«Eine Herzenswahl» Serie-A-Klub Salernitana holt Trainer zwei Tage nach Rauswurf zurück

Von Syl Battistuzzi

18.1.2023

Davide Nicola darf wieder Salernitana coachen. 
Davide Nicola darf wieder Salernitana coachen. 
Imago

US Salernitana trennt sich bei Wochenstart von Trainer Davide Nicola. Nur, um ihn 48 Stunden später wieder zu begnadigen. Das meinen die Beteiligten zum kuriosen Zickzackkurs. 

Von Syl Battistuzzi

Davide Nicola war nach einer Negativserie – nur zwei Punkte in der Meisterschaft seit November – angezählt. Die krachenden 2:8-Pleite gegen Atalanta Bergamo am letzten Sonntag war dann die berühmte Niederlage zu viel. Der Coach stritt sich danach mit Klubpräsident Danilo Iervolino über die Ziele für die Saison. 

Atalanta Bergamo – Salernitana 8:2

Atalanta Bergamo – Salernitana 8:2

Serie A, 18. Spieltag, Saison 22/23

15.01.2023

Am Montag gab Salernitana seine Entlassung bekannt: «Der Verein dankt dem Trainer für seine Leidenschaft und sein Engagement, mit dem er das historische Ziel der Rettung in der Serie A erreicht hat, und wünscht ihm viel Glück in seiner beruflichen Laufbahn.»

In der Tat war das Team aus Salerno im Vorjahr in der Winterpause noch schlimmer dran als aktuell. Als Tabellenletzter zeigte man eine starke Rückrunde und konnte sich so im Oberhaus halten. Zurzeit liegt man auf Platz 16 – hat aber immerhin noch neun Punkte Vorsprung auf die Abstiegsränge. 

Eine Entschuldigung übermittelt

Präsident Iervolino machte sich umgehend auf die Suche nach Ersatz und führte Gespräche mit mehreren Kandidaten (darunter soll auch Rafa Benitez gewesen sein). Eine Einigung kam aber nicht zustande. 

Am Dienstag telefonierte der Klubboss mit seinem geschassten Arbeitnehmer Nicola. Der Coach beschreibt in den sozialen Medien den Inhalt des Telefonats: «Ich habe mich entschuldigt und die Verantwortung für eine unzureichende Leistung und die daraus resultierende schwere Niederlage übernommen. Ich glaube an diese Mannschaft und diesen grossartigen Verein.»

«Ich habe den Präsidenten nachdrücklich gebeten, seine Entscheidung zu überdenken und ihm mitgeteilt, dass er es mit einer menschlichen Seele zu tun hat, die eine grosse Sensibilität besitzt und unbedingt einen einzigartigen Fussballstil aufbauen will. Ich liebe Salerno und glaube fest an dieses Projekt.»

Diese Worte fanden offensichtlich Anklang bei Iervolino, zumal Sportdirektor Morgan De Sanctis sich für Nicola starkmachte. Ausserdem fragte Iervolino bei den Spielern nach, ob sie sich eine weitere Zusammenarbeit mit Nicola vorstellen könnten. Das Resultat fiel positiv aus. Am Mittwoch meldete Salernitana offiziell, Nicola sei wieder für die erste Mannschaft verantwortlich. 

«Ich möchte sein Vertrauen mit all meiner Liebe zurückzahlen.»

Davide Nicola

Coach in Richtung Präsident 

Die Versöhnung

Iervolino rief eilig eine Pressekonferenz ein. Dort erläuterte der 43-Jährige die Gründe für sein Umdenken: «Die Mannschaft war gut aufgestellt, aber es fehlte an Konzentration und Körpereinsatz. Nach einer solchen Niederlage, bei der ich keinen Willen zur Gegenwehr sah, hatte ich das Gefühl, etwas ändern zu müssen.»

 Danilo Iervolino zeigte Nachsicht mit seinem Untergebenen. 
 Danilo Iervolino zeigte Nachsicht mit seinem Untergebenen. 
Imago

Alles, was man ändern könne, ist der Trainer, führte Iervolino aus. Dann sei etwas passiert, das in der Welt des Fussballs fast einzigartig sei. Der Trainer und er hätten über den Sportdirektor kommuniziert, der ihn in den höchsten Tönen gelobt habe. «Nicola wollte sofort wieder an die Arbeit gehen – er hat seine Fehler zugegeben und wie sehr er diese Stadt liebt.»

Sein Fazit: «Man merkt erst, wie sehr man jemanden liebt, wenn er geht. Das war die einzige Möglichkeit, reinen Tisch zu machen. Zum Wohle des Vereins und der Spieler ist es nur richtig, dass der Trainer eine weitere Chance bekommt – mit dem Versprechen, dass die Mannschaft nie wieder eine so demütigende Niederlage wie in Bergamo erleiden wird.» Die Rückkehr von Nicola nur nach 48 Stunden betitelt Iervolino als «eine Herzenswahl».

«Man merkt erst, wie sehr man jemanden liebt, wenn er geht.»

Danilo Iervolino

Präsident in Richtung Coach

Gefahr droht beim nächsten Spiel

Nicola betonte in seinem Post: «Lasst uns wieder gemeinsam anfangen und eine neue Geschichte in der Geschichte des Fussballs schreiben, indem wir den Fans der Granata die gleiche Leidenschaft und das gleiche Zugehörigkeitsgefühl geben, das sie uns immer zeigen. Das ist Salerno, das ist Salernitana, viel mehr als nur ein Fussballverein.»

Am Samstag im Derby della Campania gegen Napoli wird Nicola also wieder auf der Bank sitzen. Es ist zu hoffen für Salernitana und seinen neuen beziehungsweise alten Coach, dass der souveräne Leader dem Heimteam im Stadio Arechi keine Lektion (wie zuletzt Juve) erteilt.