Alle – inklusive der Schweizer Michael Vogt und Simon Friedli – gegen die Deutschen: So sieht es vor dem Zweierbob-Rennen der Männer aus.
In einem neuen Eiskanal, über den es nur ganz wenige Erfahrungswerte gibt, werden die Karten neu gemischt. Die üblichen Dominatoren, also die Deutschen, können ihre Überlegenheit nicht derart klar ausspielen wie auf den Bahnen in Europa. Die klaren Favoriten bleiben sie aber dennoch.
«Eine neue Bahn birgt sicher mehr Potenzial für Überraschungen», weiss auch Michael Vogt. Die Trainings zeigten aber auch: «Die Deutschen fahren mit ihrem Top-Material brutal vorne weg.» Am «Kannibalen» Francesco Friedrich, vor vier Jahren Doppel-Olympiasieger und insgesamt elffacher Weltmeister, dürfte kaum ein Weg vorbeiführen, selbst ein deutscher Dreifach-Sieg scheint nicht unmöglich.
Schweizer Waden wieder gesund
Auch Vogt hinterliess im Training aber einen starken Eindruck. Dennoch warnt der 24-jährige Schwyzer, einer der jüngsten Piloten am Start: «Trainingsresultate sind immer schwierig einzuschätzen.» Der Olympia-Neuling bleibt bei seinem Ziel: ein Platz in den Top 8. Sein Top-Anschieber Sandro Michel scheint rechtzeitig von einer Zerrung in der Wade genesen zu sein.
Das gilt auch für den zweiten Schweizer Piloten Simon Friedli, der sich fast gleichzeitig die gleiche Verletzung zugezogen hatte. «In den Trainings ging es gut», versichert Friedli. «Aber erst der erste Rennlauf wird zeigen, ob die Wade wirklich hält. Es ist eine kleine Glückssache.» Falls alles gut geht, strebt auch der Solothurner, der vor vier Jahren in Pyeongchang als Anschieber von Rico Peter Vierter mit dem grossen Schlitten wurde, einen Diplomrang an.
Die Schweizer sind als Piloten noch relative Neulinge, fahren erst seit zwei respektive drei Jahren im Weltcup. Ihr Fokus liegt grundsätzlich auf Cortina 2026.
Alles eng beisammen
«Es ist alles verdammt eng beisammen», stellt Friedli fest. «Es müssen alle vier Läufe passen, um vorne dabei zu sein. Nur wer viermal perfekt fährt, wird um die Medaillen kämpfen.» Weil der Eiskanal für alle neu sei, fehle es allen noch an der Konstanz, hat Vogt beobachtet. Er nennt den Kanadier Justin Kripps als Beispiel, der vor vier Jahren im Zweier zeitgleich mit Friedrich gewann. «Im einen Training war er Schnellster, im nächsten Fünfzehnter.»
Das könnte dann auch die Chance sein für einen Exploit der Schweizer. An der WM im letzten Jahr belegten sie die Ränge 4 (Friedli) und 5 (Vogt).