss noch gar nicht, was ich sagen soll. Es ist unglaublich schön.» Ob der schwierigen Bedingungen – der Rennstart musste wegen starken Windes um eine halbe Stunde verschoben werden – zeigt sich Suter unbeeindruckt.
«Ab und zu war Gegenwind, dann Rückenwind, ich hatte keine Ahnung», verrät die Siegerin, die nach der Zieleinfahrt eher erstaunt als glücklich wirkte. «Ich konnte es im Ziel überhaupt nicht einschätzen», erklärt Suter, die mit der Fahrt im Nachhinein aber natürlich sehr zufrieden ist. «Ich habe das Gefühl, dass wenn es wirklich um etwas geht, dann kann ich noch einmal mehr ans Limit gehen. Das ist mir heute gut gelungen.»
Are als mentaler Befreiungsschlag
Diese Mentalität begleitet die Schweizerin seit ihrer Medaille bei der Weltmeisterschaft in Are. «Are hat mir das Selbstvertrauen gegeben, dass es möglich ist. Wenn es im Kopf nicht stimmt, ist es extrem schwierig. Da konnte ich einen grossen Schritt machen.»
Und wie! Seit der WM 2019 rast Suter von Erfolg zu Erfolg. Zuerst die kleine Kristalkugel in der Abfahrtswertung, dann der Weltmeistertitel in Cortina d’Ampezzo und jetzt krönt Suter eine fantastische Karriere mit dem Olympiasieg in Peking. Das alles in drei Jahren – da drängt sich die Frage auf, was Suter in Zukunft noch so alles gewinnen könnte. Vom Karriereende ist die 27-Jährige auf jeden Fall noch sehr weit entfernt.
Gut-Behrami fuhr «zu hart»
Gar nicht gut lief es in der Olympia-Abfahrt für Lara Gut-Behrami. «Ich kam heute nicht vom Fleck. Ich stand wohl etwas zu hart auf dem Ski. Aber auf dieser Piste sollte man besser fein fahren und versuchen, von oben bis unten die Geschwindigkeit mitzunehmen», sagte die nur im 16. Rang klassierte Tessinerin im Interview mit dem Schweizer Fernsehen.
Dass ihr das «überhaupt nicht» gelungen sei, sei aber auch verständlich, so Gut-Behrami weiter, «denn wir sind jetzt schon 14 Tage hier, es ist eine gewisse Müdigkeit vorhanden. Ich habe es wieder versucht, wollte Gas geben, was mir aber nicht zu 100 Prozent gelang.» Aber was sie in den vergangenen 14 Tagen geleistet habe, «war auf jeden Fall nicht so schlecht», stellte die Super-G-Olympiasiegerin und Olympia-Dritte im Riesenslalom zurecht fest.