Belinda Bencic hat sich sowohl im Einzel als auch im Doppel mit Viktorija Golubic für die Viertelfinals qualifiziert. Zu weit vorausschauen will die 24-jährige Ostschweizerin allerdings nicht.
Belinda Bencic, zweimal nach Satzrückstand gewonnen. Kann man also sagen: Was für ein Tag?
Heute war der Kampfgeist zu sehen. Was für ein Tag gilt allgemein für die Schweiz (im Cross-Country-Rennen der Frauen standen drei Schweizerinnen auf dem Podest, die Red.). Wir verfolgen auch die anderen intensiv.
Gab das einen zusätzlichen Boost fürs Doppel?
Auf jeden Fall. Man freut sich für die anderen. Es herrscht ein super Teamspirit, alle verfolgen sich gegenseitig, beispielsweise im Mannschaftsraum in unserem Gebäude im olympischen Dorf. Nun müssen wir schnell wieder dorthin gehen (lacht).
Überhaupt scheint Sie die olympische Atmosphäre zu beflügeln?
Das kann man auf jeden Fall so sagen. Ich bin sehr glücklich, hier zu sein, es macht mir extrem viel Spass. Damit ist mein Traum in Erfüllung gegangen. Wir sind schon eine Woche hier, dennoch bin ich nach wie vor begeistert.
Gibt es ein besonderes Erlebnis?
In den Kraftraum zu gehen, ist immer ein Erlebnis, zu sehen, wie alle trainieren und ganz etwas anderes machen. Eindrücklich sind auch die Kämpfer, die Gewicht verlieren müssen und sich wägen. Pins zu sammeln, ist ebenfalls immer ein Erlebnis.
Sie standen in dieser Saison schon zweimal in einem WTA-Final, andererseits verloren Sie fünfmal in der ersten Runde. Haben Sie eine Erklärung für diese Schwankungen.
Erstens sind zwei Finals nicht so schlecht. Logisch verliert man ab und zu in der 1. Runde. Es gibt so viele Turniere, da ist es unmöglich, die ganze Zeit die Leistung zu bringen. Für mich ist wichtig, Spass zu haben und mich gut zu fühlen auf dem Platz. Manchmal klappt es, manchmal nicht. Bei den Frauen kann aktuell jede jede schlagen. Egal, auf wen man tippt vor dem Turnier, diejenige gewinnt sicher nicht, sondern es triumphiert irgendjemand anders. So ist es halt momentan. Das muss man akzeptieren. Vielen geht es so wie mir, habe ich das Gefühl.
Im Einzel gegen Barbora Krejcikova waren Sie zu Beginn absolut chancenlos. Dann unterliefen der Tschechin plötzlich zahlreiche Fehler. Wie haben Sie die Partie erlebt?
Es hat immer damit zu tun, wie der Gegner spielt. Im ersten Satz liess sie mich nicht gut spielen. In der Folge nahm ich taktische Anpassungen vor, um sie zu mehr Fehlern zu zwingen. Dann kommt die Psychologie ins Spiel. Sie wird unsicher, trifft weniger. Dass sie eine sehr solide Spielerin ist, unterstreicht die Tatsache, dass sie 22 der vorangegangenen 23 Partien gewonnen hat. Es hängt von der Tagesform ab.
Viele Favoritinnen sind bereits gescheitert. Es sind nur noch zwei Spielerinnen dabei, die in der Weltrangliste vor Ihnen klassiert sind. Wie blicken Sie dem weiteren Turnierverlauf entgegen?
Ich kenne meine nächste Gegnerin (Anastasia Pawljutschenkowa/WTA 18, die Red.), mehr weiss ich ehrlich gesagt nicht und will ich auch nicht wissen. Ich freue mich über den Sieg. Alles andere muss mich momentan nicht gross kümmern.
Nochmals zurück zum Doppel. Sie beide harmonieren sehr gut, als würden Sie weiss ich wie oft zusammenspielen, was ja nicht der Fall ist.
Die Chemie passt, wir haben uns gut eingestimmt. Wir finden viele Wege zu punkten, können nicht nur auf eine Art gewinnen. Nun macht es umso mehr Spass. Zudem ist es ja nicht so, dass wir in jedem Spiel als Favorit und mit hohen Erwartungen antreten. Wir müssen nichts verteidigen, gehen einfach all in, das ist wahrscheinlich die richtige Einstellung. Eine Medaille interessiert uns im Moment noch nicht.