Lara Gut-Behrami fühlt sich nicht richtig verstanden und übt deshalb, mehr oder weniger direkt, Kritik am Verband. Nun gibt’s die Retourkutsche.
Nicht zum ersten Mal legt sich die 28-jährige Tessinerin mit Swiss-Ski an. Sie fühlt sich ungerecht behandelt, versteht nicht, dass sie für vermeintliche Extrawünsche wie etwa Einzeltrainings kritisiert wird. Wenn Wendy Holdener Slalom trainieren müsse und zwei Coaches mitgingen, werde keine riesige Geschichte daraus gemacht. Ebenso wenig, wenn Michelle Gisin ihre Schwester Dominique dabei habe. «Da spricht niemand von Spezialbehandlung», so Gut-Behrami.
Sie wolle damit keinesfalls ihre Kolleginnen angreifen: «Ich verstehe ihre Bedürfnisse zu 100 Prozent, jede Athletin macht das, was sie braucht, um besser zu werden.» Genau so sei es auch bei ihr, bloss fordere sie es vielleicht lauter als die anderen, da sie schon früher gewusst habe, was sie brauche.
Swiss-Ski wehrt sich gegen die Vorwürfe
Alpin-Direktor Walter Reusser, erst seit wenigen Tagen im Amt, zeigt ein gewisses Verständnis für die Aussagen Gut-Behrami. Im «Tages Anzeiger» wird er wie folgt zitiert: «Die Speed-Saison beginnt, es gibt Druck und Unsicherheit. Da macht man schon mal Aussagen, die nicht korrekt sind.»
Denn es werde bei Swiss-Ski, so stellt Reusser klar, sehr viel zum Wohl der Fahrerinnen und Fahrer unternommen. Was die Pro-Kopf-Investitionen betreffe, begegne man den Österreichern auf Augenhöhe. Andere Nationen hinken diesbezüglich deutlich hinterher.
«Es ist keineswegs so, dass wir Athleten ausnutzen. Wir brauchen sie, sie brauchen uns. Es ist ein Geben und Nehmen», meint Reusser. Auf eine öffentliche Schlammschlacht scheint er nicht aus zu sein, stellt aber klar: «Lara weiss, dass die Kritik nicht angebracht ist.»
Ein klärendes Gespräch sollte besser früher als später stattfinden, denn Gut-Behrami dürfte ihre Kritik sehr wohl als angebracht betrachten.