Nach 23 Jahren hat Traditionsklub Nottingham Forest den Wiederaufstieg in die Premier League geschafft. Und der Aufsteiger ist gekommen, um zu bleiben. Deshalb hat Nottingham in diesem Sommer mächtig aufgerüstet.
Nicht weniger als 18 neue Spieler hat Nottingham Forest in dieser Transferperiode verpflichtet. Zahlreiche namhafte neue Spieler wurden geholt, wie etwa auch Nati-Spieler Remo Freuler. Mehr als 157 Millionen haben die Reds schon ausgegeben und damit mehr als etwa Manchester City, Barcelona oder auch PSG. In ganz Europa haben einzig Manchester United, Chelsea, Tottenham und West Ham gemäss «Transfermarkt» noch mehr Geld ausgegeben als Nottingham.
Die Lohnkosten sind da noch nicht mit eingerechnet. Dass Spieler wie Freuler, Jesse Lingard oder Renan Lodi nicht für ein Butterbrot in die Midlands gewechselt sind, liegt auf der Hand.
Ein Blick auf die Liste der Rekordtransfers des Traditionsvereins zeigt: Zehn der elf teuersten Spieler in der Vereinsgeschichte des Klubs wurden in diesem Sommer verpflichtet. An der Spitze steht Morgan Gibbs-White, ein vielversprechendes Mittelfeldtalent und englischer U21-Nationalspieler. Durch Bonuszahlungen können die Kosten für seinen Wechsel aus Wolverhampton noch bis auf 50 Millionen Euro ansteigen.
Die Sommer-Neuzugänge von Nottingham Forest
- Morgan Gibbs-White, 29,5 Mio. Euro von Wolverhampton
- Taiwo Awoniyi, 20,5 Mio. von Union Berlin
- Neco Williams, 20 Mio. von Liverpool
- Emmanuel Dennis, 14,8 Mio. von Watford
- Orel Mangala, 13 Mio. von Stuttgart
- Giulian Biancone, 10 Mio. von Troyes
- Moussa Niakhaté, 10 Mio. von Mainz 05
- Lewis O'Brien, 9,4 Mio. von Huddersfield
- Remo Freuler, 9 Mio. von Atalanta Bergamo
- Omar Richards, 8,5 Mio. von Bayern München
- Renan Lodi, 5 Mio. (Leihgebühr) von Atlético Madrid
- Ui-jo Hwang, 4 Mio. von Girondins Bordeaux
- Harry Toffolo für 2,4 Mio. von Huddersfield
- Brandon Aguilera, 950'000 von Alajuelense
- Wayne Hennessey, ablösefrei von Burnley
- Cheikhou Kouyaté, ablösefrei von Crystal Palace
- Jesse Lingard, ablösefrei von Manchester United
- Dean Henderson, Leihe von Manchester United
Als würde der FCZ in die Premier League aufsteigen
Der Aufsteiger geht All in. Und das aus gutem Grund. Denn Nottingham, notabene zweifacher Europapokal-Sieger der Landesmeister (1979, 1980), träumt wieder von glorreichen Zeiten, die schon mehr als 40 Jahre zurückliegen. Und die letzten Jahre haben gezeigt, wie schwierig es für einen Premier-League-Aufsteiger ist, auch ein nachhaltiger Premier-League-Klub zu sein. Weil die Schere zwischen den beiden höchsten englischen Ligen immer grösser wird.
Bestes Beispiel: Norwich City. 2018/19 und 2020/21 sind die Canaries jeweils souverän als Erster in die Premier League aufgestiegen und veränderten das Aufsteigerteam nur punktuell – um in der Folgesaison schliesslich sang- und klanglos wieder abzusteigen.
Oder um es mit anderen Worten zu formulieren: Der durchschnittliche Kadermarktwert in der Championship beträgt knapp 45 Millionen Euro. Jener des FC Zürich liegt nur drei Millionen tiefer. Man stelle sich also vor, der FCZ – amtierender Schweizer Meister, aber aktuell Letzter in der Super League – würde in die Premier League aufsteigen, wo der durchschnittliche Kadermarktwert bei 460 Millionen Euro liegt. Ohne sein Kader grossartig aufzurüsten, wäre der Klassenerhalt eine Herkulesaufgabe.
