Alina Pätz, Nummer 4 im Team von Silvana Tirinzoni, spielt den Stein, von dem jede Curlerin träumt: die Mitte des Hauses treffen, Weltmeisterin werden. Sie bringt von der WM schöne Erlebnisse zurück.
Alina Pätz, vor vier Jahren in Sapporo wurden Sie mit einem sehr ähnlichen letzten Stein Weltmeisterin, damals im Final gegen die Olympiasiegerin Jennifer Jones. Jetzt war wieder die Olympiasiegerin ihre Gegnerin, Anna Hasselborg. Haben Sie sich vor Ihrem Siegesstein an jenen Final erinnert?
Alina Pätz: Überhaupt nicht. Denn am Schluss ging alles sehr, sehr schnell. Ich konzentrierte mich ganz auf den letzten Stein. Ich versuchte, diesen ganz normal zu spielen, einfach möglichst so wie im Training. Das ist gelungen. Danach kamen sofort diese riesige Erleichterung und diese riesige Freude. Es war überwältigend.
Sie schienen in den wichtigsten Augenblicken sehr ruhig und überhaupt nicht nervös zu sein. Waren Sie wirklich nicht nervös?
Doch, ich war nervös. Ziemlich sogar.
War dieser WM-Titel für Sie der aufwühlendste?
Der letzte vor vier Jahren war ebenso emotional. Jener Titel kam fast aus dem Nichts, und es war ja auch dort am Schluss ganz knapp.
Ihr Team spielt in dieser Saison erstmals in dieser Zusammensetzung. An der EM gewannen Sie Silber mit einer einzigen Niederlage im ganzen Turnier. Und jetzt sind Sie Weltmeisterinnen. Sie waren also an beiden grossen Turnieren parat. Das deutet auf eine gelungene Saisonplanung hin.
Ja, wir haben das sicher gut gemacht. Vor der WM hatten wir drei Wochen lang keine Wettkämpfe. Wir haben uns nur mit Training vorbereitet. Ich glaube, dass dies ein guter Entscheid war.
In Silkeborg verloren Sie drei der ersten fünf Spiele der Round Robin. Da hat noch nicht alles darauf hingedeutet, dass Sie den Titel holen könnten.
Wir hatten mental insgesamt eine schwierige Woche. Wir haben etwas schwächer angefangen, wir hatten am Anfang viel Auf und Ab. Ein paar Spiele konnten wir nur knapp für uns entscheiden. Das alles hat an den Nerven gezerrt. Dass wir am Schluss im Final unser bestes Curling zeigen konnten, das ist einfach genial.
Ihr Freund Sven Michel spielt nächste Woche mit dem Genfer Team an der Männer-WM in Lethbridge in Kanada. In Lethbridge haben Sie 2012 ihren ersten WM-Titel gewonnen, damals als Ersatzspielerin im Team von Mirjam Ott. Können Sie Ihrem Freund noch ein paar Tipps für Lethbridge mitgeben?
Ich versuche natürlich, ihn so gut wie möglich zu unterstützen. Aber eigentliche Tipps – das ist wohl schwierig. Er hat selber so viel Erfahrung, da wird ihm ein bisschen familiäre Unterstützung reichen.
Für Sie stehen noch zwei Turniere der World Tour in Kanada im Programm, in Toronto und Saskatoon.
Ja. Und wenn wir Glück haben, werden wir als Weltmeisterinnen noch nach Peking eingeladen, an den Final im World Cup. Das wäre dann natürlich ein schöner Abschluss der Saison.