Seit 2008 segeln Linda Fahrni und Maja Siegenthaler auf den Regattabahnen dieser Welt. Das gemeinsame Abenteuer könnte bei den Spielen in Tokio sogar mit einer Olympiamedaille enden.
Die beiden Seglerinnen vom Thunersee waren gerade mal 15 Jahre alt, als sie auf der 420-Jolle ihre ersten Regatten zusammen bestritten. Schon zwei Jahre später wurden sie in der Türkei Junioren-Weltmeisterinnen. Im Sommer 2011 erfolgte der Wechsel auf die olympische 470-Klasse und die immer konsequentere Ausrichtung auf das internationale Regattageschehen.
Die Annäherung an die Weltspitze war nicht einfach und mit viel intensiver Trainingsarbeit verbunden. «Wir realisierten, dass Segeln auf internationalem Niveau eine sehr komplexe Sportart ist. Insbesondere im Krafttraining mussten wir massiv zulegen», erinnert sich Vorschoterin Siegenthaler.
Nicht wie 2016
Im Sommer 2015 gelang den beiden ein Exploit, der ihnen die Qualifikation für die Olympischen Spiele 2016 einbrachte: ein 8. Rang beim Testevent. Die Spiele unter dem Zuckerhut ein Jahr später verliefen dann allerdings nicht nach Wunsch und «LIMA», wie die beiden ihr Team nennen, reiste mit einem 14. Rang sowie der Aufgabe «verdauen, analysieren und auswerten» aus der brasilianischen Metropole ab.
Offenbar haben Fahrni und Siegenthaler die richtigen Schlüsse gezogen. Bei den olympischen Segelwettkämpfen vor Enoshima zeigten sie sich von Beginn weg frisch, aufmerksam und in guter Form. «Wenn uns jemand vor der Regatta angeboten hätte, nur Top-Ten-Plätze in der Wertung zu haben, hätten wir ganz sicher unterschrieben», stellte Steuerfrau Fahrni nach acht von elf gesegelten Läufen erfreut fest.
Die Qualifikation für das Medal Race der besten Zehn haben die beiden praktisch auf sicher, der Griff nach einer Medaille scheint allerdings angesichts des grossen Punkteabstands auf die ersten Drei eher unrealistisch. Für Siegenthaler ist klar: «Egal wie es ausgeht, wir sind sehr zufrieden. Wir würden uns auch über den 4. Platz freuen. Es ist ja nicht so, dass wir eine Medaille knapp verpasst hätten.»
Schluss mit 470
Nach den Spielen von Tokio ist für «LIMA» hingegen Schluss – zumindest auf dem 470. Für die Olympischen Spiele in Paris wurde der 470 als Mixed-Klasse ausgewählt. «Wir sehen die erzwungene Umstellung auch als Chance», sind sich die beiden 28-jährigen Seglerinnen einig.
Eine Option wäre gemeinsam auf den 49er FX umzusteigen – allerdings ist dafür die Zeit bis 2024 wohl zu knapp. Oder Mixed auf dem 470 in einer anderen Teamkonstellation? Festlegen wollen sich die beiden noch nicht. «Nach den Spielen brauchen wir ganz sicher eine Pause», steht für Fahrni fest. Ein Entscheid über die Zukunft werde darum erst im Spätherbst oder im Winter fallen.
Grosse Momente am Mittwoch
Und Siegenthaler ergänzt: «Die Spiele in Paris mit den Segelregatten vor Marseille wären sicher ein reizvolles Ziel. Insbesondere, weil im Vorfeld weniger lange und anstrengende Reisen nötig sein werden. Aber ich glaube, es stehen uns verschiedene Türen offen. Zuerst wollen wir jetzt hier in Tokio positiv abschliessen.»
Die mangels Wind verschobenen Wettfahrten 9 und 10 sollen nachgeholt werden, und mit dem Medal Race der 470-Frauen werden am Mittwoch die olympischen Segelwettkämpfe abgeschlossen. Mit einem kitschigen Happy-End für «LIMA»?