«Mache den Job jetzt fertig» Belinda Bencic lebt ihren olympischen Traum

sda

28.7.2021 - 18:58

Viel Arbeit für den olympischen Traum: Belinda Bencic
Viel Arbeit für den olympischen Traum: Belinda Bencic
Keystone

Belinda Bencic ist die Schwerarbeiterin in der Schweizer Delegation. Innerhalb von fünf Tagen bestritt sie sieben Partien, vier weitere folgen. Doch keine Klagen: Sie lebt ihren olympischen Traum.

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Einen hohen Spielrhythmus sind sich Tennisspieler gewohnt. Sie sind Vielspieler, vor allem, wenn sie erfolgreich sind. Eisbäder, Massagen und eine gute Ernährung als Massnahmen zur Regeneration gehören auf der Tour zum Daily Business. Woche für Woche reisen sie in eine andere Stadt und versuchen ihr Glück von neuem. Mal mehr, mal weniger erfolgreich.

Das Olympia-Turnier in Tokio ist eines von vielen des in diesem Jahr wieder wesentlich reicher befrachteten Kalenders. Für Bencic ist es aber kein gewöhnliches Turnier. Für sie ist die Olympia-Teilnahme ein gelebter Traum, etwas, von dem sie später ihren Enkelkindern erzählen kann. Bereits vor dem Abflug nach Japan hatte sie ein Kribbeln im Bauch.



Nach gut einer Woche in Tokio erzählt sie begeistert vom Leben im olympischen Dorf. «Es ist so cool, alle anderen zu sehen. Alle trainieren, alle geben ihr Bestes.» In der kleinen Lounge von Swiss Olympic wird mitgefiebert. Maximal acht Personen dürfen sich darin aufhalten. Der Respekt für die Leistungen in anderen Sportarten ist gross. «Was die Kunstturner im Training machen, ist unglaublich», sagt Bencic. Und die Mountainbiker seien wahre Akrobaten auf ihren Rädern. «Auf Teilen der Strecke würde ich noch nicht einmal zu Fuss gehen.»

Rummel im olympischen Dorf gibt Energie

Der Enthusiasmus, den Bencic versprüht, ist beeindruckend. Während für die meisten Sportler Olympia das Nonplusultra ist, haben die Tennisspieler allein mit den Grand-Slam-Turnieren mindestens vier Highlights pro Jahr. Bencic gehört im Kreis der Olympia-Teilnehmer zu den Privilegierten, hat sie doch knapp 8,8 Millionen Dollar allein an Preisgeld verdient. Sie spielt regelmässig in vollen Stadien und hat trotz ihrer erst 24 Jahren ein beachtliches Palmarès vorzuweisen: vier WTA-Titel, einen Halbfinal am US Open, eine Masters-Teilnahme der besten acht Spielerinnen. Und in den erlauchten Kreis der Top Ten des Rankings stieg Bencic mehrmals auf.



Während einige ihrer Tennis-Kolleginnen und Kollegen auf eine Reise nach Tokio verzichteten, geniesst sie das Leben als Olympionikin in vollen Zügen. Auch die Eröffnungsfeier mit dem Einmarsch der Schweizer Delegation hatte sie sich zusammen mit Doppelpartnerin Viktorija Golubic nicht nehmen lassen, obwohl beide am nächsten Tag relativ früh ihren ersten Einsatz hatten.

«Andere sagen, dass der Rummel im Dorf ihnen Energie entzieht, beim mir ist das Gegenteil der Fall», sagt Bencic. Die Erfolge im Einzel würden ihr im Doppel helfen – und umgekehrt. Auch deshalb zeigt Bencic trotz des strengen Programms keine Ermüdungserscheinungen. «Es sind Olympische Spiele, ich bin Athletin, nun mache ich den Job jetzt fertig.»