Gly-Coramin Wie ein bewährtes Alltagsmittel Kariem Hussein den Olympia-Traum kostete

SB10

23.7.2021

Gly-Coramin ist in Apotheken und Drogerien frei verkäuflich.
Gly-Coramin ist in Apotheken und Drogerien frei verkäuflich.
Bild: Screenshot glycoramin.ch

In Apotheken und Drogerien kann man Gly-Coramin schweizweit ohne Rezept einkaufen. Viele Hobby-Sportler greifen auf das bewährte Mittel zurück. Nichtsdestotrotz steht die Substanz auf der Dopingliste. 

SB10

23.7.2021

Kurz vor Olympia-Start platzt die Bombe: Hürdenläufer Kariem Hussein darf in Tokio nicht starten. Die Disziplinarkammer von Swiss Olympic sperrt ihn wegen Dopings für neun Monate. Der Grund: Dem Hürdenläufer wurde eine Kontrolle an den Schweizer Meisterschaften in Langenthal zum Verhängnis. Die positive A-Probe ist auf die Einnahme einer Gly-Coramin-Lutschtablette zurückzuführen.



Das Mittel ist vielen Freizeit-Sportlern ein Begriff. So ist Gly-Coramin im Breitensport fest verankert. Auch Bergführer greifen etwa gerne darauf zurück. Die Zusammensetzung ist simpel: Als Energiespender ist Traubenzucker (Glucose) drin sowie Nikethamid, welches die Atmung anregt.

Klare Hinweise für positive Tests bei Dopingkontrollen

Damit können gemäss der Website «Ermüdungserscheinungen bei körperlichen Anstrengungen, Beschwerden, die durch einen «Höhenaufenthalt oder Luftdruckveränderungen» bekämpft werden. Auf den Tag verteilt können dabei bis zu zehn Lutschtabletten eingenommen werden, wie es weiter heisst. Eine Packung im Handel kostet knapp zwanzig Franken.

Hussein selbst gibt an, dass er direkt nach dem Finallauf in aller Öffentlichkeit und im Beisein eines Dopingkontrolleurs diese Lutschtablette wegen seiner Unterzuckerung eingenommen habe. Dass dies eine schlechte Idee ist, kann man auf der Firmenseite ablesen. Dort steht unter dem Titel «Hinweis für Sportler»: «Die Einnahme von Gly-Coramin kann eine positive Reaktion bei Antidopingkontrollen zur Folge haben.»

 
 
Bild: Screenshot antidoping.ch

Auch auf antidoping.ch wird das Mittel aufgeführt. Hussein, selber Arzt, spricht von einem «folgenschweren Irrtum». In der Tat hat sich der 32-Jährige mit seiner «Unaufmerksamkeit» einen grossen Traum zerstört. Diese bittere Pille muss der Thurgauer nun erstmals verdauen.