Lara Gut-Behrami, Gesamtweltcup-Siegerin 2015/16, ist seit zehn Jahren mit einem Privatteam unterwegs. Stellt sich die Frage, ob das angesichts ihrer zuletzt bescheidenen Resultate noch gerechtfertigt ist.
Behrami-Gut wird von ihrem Vater gecoacht, finanziert wird dieser vom Verband. Auch eine eigene Pressesprecherin hat die 27-Jährige. Das ist nicht aussergewöhnlich, Marcel Hirscher etwa hat eine ganze Entourage um sich, die alles tut, damit sich der Österreicher optimal auf die Rennen vorbereiten kann. Das ist teuer, doch in seinem Fall zahlt sich das aus, seine Erfolge sprechen Bände. Doch wie ist das, wenn der Erfolg ausbleibt. Sind dann solche Mehrausgaben gerechtfertigt?
Gut-Behramis Vater wird vom Schweizer Ski-Verband auf Mandatsbasis finanziert. Swiss-Ski-CEO Markus Wolf sagt im «Blick»: «Das hat sich auch bewährt. Mit diesem Setup hat Lara viele Erfolge gefeiert und den Gesamtweltcup gewonnen.» Das stimmt, doch der Erfolg liegt schon einige Jahre zurück.
Wird Ende Saison Gut-Behramis Sonderstatus begraben?
Und seit sich Gut-Behrami im Februar 2017 das Kreuzband gerissen hat, sind Spitzenresultate zur Seltenheit geworden. In diesem Winter stand sie lediglich zweimal auf dem Podest, öfter klassierte sie sich ausserhalb der Top-10. An der WM in Are wurde sie im Super-G Neunte, in der Abfahrt Achte und im Riesenslalom 21. Wolf sagt: «Wir werden Ende Saison zusammensitzen und alles kritisch hinterfragen.»
Wie «Blick» schreibt, werde die Finanzierung ihres Vaters in Frage gestellt – und jene ihrer eigenen Pressebetreuerin. Denn Gut-Behrami geniesst im Schweizer Team noch immer eine Ausnahmestellung. Allerdings entgegnet Wolf, dass Gut-Behrami diesen Lohn mit ihren Marketing-Aktivitäten abdecke. Ganz ungewöhnlich ist es nicht, dass einzelne Fahrerinnen individuelle Betreuung geniessen, etwa Wendy Holdener und Michelle Gisin. Allerdings sind sie deutlich erfolgreicher unterwegs als Gut-Behrami und alles findet innerhalb des Verbandes statt.
Wolf sagt zu «Blick»: «Bei Lara ist momentan der Knopf drinnen. Irgendetwas ist nicht so, wie es sein sollte. Da ist der Wurm drin. Ob es sie selbst oder das Umfeld ist, kann ich momentan nicht beurteilen.» Und er gibt zu bedenken, dass Lara an Grossanlässen noch nie Gold gewonnen habe. «Und wir haben im Trainer-Staff viele Trainer, die Athleten zu Gold geführt haben.» Das hört sich so an, als würde man die Rolle von Trainer und Papa Pauli durchaus kritisch beäugen.
Bernhard Russi verlangt härteres Durchgreifen
Auch Ski-Experte Bernhard Russi hat sich im «Blick» zu Wort gemeldet: «Egal wer Laras Trainer ist oder sein wird: Er muss im Training härter durchgreifen, etwas von ihr verlangen und nicht einfach warten, bis sich der Knopf von selbst löst. Lara muss künftig die Schwünge wieder auf Zug fahren und nicht mehr so stark driften. Sie kann das, aber sie muss es wieder finden. Lara hat nach wie vor ein Riesenpotenzial.»
Noch hat Gut-Behrami in dieser Saison sieben Rennen, in denen sie zeigen kann, dass ihre Kritiker falsch liegen und sie immer noch zu Topleistungen fähig ist. Ansonsten sieht es düster aus, dass sie auch im kommenden Winter eine Sonderstellung geniesst.