Von neuen Fabelzeiten sind die Schwimmer in Paris bisher weit entfernt. Das wird sich wohl auch nicht mehr ändern. Die Gründe für die eher langsamen Zeiten im Olympischen Becken.
Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen
- Die Schwimmzeiten in Paris sind auffallend langsam, und die Weltrekordlinie wurde bisher kaum eingeblendet.
- Das nur 2,15 Meter tiefe Becken verursacht Wellen und Verwirbelungen, die die Schwimmer bremsen.
- Schwimmer reagieren empfindlich auf Wasserveränderungen, und das warme, verwirbelte Wasser in Paris beeinträchtigt ihre Leistung.
Die Weltrekordlinie – ein bekanntes Highlight bei der TV-Übertragung von olympischen Schwimmwettbewerben – bleibt den Fans in Paris bisher weitgehend vorenthalten. Dies, weil die Athletinnen und Athleten weit weg von neuen Bestzeiten schwimmen. Das war bei den letzten Spielen in Tokyo noch ganz anders. Gleich reihenweise purzelten da die Rekorde.
Die langsamen Zeiten überraschen, aber irgendwie auch nicht. Schon vor Beginn der ersten Wettbewerbe in Paris war von einem «langsamen Becken» die Rede. Was zunächst nach einer Ausrede klang, scheint in der Arena La Défense aber tatsächlich der Fall zu sein. Nicolò Martinenghi gewann das Finale über 100 Meter Brust in der langsamsten Zeit seit Athen 2004. Und selbst der französische Superstar Léon Marchand blieb über 400 Meter Lagen über seinem ein Jahr alten Weltrekord.
Tiefe und Technik als mögliche Ursachen
Die Arena La Défense ist eine Mehrzweckhalle, die hauptsächlich für Rugby und Konzerte genutzt wird. Für die Olympischen Spiele wurde ein mobiler Pool auf dem Spielfeld errichtet, was seit Jahren im Schwimmsport üblich ist. Dieses Becken ist jedoch nur 2,15 Meter tief – 15 Zentimeter mehr als das Minimum. Die meisten internationalen Wettkampfpools sind drei Meter tief. Ein tieferer Pool hätte jedoch mehr Platz und Tribünenkapazität gekostet.
Ein flacheres Becken führt nun allerdings zu mehr Wellen und Verwirbelungen, welche die Schwimmer ausbremsen. Zudem hat man auch weniger Platz für das technische Unterwasser-Equipment, was ebenfalls zu langsameren Zeiten führen kann. «Deshalb sieht man noch keine Weltspitzenzeiten und keine Weltrekorde», so der deutsche Schwimm-Bundestrainer Bernd Berkhahn. Er ist überzeugt, dass die Schwimmer in Paris selbst im Pool von 1924 schneller wären.
Hartes und warmes Wasser
Die Verwirbelungen sind aber nicht das einzige, was die Schwimmer beschäftigt. Auch die Härte des Wassers ist ein viel diskutiertes Thema. Marek Ulrich, ein deutscher Olympiaschwimmer, erklärt gegenüber Spiegel: «Weiches Wasser fühlt sich geschmeidig an, als würde ich eine Kugel greifen. Meine Hand kann richtig zugreifen.» Hartes Wasser hingegen fühle sich an, als würde er es zerreissen. In La Défense habe er «das Wasser ein bisschen verloren».
Ausserdem sei das Wasser nicht besonders kalt, sagt Ulrich, der selbst die geringsten Temperaturunterschiede direkt fühlt. «Zunächst haben fast alle Becken ja einen Hallo-Wach-Effekt, aber spätestens nach ein paar Metern fühlt sich ein Becken, das eher 27 Grad warm ist statt 26 Grad kalt, wie eine Badewanne an.»