Rad Bahn Michelle Andres und Aline Seitz machen ihren Olympiatraum wahr

sda

7.8.2024 - 05:00

Die Bahnfahrerinnen Michelle Andres (links) und Aline Seitz vor ihrer Olympia-Premiere
Die Bahnfahrerinnen Michelle Andres (links) und Aline Seitz vor ihrer Olympia-Premiere
Keystone

Die Aargauerinnen Michelle Andres und Aline Seitz kennen sich, seit sie neun Jahre alt sind. Nun verwirklichen die beiden 27-jährigen Bahnfahrerinnen in Paris ihren olympischen Traum.

Keystone-SDA, sda

Michelle Andres ist schon komplett im Olympiafieber. Stolz zeigt sie ihre Fingernägel, bemalt in den Farben der olympischen Ringe und – natürlich – einem Schweizer Kreuz. Während die Spiele sich langsam dem Ende entgegen neigen, greifen Andres und ihre Partnerin im Madison, Aline Seitz, am drittletzten Tag ins Geschehen ein. Ziel ist am Freitag ein Diplom.

«Es war schon ein bisschen ein unwirkliches Gefühl», gibt Andres zu. «Wir sahen die Athleten am Fernsehen und hatten die gleichen Kleider an.» Im Trainingslager hingen die beiden in ihrer Freizeit vor den Bildschirmen und fieberten mit. «Seit wir hier sind, bekommen wir nun viel weniger mit.» Vor drei Jahren in Tokio hatten sie die Qualifikation noch knapp verpasst, diesmal hat es geklappt.

Sie kennen sich in- und auswendig

Andres und Seitz sind ein echtes Power-Duo. «Wir kennen uns seit wir ungefähr neun Jahre alt sind», erklärt die drei Monate ältere Seitz. Sie wohnt in Buchs, Seitz im 15 Kilometer entfernten Hägglingen. Beide waren einst im Mountainbike aktiv. Bei Leistungstests wurde aber festgestellt, dass ihre Fähigkeiten auf der Bahn besser zur Geltung kommen. «Dass wir uns so gut kennen, hilft extrem», streicht Andres heraus. «Man kennt die Körpersprache der anderen und muss auch nichts vortäuschen.» Und man könne sich auch gerade heraus die Meinung sagen.

Die Rollenverteilung ist sehr klar. Andres ist die Taktikerin und Vorbereiterin, Seitz soll sprinten und für die Punkte sorgen. Im Madison fahren 16 Teams 120 Runden (30 km), alle zehn Runden gibt es einen Sprint, bei dem für die ersten vier Punkte vergeben werden. Solche gibt es auch für ein Team, das eine Runde auf die anderen herausholt. Sieger wird, wer am Ende am meisten Punkte auf dem Konto hat. Auf der Bahn ist nur jeweils eine Fahrerin pro Team, es kann beliebig oft gewechselt werden.

Leidensfähig und rennschlau

«Sie ist extrem professionell», schwärmt Michelle Andres von ihrer Partnerin. «Sie überlässt nichts dem Zufall, auf und neben dem Velo.» Ausserdem könne sie sich extrem gut quälen. «Sie kann 15 Mal sterben und trotzdem noch sprinten.» Andres habe dafür einen «mega Durchhaltewillen», findet Seitz. «Und sie ist enorm rennschlau, sie kann das Rennen lesen und mir die Sprints optimal anziehen.»

Typisch schweizerisch wollen sich die beiden nicht auf ein Rangziel festlegen. «Madison ist eine mega taktische Disziplin», erklärt Aline Seitz. «Wir wollen versuchen, alles technisch und taktisch gut umzusetzen, dann gibt es auch ein gutes Resultat.» Michelle Andres fügt hinzu: «Ein Diplom wäre cool.»

Für Andres und Seitz wird bereits mit der Teilnahme ein Traum wahr. «Das ist mega, mega cool», gerät Andres ins Schwärmen. «Das macht uns extrem stolz.» Ihre Freundin und Teamkollegin erhält sogar noch eine zweite Chance. Sie wird am frühen Sonntagnachmittag im Omnium die letzte Schweizerin sein, die an diesen Spielen um Medaillen kämpft.