Grosses Erbe Die Fehde um Schröcksnadels Nachfolge spaltet die Skination Österreich

lbe

12.5.2021

Soll seinen Anteil an der schwierigen Suche seines Nachfolgers haben: Peter Schröcksnadel.
Soll seinen Anteil an der schwierigen Suche seines Nachfolgers haben: Peter Schröcksnadel.
Bild: Keystone

Der langjährige Präsident des österreichischen Skiverbandes Peter Schröcksnadel tritt im Juni ab. Um seine Nachfolge ist ein Streit entbrannt, der nur schwer zu durchschauen ist.

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Nach beeindruckenden 31 Jahren gibt Peter Schröcksnadel im Juni sein Amt ab und tritt mit 79 Jahren als Präsident des ÖSV zurück. Entsprechend gross ist die Lücke, die er im Verband hinterlässt. Nun ist rund fünf Wochen vor der Wahl um seine Nachfolge ein Streit ausgebrochen, der die Skination spaltet. Daran soll auch der abtretende Schröcksnadel seinen Anteil haben.

Noch vor zwei Monaten nämlich scheint das Rennen um die Nachfolge entschieden. Weil sich Michael Huber, unter anderem OK-Chef der Hahnenkammrennen, im Duell mit Ex-Profi Michael Walchhofer wegen «unterschiedlicher Vorstellungen» zurückzieht, scheint der Weg für Letzteren geebnet. Allerdings nicht für lange.

Denn Schröcksnadel passt das so gar nicht ins Bild. Er stellt sich gegen den 19-fachen Weltcup-Sieger Walchhofer, als dieser als letzter Kandidat verbleibt – und soll Renate Götschl, ihrerseits 46-fache Siegerin im Weltcup, zu einer Gegenkandidatur bewogen haben. «Ich hab mich eingemischt, als ich gesehen habe, dass die Kandidatensuche nicht gut läuft. Diese Suche wäre die Aufgabe der Landesverbände, aber da ist ihnen nicht viel gelungen», legt der abtretende Präsident im Gespräch mit dem «Standard»  seine Gründe dar.

Schröcksnadels Zweifel an Walchhofer

Insider allerdings sprechen davon, dass Schröcksnadel einige Ideen Walchhofers nicht gefallen. Zudem störe ihn dessen Nähe zu Bundeskanzler Sebastian Kurz. Schröcksnadels Gegner dagegen werfen dem scheidenden Präsidenten vor, im Hintergrund weiterhin selbst die Fäden ziehen zu wollen – und das wäre mit Nachfolger Walchhofer, der Schröcksnadels Einfluss offenbar auf ein Minimum beschränken würde, nicht der Fall.

Am gestrigen Dienstag erfolgt gemäss jüngsten Medienberichten die nächste Wendung. Es heisst, die für die Wahl des Präsidiums zuständigen Regionalverbände würden zu einer Kompromisslösung mit Walchhofer als Präsidenten und Götschi als Vizepräsidentin neigen. Zudem soll eine dritte Führungskraft die Verantwortung für die ÖSV-Tochtergesellschaften übernehmen. Markus Schröcksnadel, Sohn des abtretenden Präsidenten, dementierte aber umgehend die Gerüchte, wonach er in diese Rolle schlüpfen solle.

Walchhofer seinerseits macht bereits am Dienstag gegenüber den «Salzburger Nachrichten» klar, dass ein Kompromiss für ihn kein Thema ist: «Der Präsident, wer immer das auch sein mag, hat auch die volle wirtschaftliche Verantwortung zu tragen.» Genau das wird Gegenkandidatin Götschl zumindest teilweise nicht zugetraut – nicht zuletzt weil die 45-Jährige jüngst ein Hearing vor allen Landesverbandsspitzen ausliess und diese so verärgerte.

Und so befindet sich Walchhofer wohl trotz aller Widerstände in der Pole-Position auf das grosse Erbe – und Peter Schröcksnadel droht zum ersten Mal seit geraumer Zeit die Kontrolle zu verlieren.