Weltcup-Finale Die grosse WM-Revanche statt ein Volkslauf im Engadin

ck, sda

13.3.2021 - 04:31

Corona machts möglich: Der Langlauf-Weltcup gastiert zum dritten Mal in diesem Winter in der Schweiz. Das Oberengadin freut sich auf eine Neuauflage des WM-Duells zwischen Bolschunow und Klaebo.

Keystone-SDA, ck, sda

Statt rund 14'000 (mehrheitlich) Hobbysportler am Engadin Skimarathon, der an diesem Sonntag zum zweiten Mal dem Coronavirus zum Opfer fällt, gleiten am Wochenende die besten Langläufer der Welt über die Oberengadiner Seenlandschaft. Grund ist der strikte Einreisestopp in Norwegen. Der traditionsreiche 50er am Holmenkollen wird deshalb durch die Premiere rund um St. Moritz ersetzt. Die Organisatoren packten die Chance, die sich unverhofft bot, mit beiden Händen – und nicht ohne Hintergedanken.

Innerhalb von wenigen Tagen musste in der Region fast eine halbe Million Franken aufgetrieben werden, um das Budget von einer knappen Million stemmen zu können. Die Hälfte davon kommt von Swiss-Ski und dem Bund, die andere Hälfte vom Kanton Graubünden und den Oberengadiner Gemeinden. «Es musste viel passieren, dass der Weltcup möglich wurde», versichert Adriano Iseppi, der wie beim Engadin Skimarathon als Rennleiter fungiert. «Aber es ist sehr schön regional abgestützt.»


Zugute kommen dem Veranstalter, dass die TV-Produktion für den «Engadiner» sowieso vorgesehen war und die regionale Zusammenarbeit. So konnte man auf die vollständige Infrastruktur von der Tour de Ski im benachbarten Val Müstair und zum Teil auch vom alpinen Ski-Weltcup in St. Moritz zurückgreifen. Unter diesen Voraussetzungen sanktionierte die FIS schnell und gerne den Weltcup im Engadin, zumal es nun die einzigen Rennen nach der WM sind. Im Gegensatz zu Davos und der Tour de Ski sind diesmal auch alle Skandinavier dabei – und das freut natürlich Iseppi und die Organisatoren.

Zielsprint wahrscheinlich

Die Entscheidungen im Weltcup sind alle gefallen. Die Tour-de-Ski-Triumphatoren Jessie Diggins, als erste Amerikanerin, und Alexander Bolschunow werden am Sonntag die grosse Kristallkugel in Empfang nehmen. Für Brisanz ist vor allem bei den Männern dennoch gesorgt. Am Samstag findet in Surlej bei Silvaplana ein Massenstartrennen in der klassischen Technik statt, am Sonntag aber grösstenteils auf der Marathonstrecke eine Skating-Verfolgung. Und da spricht einiges für eine Neuauflage des Duells zwischen Bolschunow und Johannes Hösflot Klaebo vom WM-50er vor einer Woche. Der Norweger hatte sich nicht regelkonform am Russen vorbei gezwängt und dabei dessen Stock zerbrochen. Klaebo wurde disqualifiziert, Emil Iversen war der lachende Dritte, Bolschunow vergoss bittere Tränen.



Zwar wurde 3 km vor dem Ziel in S-chanf noch ein «ziemlich knackiger Anstieg» eingebaut, damit nicht gleich 50 Läufer zusammen auf die Zielgerade einbiegen. «Es hat aber viel Platz für einen Zielsprint», versichert Iseppi. Erstmals seit langem gibt es im Weltcup wieder einmal ein Rennen von A nach B, wie es früher bei der Tour de Ski von Toblach nach Cortina üblich war. Die Produktion ist den TV-Stationen aber in der Regel zu aufwändig.

Schliesslich wollen sich die Organisatoren natürlich für weitere Weltcups oder eventuell sogar mal eine WM im Engadin empfehlen. Die Premiere muss nicht unbedingt eine Ausnahme bleiben. Denn Iseppi betont: «Wir haben die Schneesicherheit, die andernorts Ende Februar, Anfang März je länger je mehr zum Problem wird.»

Aus Schweizer Sicht möchte Dario Cologna seine durchschnittliche Saison sicher noch mit einem Exploit abschliessen, auch Jason Rüesch zeigte sich an der WM in guter Form. Zudem lassen sich Nadine Fähndrich und Laurien van der Graaff, die Silbermedaillen-Gewinner im Teamsprint, den Heimauftritt auch auf den längeren Distanzen nicht nehmen.