«Wir waren bereit und haben Leistung gezeigt», so fasst Markus Buck, Chef Leistungssport von Swiss Aquatics, das erfolgreiche Abschneiden des Schwimm-Teams in Tokio zusammen.
Der Deutsche sieht den Hunger auf Erfolge bei Athleten wie Noè Ponti, Roman Mityukov, Antonio Djakovic, Lisa Mamié und dem etwas älteren Jérémy Desplanches noch nicht gestillt. Es sei berechtigt zu sagen, so Buck, dass diese Athleten 2024 in Paris zu den Medaillenkandidaten gehören könnten.
Markus Buck, Bronze durch Jérémy Desplanches und Bronze auch durch Noè Ponti, wie zufrieden sind Sie mit Olympia in Tokio?
Es war fantastisch und wunderschön. Wir haben weit mehr erreicht als erhofft.
Was ist Ihre Erklärung, dass Swiss Aquatics in Tokio so gut wie noch nie an Olympischen Spielen abgeschnitten hat?
Wie bei anderen Wettkämpfen auch haben wir versucht, auf den Punkt parat zu sein. Sodass die Athleten in der Lage sind, hier ihre Bestleistung abzurufen. Das haben sie gemacht. Seit Jahren sagen wir, dass dies der erste – und wichtigste – Schritt ist.
Dann sind Sie also nicht überrascht?
Dass es jetzt zu so vielen Halbfinals, Finals und dann gar noch zu zwei Medaillen geführt hat, ist überwältigend. Das haben wir nicht geplant. Bei Jérémy (Desplanches) konnte man aufgrund der Vergangenheit auf einen Medaillengewinn hoffen. Die anderen Leistungen jedoch haben unsere Erwartungen übertroffen.
Was sind die Gründe dafür?
Es sind tatsächlich mehrere Faktoren. Das eine Jahr mehr durch die Verschiebung der Spiele hat den jungen Athleten wie Noè (Ponti) stark geholfen. Sie konnten sich entwickeln. Corona ist auch mit ein Grund. Die Schweizer Schwimmer hatten in den Bädern hervorragende Trainingsbedingungen, da die Öffentlichkeit nicht drin war. Das war anders als in den Jahren zuvor.
Und sonst?
Es ist uns glücklicherweise gelungen, die Athleten hierher zu bringen und eine gute Anpassung zu machen. Ebenfalls wichtig war, am Morgen parat zu sein. Man konnte sehen, dass die Finalläufe am Morgen teils langsamer waren als diejenigen an den Europameisterschaften am Abend oder auch langsamer als die Vorläufe hier am Vorabend. Das hat das Ganze nochmal extrem durcheinander gewürfelt. Wir waren bereit und zeigten Leistung. Deshalb waren solche Platzierungen möglich.
Noè Ponti und die anderen Jungen, was sind das für Typen?
Sie alle zeichnet aus, dass sie sich nicht verrückt machen lassen. Sie haben zwar Respekt vor der Konkurrenz, aber keine Angst. Sie wissen um ihr eigenes Leistungsvermögen und sind ambitioniert. Auch Erfolg sättigt sie nicht, sondern spornt sie im Gegenteil gar noch an. Dieses Denken unterscheidet Athleten von Champions. Man muss diesen Hunger auf Siege haben, um all die Entbehrungen und die Arbeit auf sich zu nehmen.
Ist für die jungen Schweizer Schwimmer gar noch mehr möglich?
Ja, und für Jérémy auch. Sie haben noch Reserven. Ich sage das in der Schweiz immer wieder. Weil man hier in jungen Jahren gar nicht so viel trainiert – nicht so viel trainieren kann –, müssen wir auf eine längerfristige und stete Entwicklung setzen. Wir haben extrem selten Athleten schon mit 18 oder 19 Jahren parat.
Aber jetzt ...
... hat es damit mal geklappt. Sonst aber sind unsere Athleten oftmals Anfang 20 erst so richtig konkurrenzfähig. Das hat gleichzeitig den Vorteil, dass sie sich längerfristig noch entwickeln können, sich Umfang und Intensität des Trainings noch steigern lässt. Bei Noè ist es noch gar nicht so lange her, dass er pro Woche auf zehn Trainings im Wasser erhöht hat.
Bei Desplanches wohl eher nicht, oder?
Jérémy hat aber technische und taktische Reserven. Auch bei ihm ist das Ende der Fahnenstange noch nicht erreicht.
Was bedeutet das hinsichtlich der Sommerspiele in drei Jahren?
Es ist berechtigt zu sagen, dass diese Athleten 2024 in Paris zu den Medaillenkandidaten gehören können.