Wendy Holdener sorgt mit Slalom-Bronze für die dritte Alpin-Medaille in Yanqing. Bis die Schwyzerin allerdings den 3. Platz auf sicher hat, erlebt sie ein Wechselbad der Gefühle.
Sie habe gewusst, dass sie ein gutes Rennen zeigen könne und eigentlich alles passen würde, sagte Wendy Holdener im Medaillen-Interview mit dem Schweizer Radio und Fernsehen. Umso mehr, als sie zuletzt im Training «wirklich sackstark» gefahren sei. «Doch ich fühlte mich nicht ganz so wie im Training. Ich hatte nie das Spielerische und fand auch die Lockerheit beim Fahren nicht wie sonst. Ausser vielleicht im ersten Lauf im mittleren Teil», so die 28-Jährige.
Harte Arbeit zahlt sich aus
Nach diesem ersten Lauf lag Holdener mit weniger als einer halben Sekunde im 5. Rang. Alles lag noch drin, selbst der Sieg. Doch im Final lief es der dreifachen Weltmeisterin und Team-Olympiasiegerin nicht nach Wunsch. Sie sah sich deshalb um wenige Hundertstel überflügelt von den nach halbem Pensum knapp hinter ihr klassierten Topfahrerinnen Petra Vlhova aus der Slowakei, die Slalom-Dominatorin der letzten Jahre, sowie der Österreicherin Katharina Liensberger, die vor Jahresfrist in Cortina Slalom-Weltmeisterin wurde.
«Im Ziel war ich Dritte, und wusste, das war zu wenig und dass ich nicht das gezeigt habe, was ich wollte», zeigte sich Holdener im Interview selbstkritisch. «Dann aber kam eine nach der anderen und klassierte sich knapp hinter mir. Dabei hatte ich es doch eigentlich schon aufgegeben.» Nun sei sie «einfach happy, dass es mir doch noch zur Medaille gereicht hat. Das gibt mir wieder enorm viel Mut. Ich bin glücklich, dass sich die Arbeit doch ausbezahlt hat.»
Gisin zu sauber und im Halten-Modus
Während sich Holdener irrte und sie sich doch noch um die entscheidenden zwei Positionen verbessern konnte, blieb für Michelle Gisin nichts als Enttäuschung. Nach der hervorragenden Ausgangslage mit Rang 2 zur Halbzeit, nur drei Hundertstel hinter Leaderin Lena Dürr, «wollte ich es zu gut machen. Den obersten Teil fuhr ich zwar sehr gut. In der Folge getraute ich mich aber nicht, es gehen zu lassen», so Gisin, die stattdessen «zu sauber» und im «Halten-Modus» fuhr, wie sie es selber bezeichnete.
«Das tut weh. Nach dem super ersten Lauf hoffte und glaubte ich fest, dass ich es packen kann. Dass ich es dann aber so weggebe, ist sehr, sehr bitter», erzählte die Engelbergerin im SRF-Interview. Und weiter: «Es war aber auch eine nicht so einfache Situation, in welcher ich mich zudem zum ersten Mal befand. Dass ich auch im Slalom in dieser Situation sein kann, davon träume ich seit vielen Jahren. Mir bedeuten die technischen Disziplinen sehr viel.»
Gisin von Holdener beeindruckt
Im Slalom wie im Riesenslalom sei es an Grossanlässen so schwierig, eine Medaille zu holen, fügte Michelle Gisin noch an. Trotz ihrer persönlichen Enttäuschung freute sie sich deshalb darüber, «dass es Wendy (Holdener) heute erneut gepackt hat. Es ist beeindruckend und cool, wie sie es immer wieder schafft, auf den Punkt bereit zu sein.»
Wie das geht, das verfolgt Gisin bei ihrer Teamkolleginnen seit vielen Jahren aus nächster Nähe. Gereicht hat es der 28-jährigen Obwaldnerin, ausser in der Kombination, allerdings noch nie. Ob sich an Olympia in den technischen Disziplinen nochmals eine Chance auf eine Medaille bieten wird, «weiss ich nicht. Vier Jahre sind eine lange Zeit, gerade wenn man alle Disziplinen fährt.»