Mit den Sprints fällt der Startschuss für die nordische Ski-WM in Oberstdorf. Mit mindestens einem Auge schielen Nadine Fähndrich und Laurien van der Graaff aber schon auf den Team-Sprint am Sonntag.
Es klingt ein wenig unschweizerisch, zumal im Langlauf. Doch wer bei allen vier Weltcup-Rennen der letzten zwei Jahre auf das Podest gesprintet ist, kann fast nicht anders: Und so spricht Nadine Fähndrich ganz am Ende des virtuellen Mediengesprächs in Oberstdorf den Satz, den alle hören wollen: «Alles, was nicht eine Medaille ist, wäre eine Enttäuschung.» Die 25-jährige Luzernerin meint damit den Teamsprint vom Sonntag.
Zunächst geht sie aber auch im Einzelsprint am Donnerstag mit grossen Ambitionen an den Start, auch wenn sie lieber im Skating- (wie im Teamsprint) statt im klassischen Stil laufen würde. Im Weltcup blieb sie in dieser Saison klassisch zweimal im Halbfinal hängen, im Skating hingegen gewann sie in Dresden, wo allerdings die starken Skandinavierinnen fehlten, und wurde im Val Müstair nach einem Rencontre mit Anamarija Lampic in der letzten Abfahrt Sechste. Die Slowenin gehört auch an der WM zu den heissen Medaillenanwärterinnen, die Topfavoritinnen kommen aber aus Schweden, allen voran Linn Svahn. Die erst 21-Jährige gewann alle drei Sprints, an denen sie teilnahm.
Van der Graaf: «Ich denke, dass sechs Nationen um die Medaillen laufen werden»
Im Kampf Frau gegen Frau gibt es aber viele Unwägbarkeiten, das weiss auch Nadine Fähndrich. «Wenn alles passt, kann ich in den Final kommen – und dann laufe ich um die Medaillen.» Die grössere, vielleicht einmalige Chance winkt aber am Sonntag, wenn sie zusammen mit Laurien van der Graaff nach den Sternen greifen will. Sprint ist dabei eigentlich der falsche Ausdruck, denn die 6 x 1,2 km (jeweils dreimal pro Athletin) gehen ganz schön in die Beine. Mit Van der Graaff, die mit den Besten mithalten soll, und Fähndrich als sprintstarke Schlussläuferin haben die Schweizerinnen die optimale Aufstellung gefunden.
Sie schoben nach der Tour de Ski und vor den letzten Weltcups in Schweden einen harten Trainingsblock ein, direkt vor der WM liessen sie es aber etwas ruhiger angehen, um frisch ins Rennen steigen zu können. «Ich denke, dass sechs Nationen um die Medaillen laufen werden», sagt die routinierte Davoserin Van der Graaff, die noch nicht entschieden hat, ob sie bis zu den Olympischen Spielen in einem Jahr in Peking weitermacht.
Die Plätze 3, 2, 1 und 3 holten die Schweizerinnen bei den letzten vier Weltcups. «Die Podestserie wird nicht reissen», schwor sich Fähndrich trotz müden Beinen vor der WM-Hauptprobe in Ulricehamn. Und bekräftigt nun: «Und sie reisst sicher nicht an der WM.» In welchem Rennen sie denn lieber eine Medaille gewinnen würde? Nach langem Nachdenken sagt die Luzernerin aus Eigenthal: «In beiden. Aber wenn ich mich entscheiden würde, dann doch lieber im Team.»
Hediger gut in Form
Nicht ganz so hoch sind die Ambitionen bei den Männern, auch wenn Jovian Hediger und Roman Furger in Ulricehamn mit einem 2. Platz verblüfften. Der Waadtländer Hediger ist das heisseste Schweizer Eisen im Einzelsprint zum Auftakt. In Kuusamo, als die Besten alle am Start waren, überzeugte der 30-Jährige aus Bex mit dem Finaleinzug (6.). «Es ist bekannt, dass ich nicht gerne eine Zahl nenne», sagt er jetzt mit einem Lächeln. «Aber man weiss ja, was an einer WM zählt. Es wäre schön, hier mein Bestresultat aufzustellen.»
Neben Hediger war sein Cousin Erwan Käser für den Sprint gesetzt, in einer internen Ausscheidung sicherten sich der Unteriberger Roman Schaad und der erst 20-jährige Davoser Valerio Grond, ein zweifacher Medaillengewinner bei Junioren-WM, die letzten beiden Startplätze. Sie alle streben die Viertelfinals als Minimalziel an.
Ein unberechenbarer Faktor könnte das Wetter sein. Wegen der hohen Temperaturen wurden die Starts in die Morgenstunden verlegt. Es wird sich zeigen wie gut die Loipe der Sonneneinstrahlung standhält.
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