Die Schweizer Kunstturner reisen mit einer sehr jungen Mannschaft an die Olympischen Spiele in Paris. Das Ziel ist der Teamfinal.
Vor drei Jahren in Tokio qualifizierten sich die Schweizer für den Final, in dem sie den hoch einzuschätzenden 6. Rang belegten. Aus dem damaligen Quartett ist in Paris keiner mehr dabei. Zwar nahm der zweifache Olympia-Teilnehmer Christian Baumann an den drei Selektionswettkämpfen teil, seine Leistungen genügten aber schlichtweg nicht. An der EM Ende April in Rimini gehörte der 29-Jährige noch zum Team.
Mit Noe Seifert, Taha Serhani, Florian Langenegger sowie Matteo und Luca Giubellini wurden fünf Turner nominiert, die im Durchschnitt 23 Jahre alt sind. Damit ist die Mannschaft um mehr als drei Jahre jünger als in Tokio. Für alle fünf sind es die ersten Olympischen Spiele. In der mangelnden Erfahrung sieht Trainer Claudio Capelli jedoch kein Problem, diese war kein Diskussionspunkt.
Extrovertierter Team-Captain
Serhani, der seine Karriere nach Paris beenden wird, ist mit 29 Jahren der klar älteste im Schweizer Team und wird dieses als Captain anführen. Er ist mit seiner extrovertierten Art ein wichtiges Puzzleteil oder wie es Capelli ausdrückt: «Er ist jemand, den es braucht in einer Mannschaft.»
Seifert ist vom Leistungsvermögen her die Nummer 1 im Team. Im vergangenen Oktober gelang ihm in Antwerpen mit dem 8. Platz die beste WM-Klassierung eines Schweizer Mehrkämpfers seit 1950. An der diesjährigen EM gewann er am Barren die Bronzemedaille. Seifert wird in der französischen Hauptstadt in der Qualifikation wie Matteo Giubellini an alle sechs Geräten starten, sofern nichts Unerwartetes mehr dazwischenkommt. Letzterer ist mit 19 Jahren das «Team-Küken». Auffallend ist, mit welcher Eleganz Matteo Giubellini turnt, weshalb er bei den Übungen nur wenig Abzüge erhält.
Auch Langenegger wird «so wie es aussieht» (Capelli) den Mehrkampf bestreiten. Der 21-Jährige besitzt die Fähigkeit, an grossen Wettkämpfen über sich hinauszuwachsen. Von Luca Giubellini erhoffen sich die Verantwortlichen vor allem am Sprung einiges. «Wir haben eine gute Mischung», sagt Capelli.
Das Ziel ist klar, erneut den Sprung in den Teamfinal zu schaffen. Für diesen qualifizieren sich acht der zwölf Equipen. «Unser Potenzial ist sehr gross. Wenn wir unsere Leistung abrufen, dann können wir es schaffen. Aber es wird ein harter Kampf», so Capelli. Dass ein Schweizer einen Gerätefinal erreicht, damit rechnet er nicht. Aber im Mehrkampf-Final seien im Normalfall sicher zwei dabei.
Bickel vertritt die Schweizerinnen
Die Schweizer Frauen verpassten die Qualifikation für den Teamwettbewerb wie erwartet deutlich. Jedoch sicherte sich Lena Bickel in Antwerpen einen Quotenplatz. Für die 19-Jährige ist allein schon die Olympia-Teilnahme ein grosser Erfolg. Den letzten Schliff holt sich das Schweizer Team im gewohnten Umfeld in Magglingen, ehe es am 21. Juli nach Paris reist.