In der Vorbereitung auf die Olympischen Spiele haben die Basketballer der USA zum ersten Mal überhaupt zwei Testspiele in Serie verloren. Nach dem 87:90 gegen Nigeria setzt es ein 83:91 gegen Australien ab.
Seit NBA-Profis 1992 erstmals für die US-Nationalmannschaft gespielt haben, war die Pleite in Las Vegas erst die vierte Niederlage in nun 58 Test-Partien. Die Zuschauer deckten ihr Team – wohl einmalig – mit Pfiffen ein. «Wir arbeiten noch daran, ein Team zu werden», meint NBA-Star Damian Lillard von den Portland Trail Blazers nach der Begegnung, in der er mit 22 Punkten vor Kevin Durant (Brooklyn Nets – 17 Punkte) bester Werfer für Team USA war.
Trainer-Legende Gregg Popovich wirkte bei der Pressekonferenz nach der Partie angefressen und lieferte sich ein Wortgefecht mit einem Journalisten, beharrte aber darauf, zufrieden gewesen zu sein mit seiner Mannschaft. «Wir sind besser gewesen heute, ich habe mich gefreut über das, was ich gesehen habe», so der 72-Jährige, der in der NBA die San Antonio Spurs trainiert. «In der zweiten Halbzeit sind wir müde geworden.» Zur Halbzeit hatten die USA noch 46:35 geführt gegen die Australier. «Wir werden uns das anschauen und daraus lernen», hält Popovich fest.
Kein Gegner für das Dream Team
Die aktuelle Generation schneidet im Vergleich mit früheren NBA-Stars ganz klar schlechter ab. An den Olympischen Spielen 1992 etwa gewann das «Dream-Team» um Michael Jordan, Magic Johnson oder Larry Bird seine Matches im Durchschnitt mit 44 Punkten Differenz.
Doch die Dominanz schmolz in den letzten 29 Jahren wie Schnee an der Sonne. Ein Spaziergang wie früher liegt so nicht mehr drin. Kobe Bryant prophezeite wenige Monate vor seinem Tod bei der Basketball-Weltmeisterschaft in China 2019, dass in der Zukunft Goldmedaillen für die USA nicht mehr ein leichtes Spiel sein werden. «Es geht nicht darum, dass der Rest der Welt die USA einholt», so Bryant. «Es geht darum, dass der Rest der Welt schon seit geraumer Zeit aufgeholt hat.»
Andere Länder holen auf
Wie wahr die Worte der verstorbenen Basketball-Legende waren, sah man nach dem Turnier in China. Die USA beendeten die WM auf dem siebten Platz, das schlechteste Ergebnis, das ein amerikanisches Team jemals bei einem grossen internationalen Turnier erreicht hat.
Jetzt kommt die Chance auf Wiedergutmachung. Die USA können in Tokio die vierte olympische Goldmedaille in Folge gewinnen. Vor allem Weltmeister Spanien, Australien, Frankreich und Argentinien können ihnen gefährlich werden. Beim Turnier wird wahrscheinlich auch die Rekordzahl von 46 NBA-Spielern – aufgestellt 2016 bei den Olympischen Spielen in Rio – übertroffen werden. Nigeria hatte etwa beim Coup gegen die USA sechs NBA-Profis auf den Court. «NBA steht für Nigeria Basketball Association», hielt ein User danach feixend fest.
«Die anderen Teams und diese anderen Länder werden einfach immer besser. Diese Spieler werden besser und selbstbewusster – sie wollen uns unbedingt schlagen. Das merkt man definitiv, wenn man auf dem Platz steht», anerkennt auch Lillard.