Im vergangenen Winter hat Österreich den Nationencup hauchdünn vor der Schweiz gewonnen. In diesem Winter könnte das Pendel zurückschlagen. Eine erste Zwischenbilanz stimmt zuversichtlich.
Bei den Frauen wie bei den Männern hat keine Nation mehr Punkte eingefahren als die Schweiz. Der Überflieger schlechthin ist Marco Odermatt, bei den Frauen glänzt die Schweiz auch in der Breite.
Drei Schweizer Siegerinnen
Sechs Speed- und sechs Technikrennen standen bei den Frauen in dieser Saison bereits auf dem Programm, einzig in der Abfahrt schaffte es noch keine Schweizerin zuoberst aufs Treppchen. Mit Corinne Suter hat die Schweiz aber auch in dieser Disziplin ein Ass im Ärmel.
Holdener bietet Shiffrin im Slalom die Stirn
Seit Jahren fährt Holdener im Slalom an der Spitze mit, tatsächlich aber hat sie vor dieser Saison noch nie gewonnen. Doch nun ist der Knoten geplatzt. In Killington schafft sie es erstmals zuoberst aufs Treppchen, nachdem sie in den ersten beiden Rennen 5. und 2. wurde. Den Sieg teilte sie sich mit der Schwedin Anna Swenn-Larsson. In Sestriere doppelt Holdener dann gleich nach und feiert ihren ersten Slalom-Solosieg. Nach vier Rennen führt sie das Slalom-Klassement gemeinsam mit der punktgleichen (325) Mikaela Shiffrin an. Hinter Holdener klafft im Schweizer Team allerdings eine grosse Lücke auf.
Lara Gut-Behrami sticht im Riesenslalom
Den ersten Riesenslalom der Saison hat Lara Gut-Behrami gewonnen, im zweiten handelt sie sich einen grossen Rückstand ein, ist als 7. aber dennoch die beste Schweizerin. Wendy Holdener schafft es in Sestriere gerade noch in die Top Ten.
Corinne Suter glänzt in den Speed-Disziplinen
Im Super-G und in der Abfahrt ist Corinne Suter die grosse Punktelieferantin. Von den vier Abfahrten in diesem Winter hat die Italienerin Sofia Goggia drei gewonnen, den letzten mit gebrochener Hand. Abfahrts-Olympiasiegerin Suter ist mit ihren drei Podestplätzen die Nummer zwei in der Disziplinenwertung. Zuoberst aufs Treppchen schaffte sie es in der Abfahrt aber noch nicht, im Super-G dagegen schon. Im zweiten Super-G der Saison klassierte sich Suter nur im 15. Rang, doch mit Michelle Gisin (4.) und Lara Gut-Behrami (8.) zeigten zwei Landsfrauen, dass in diesem Winter auch mit ihnen zu rechnen ist.
Nationen-Wertung der Frauen
- Schweiz (3383 Punkte)
- Österreich (2817)
- Norwegen (2041)
- Italien (1797)
- Frankreich (1318)
Wie sieht es bei den Männern aus?
Bei den Männern gingen in dieser Saison bislang ein Slalom, vier Riesenslaloms, zwei Super-Gs und vier Abfahrten über die Bühne.
Der Slalom-Auftakt ist geglückt
Am 11. Dezember schaffte es Loïc Meillard hinter Lucas Braathen und Manuel Feller als Dritter aufs Podest. Daniel Yule hat mit seinem 7. Platz ebenfalls gezeigt, dass auch in diesem Winter mit ihm zu rechnen ist. Als 14. fuhr auch Ramon Zenhäusern in die Punkte. Dahinter gibt es weitere Kandidaten, die für die Schweizer Glücksmomente sorgen könnten. Am Donnerstag steht vor der sehr kurzen Weihnachtspause noch ein Slalom auf dem Programm.
Odermatt dominiert den Riesenslalom
Im Riesenslalom stand der Schweizer Sportler des Jahres in diesem Winter in vier von vier Rennen auf dem Podest, dreimal als Sieger. Loîc Meillard kann da zwar nicht mithalten, überzeugte zuletzt aber mit einem 4. Platz. In der Disziplinenwertung ist Meillard aktuell im starken 6. Rang klassiert.
Auch im Super-G liefert Odermatt
Den ersten von zwei Super-Gs hat der Nidwaldner vor dem Norweger Aleksander Kilde gewonnen, beim zweiten war es gerade umgekehrt. Und wie sieht es in der Breite aus? Nicht ganz so rosig, wobei Gino Caviezel zuletzt als Vierter ein Ausrufezeichen setzen konnte.
Erhält Odermatt in der Abfahrt Unterstützung?
Neidlos müssen Schweizer Ski-Fans anerkennen, dass Kilde in der Abfahrt bislang das Mass aller Dinge ist. Drei von vier Rennen hat der Norweger gewonnen, einzig in der ersten Abfahrt von Gröden verpasste er als 5. das Podest knapp. Allerdings ist Odermatt nicht weit weg, fuhr er doch ebenfalls schon drei Mal aufs Podium (3., 2., 2.).
Und was ist eigentlich mit Beat Feuz? Der Abfahrts-Olympiasieger kommt für seine Verhältnisse noch nicht auf Touren. Ein 5. und zwei 9. Plätze hat er vorzuweisen, zuletzt musste er sich mit dem enttäuschenden 18. Platz begnügen. Doch seine Zeit kommt erst noch, bei den Klassikern in Wengen und Kitzbühel ist immer mit dem Kugelblitz zu rechnen.
Update: Kurz nach der Veröffentlichung dieses Artikels hat Beat Feuz seinen Rücktritt angekündigt. Die Rennen in Wengen und Kitzbühel wird er aber noch bestreiten – und dabei hoffentlich ein seiner grossen Karriere würdiges Feuerwerk zünden.
Nationen-Wertung der Männer
- Schweiz (1652 Punkte)
- Norwegen (1517)
- Österreich (1394)
- Frankreich (940)
- Deutschland (624)
Zwischenbilanz nach 23 Rennen
2020 gewann die Schweiz nach einer 30-jährigen Dominanz der Österreicher erstmals wieder die Nationenwertung, im Folgejahr gelang das Kunststück gleich noch einmal. Im letzten Winter standen uns die Österreicher aber wieder vor der Sonne. Schlägt nun das Pendel zurück?
Eine Frage, die sich selbstredend erst Ende Saison beantworten lässt, doch es sieht vielversprechend aus. In Sachen gewonnener Rennen führt die Schweiz im Direktvergleich 8:2. Allerdings scheint das Gerüst fragil. Bei den Männern gehen 796 von 1652 gewonnenen Punkte auf das Konto von Marco Odermatt. Was, wenn er plötzlich nicht mehr in gewohntem Masse liefert? Bei den Frauen ist die Last dagegen auf mehrere Schultern verteilt.