Die Transferoffensive und ihr grosses Risiko
Aber zurück zu Nottingham Forest. Die vielen Transfers bringen auch ein gewisses Risiko mit sich. Was, wenn der Klub trotz der grossen Investitionen wieder absteigt? Dann muss der Klub die teuren Spieler irgendwie wieder loswerden – oder mit ihnen zurück in die zweite Liga gehen. Finanziell gesehen ein Ding der Unmöglichkeit. Statt die rund 200 Millionen Euro an TV-Geldern in der Premier League wartet in der Championship nur noch ein einstelliger Millionenbetrag.
Zwar gibt es sogenannte «Parachute Payments», Fallschirmzahlungen, welche den finanziellen Schaden für aus der Premier League abgestiegene Klubs in Grenzen halten sollen. Aber auch die sind beschränkt. Es droht schnell einmal die Insolvenz.
An ein solches Horror-Szenario mag Klubbesitzer Evangelos Marinakis wohl gar nicht denken. Schon bei seiner Übernahme im Jahr 2017 hatte er die Rückkehr in den Europacup als Ziel ausgegeben. Seither pumpt der Grieche, dem auch eine Mehrheit der Anteile an Olympiakos Piräus gehört, viel Geld in den Klub. Und geniesst bei den Fans hohes Ansehen.
Der Umbruch wäre so oder so gekommen
Dass Marinakis nun mit Geld um sich schmeisst, um das ganze Kader auszuwechseln und so bessere Chancen auf den Klassenerhalt zu haben, ist aber auch nur die halbe Wahrheit. Denn glaubt man Trainer Steve Cooper, wäre es auch ohne den Aufstieg zu grossen Umstrukturierungen im Team gekommen. «Wir wussten, dass der Umbruch kommen würde, egal in welcher Liga», sagte Cooper kürzlich.
Denn Nottingham hat nicht nur viele Spieler eingekauft, sondern auch einige Stammkräfte verloren. Captain Lewis Grabban etwa folgte einem lukrativen Angebot aus Saudi-Arabien, Goalie Brice Samba wechselte nach Lens und mehrere ausgeliehene Spieler zog es zu ihren Stammklubs zurück.
«Wenn ich ehrlich bin, hätten wir lieber mit einem Grossteil der Mannschaft weitergemacht und nur punktuell jemanden geholt, wo wir es für nötig gehalten hätten, um auf dem Level mitzuhalten. Aber es war immer klar, dass das nicht möglich sein würde», so Coach Cooper, der erst im letzten September bei Nottingham übernahm.
Das Team stand vor Coopers Ankunft auf dem vorletzten Platz der Championship, schaffte es dann aber doch noch in die Playoffs und setzte sich schliesslich in Aufstiegsfinal gegen Huddersfield durch. So kam der Umbruch für Nottingham alles andere als überraschend.
Der 19. Sommer-Transfer steht kurz bevor
Allein der Aufstieg soll dem einstigen Top-Klub über die nächsten drei Jahre Einnahmen von 200 Millionen Euro garantieren – und gar mehr als 350 Millionen Euro soll es geben, sollte der Ligaerhalt gelingen. Kein Wunder also, setzt Nottingham alles daran, um auch nach dieser Saison im Konzert der Grossen mitspielen zu können.
Der Start in die Saison ist mit vier Punkten aus vier Spielen mehr oder weniger geglückt. «Wir wollen konkurrenzfähig sein, und wenn ich ehrlich bin, würde ich mir wünschen, dass wir noch mehr Spieler verpflichten, bevor das Fenster geschlossen wird», sagte Cooper letzte Woche vor dem Spiel gegen Tottenham, das 0:2 verloren ging.
So scheinen die Transferaktivitäten von Nottingham Forest auch kurz vor dem Ende der Transferperiode am 1. September noch nicht abgeschlossen zu sein. Medienberichten zufolge steht der Klub kurz vor der Verpflichtung von Innenverteidiger Willy Boly. Er wäre dann Nottinghams 19. Einkauf in diesem wahnwitzigen Transfersommer.