Nach Silber in Pyeongchang 2018 und Bronze im Big Air an den diesjährigen Spielen setzt Freeskierin Mathilde Gremaud mit Gold im Slopestyle noch einen oben drauf. Die Art und Weise des Triumphs bedeutet viel.
Was für eine verrückte Geschichte das ist: Vor einer Woche, an ihrem 22. Geburtstag, gewinnt Mathilde Gremaud im Big Air die Bronzemedaille. Sechs Tage später scheitert sie im Slopestyle fast in der Qualifikation, in jener Disziplin, in der sie vor vier Jahren in Südkorea Silber hinter Sarah Höfflin geholt hat. Mit viel Dusel rutscht die Schweizerin als Zwölfte und Letzte gerade noch in den Final.
Als die Freiburgerin dann am Dienstagmorgen um 02:31 Uhr Schweizer Zeit den Slopestyle-Final der Frauen eröffnet, fiebern die zahlreich erschienenen Zuschauer im Zielraum eigentlich nur dem nächsten grossen Moment ihres Superstars Eileen Gu entgegen. Für die Schweizerin gilt es dagegenzuhalten. Doch nach dem allerersten Rail landet sie leicht verdreht, verliert den rechten Ski, zerstört die Bindung.
«Der Stopper an der Bindung ging einfach kaputt. So etwas ist mir noch nie passiert. Ich tauschte dann diesen einen Ski aus, was eigentlich eine willkommene Ablenkung war. So dachte ich vor dem zweiten Run gar nicht gross an den Wettkampf», wird sie knapp zwei Stunden später sagen.
Als Olympiasiegerin notabene. Denn aus Gus grossem Moment soll nichts werden. Mit der Wut im Bauch springt Germaud im zweiten Lauf derart gut, dass sich die Konkurentinnen bis zum Schluss die Zähne daran ausbeissen. Auch die chinesische Überfliegerin.
«Es ist schon ein bisschen verrückt. Es ist bei mir immer ein bisschen so. Es passiert immer etwas, das nicht so erwartet wird und dann läuft es trotzdem gut», lacht die Freiburgerin nach ihrem Olympiasieg bei «SRF». «Unglaublich. Es fällt mir schwer, auszudrücken, was ich fühle. Jedenfalls sind es nur positive Emotionen.»
Zwei «riesige Geschenke»
«Am Montag war ich buchstäblich am Boden. Ich fühlte mich leer. Nach der Qualifikation habe ich eine halbe Stunde geweint und alles rausgelassen. Das hat gutgetan, so konnte ich neu starten. Dieses emotionale Auf und Ab liegt wohl ein wenig in meinem Charakter», verrät die 22-Jährige.
«Zum Glück ist das gestern passiert, so konnte ich heute gut Ski fahren und Spass haben. Das ist das Wichtigste», strahlt Gremaud, die bereits ihre Bronzemedaille im Big Air als «das grösste Geschenk» bezeichnete. Was sagt sie denn jetzt zu Gold?
«Es ist nochmal ein riesiges Geschenk», lacht die Freestylerin und ordnet ein: «Das ist das ‹Top of the Top›. Gold an Olympischen Spielen ist das Grösste, das ich in meinem Sport momentan erreichen kann.»
Ein Dankeschön an die Fans darf dann natürlich auch nicht fehlen. Im Gemeindesaal ihres Heimatorts La Roche wurde mitten in der Nacht ein Public Viewing abgehalten. «Danke vielmals für den Support, es ist wirklich unglaublich. Das habe ich im Herzen gespürt», so die Olympiasiegerin.