Acht Jahre danach Führt ausgerechnet Steven Gerrard Liverpool zum Meistertitel?

tbz

18.5.2022

Jahrelang wurde Steven Gerrard von rivalisierenden Fans verspottet. Nun könnte er es allen zurückzahlen.
Jahrelang wurde Steven Gerrard von rivalisierenden Fans verspottet. Nun könnte er es allen zurückzahlen.
Bild: Getty

Spannender könnte die Meisterschaft in England vor dem letzten Spieltag kaum sein. Nach Liverpools 2:1-Erfolgs über Southampton könnte nun ausgerechnet der legendäre Steven Gerrard für eine rote Meisterfeier sorgen.

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18.5.2022

Anfield, 27. April 2014, kurz vor vier Uhr Nachmittags. Beim vorentscheidenden Hochkaräter um die englische Meisterschaft zwischen dem FC Liverpool und dem FC Chelsea läuft die dritte Minute der Nachspielzeit in der ersten Halbzeit. Es steht 0:0. Das ganze Stadion wartet auf den Pausenpfiff, als Steven Gerrard im Mittelfeld einen lockeren Pass von Teamkollege Mamadou Sakho nicht annehmen kann und ausrutscht. Ein Bild, das sich jedem Liverpool-Fan ins Gedächtnis einbrennen soll.

503 Ligaspiele absolvierte Gerrard für seinen FC Liverpool. Dabei schoss der Mittelfeldspieler 120 Tore und legte 98 weitere auf. Mit seinem Herzensklub gewann der Engländer die Champions League, den UEFA Cup, den FA Cup und den Ligapokal. Nur eine Trophäe blieb dem heute 41-Jährigen stets verwehrt: die Premier League. Und dabei soll es auch 2014, kurz vor seinem Karriereende, bleiben.

Nach Gerrards fatalem Ausrutscher läuft Chelsea-Angreifer Demba Ba völlig alleine auf Keeper Mignolet zu und schiebt zum 0:1 ein. Das Tor entscheidet nicht nur die Partie, es entscheidet auch das Meisterrennen zwischen Liverpool und Manchester City, das die Citizens schlussendlich mit zwei Punkten Vorsprung auf Platz eins abschliessen.

Eine unerwartete Chance zur Revanche

Acht Jahre später haben Demba Ba und Steven Gerrard ihre Fussballschuhe an den Nagel gehängt. Der Senegalese beendete seine Karriere 2021 beim FC Lugano, der Engländer steht mittlerweile als Trainer bei Aston Villa an der Seitenlinie.

Auch beim FC Liverpool hat sich vieles getan. Unter der Leitung von Jürgen Klopp jagen die Reds heuer das Quadruple. Die Mannschaft, die alles gewonnen hat, sucht die letzte verbliebene Steigerung: Alles gewinnen – in einer Saison.

Doch etwas hat sich seit 2014 nicht verändert. Der Meisterkampf in England heisst nach wie vor Liverpool gegen City. 2022 haben wieder die Sky Blues die Nase vorn. Hauchdünn. Nach Liverpools 2:1-Erfolg über Southampton am Dienstagabend liegen die Reds am letzten Spieltag mit einem Zähler Rückstand auf dem zweiten Tabellenrang. Richten soll es kein anderer als Steven Gerrard.

Am letzten Spieltag ist mit seinen «Villains» ausgerechnet die Liverpooler Legende zu Gast im Etihad in Manchester (ab 17.00 Uhr live in der Konferenz auf blue Sport, via RMC). Alles andere als ein Sieg der Citizens und der FC Liverpool kann sich mit einem Dreier gegen Wolverhampton an der Anfield Road zum englischen Rekordmeister küren.



Klopp: «Werde ihn nicht anrufen»

Selbst einwechseln darf sich der 41-Jährige zwar nicht, nebst Gerrard können die Liverpool-Fans ihre Hoffnungen aber noch auf einen zweiten Ex-Red setzen. Seit Januar kickt nämlich Philippe Coutinho bei Aston Villa. Der Brasilianer, der 2014 gegen Chelsea ebenfalls auf dem Platz stand, steht seit seiner Ankunft in Birmingham bereits bei vier Toren und drei Assists. Hat der Liverpool-Fanliebling am Sonntag das goldene Füsschen und schiesst die Reds zum 20. Meistertitel?

Bei Jürgen Klopp ist die Hoffnung auf eine Überraschung im Meisterrennen nicht sehr gross. «Es ist möglich, nicht wahrscheinlich, aber möglich», so der 54-Jährige nach der Partie in Southampton. Aufgeben will er aber selbstverständlich noch lange nicht. «Die haben mehr Druck als wir. Wäre ich an ihrer Stelle, würde ich mich noch nicht wieder als Meister fühlen», so Klopps Warnung in Richtung Manchester.

Zuerst müsse aber Liverpool selbst gewinnen, warnt der deutsche Taktiker. «Wir müssen erstmal gegen die Wolves spielen, das ist auch kein Kindergeburtstag und schwer genug.» Villa-Trainer Steven Gerrard werde er vor der Partie indes «natürlich nicht anrufen». Über die Schützenhilfe der einen Liverpool-Legende würde sich die andere aber zweifelsohne freuen.