Papu Gomez bricht das Schweigen und redet erstmals über die Gründe, warum es zur Trennung zwischen ihm und seinem Ex-Klub Atalanta Bergamo kam.
Zum endgültigen Eklat zwischen Alejandro «Papu» Gomez und Trainer Gian Piero Gasperini kam es, als der damalige Captain der «Dea» beim Champions-League-Spiel Anfang Dezember 2020 gegen den FC Midtylland sich nicht an die taktischen Anweisungen seines Chefs hielt. Der Argentinier erläutert im Interview mit «La Nacion», warum er rebellierte.
«Es waren noch zehn Minuten bis zum Ende der ersten Halbzeit, und Gasperini bat mich, auf die rechte Seite zu wechseln, aber ich spielte sehr gut auf der linken Seite. Also habe ich Nein gesagt. Stellen Sie sich vor, was das heute auf dem Spielfeld bedeutet, mit all den Kameras. Ich wusste, dass der Trainer wütend werden würde, dass er mich in der Halbzeit rausnehmen würde, und das hat er auch getan. Aber was in der Umkleidekabine passiert ist, hat alle Grenzen gesprengt», so Gomez.
«Gasperini hat versucht, mich zu verprügeln. Darüber kann man diskutieren, aber eine körperliche Aggression kann ich nicht akzeptieren», meint der 33-Jährige. Er habe danach Präsident Antonio Percassi um ein Gespräch gebeten und ihm erklärt, dass er kein Problem damit habe, mit Gasperini weiterzumachen. Er nehme auch eine Teil-Schuld auf sich, da er sich als Captain nicht korrekt verhalten habe, weil er die Anweisungen des Trainers missachtet habe.
Keine Reaktion hat weitere Beziehung verhindert
Doch für eine Fortsetzung der Beziehung habe er beim Präsidenten auf eine Entschuldigung von Gasperini bestanden. Ein Verein könne schliesslich nicht dulden, dass ein Trainer versucht, einen Spieler anzugreifen, hält Gomez fest.
Am nächsten Tag habe er sich vor der versammelten Mannschaft bei seinen Teamkameraden und dem Coach entschuldigt. Gasperini jedoch habe nichts gesagt und sich auch nicht für seinen tätlichen Angriffsversuch entschuldigt.
Deshalb habe er Percassi informiert, dass er nicht mehr bei Atalanta bleiben wolle. Dieser habe ihm geantwortet, dass er ihn nicht so einfach ziehen lassen würde. Danach habe man ihn abgestraft. «Nach allem, was ich für den Verein getan hatte», beklagt sich Gomez, der sieben Jahre für die Bergamasken spielte und dort auch Publikumsliebling war. «Ich wurde aus der Mannschaft ausgeschlossen, um alleine oder mit der Reserve zu trainieren.»
«Ich war der beste Mittelfeldspieler der Serie A, weshalb sie mich nicht an einen direkten Konkurrenten abgeben wollten. Ich hatte Angebote aus Arabien und den Vereinigten Staaten, sie wollten mich dorthin schicken.» Zum Glück habe sich dann die Option Sevilla ergeben. Gut fünf Millionen Euro mussten die Andalusier im Januar 2021 noch für den argentinischen Nationalspieler bezahlen.
Gasperini kontert die Vorwürfe
Sein Ärger über die aus seiner Sicht ungerechtfertigte Behandlung ist aber noch nicht verraucht. «Sie haben mich auf den Müll geworfen. Das tut mir heute noch weh.» Vor allem die Klubleitung habe ihn massiv enttäuscht. Er sieht «wirtschaftliche Gründe» dahinter.
Gasperini ist einer der besten Trainer in Europa, dessen Arbeit den Wert der Spieler im Kader steigert. Sie haben sich für ihn und nicht für mich entschieden, weil sie wussten, dass er ihnen auch weiterhin Geld aus dem Verkauf der Spieler garantieren würde». Mit seinen Aussagen will Gomez endlich seine Sicht der Dinge den Atalanta-Fans darlegen, welche es verdienen würden, die Wahrheit zu erfahren. «Von einem Tag auf den anderen haben sie mich verschwinden lassen und wollten mir die ganze Schuld in die Schuhe schieben. Sie wollten es so aussehen lassen, als ob ich wegen des Geldes nach Sevilla gegangen wäre», so sein Fazit.
Gasperini hat bereits auf die herbe Kritik seines langjährigen Schlüsselspielers reagiert. «Sein Verhalten und Einstellung auf und neben dem Spielfeld war für mich und seine Teamkameraden inakzeptabel geworden.» Er betont: «Die körperliche Aggression ging von ihm aus, nicht von mir.» Der wahre Grund für seinen Abgang bei Bergamo sei aber gewesen, dass er die Eigentümer des Vereins ernsthaft missachtet habe. Gasperini will aber :«Ich hoffe, dass Gomez weiterhin mit seinen Leistungen von sich reden machen kann, so wie er es bei Atalanta getan hat.»