Halvor Egner Granerud gibt sich in der Öffentlichkeit bescheiden, er ist kein Mann der grossen Worte und stellt sich nicht in den Vordergrund. In Teenager-Tagen jedoch war er ein Showman.
Granerud zählte schon mehrmals zu den Mitfavoriten der Vierschanzentournee. Allerdings fehlte ihm bislang die Konstanz zum grossen Triumph. Und die Lockerheit, die der 26-Jährige in seiner wilden Jugendzeit bereits nachgewiesen hat, als er nach einem Grillfest mit Freunden nackt von einer 60-m-Schanze heruntersprang. Seither trägt er den Spitznamen «Nakenhopperen» – der nackte Skispringer. Das Video auf YouTube wird dieser Tage wieder zum Renner.
Granerud, als Jugendlicher auch noch Orientierungsläufer, ist ein Mann mit vielen Facetten. So arbeitete er, ehe sich im Weltcup die ersten Erfolge einstellten, nebenbei als Kindergärtner in Trondheim. Er hat als Urenkel des in Norwegen bekannten Kinderbuchautors Thorbjörn Egner auch eine gewisse Affinität zu Kunst und Kultur.
Spezialtrainings statt Pause vor Weihnachten
Und wie fast jeder Skispringer ist er detailbesessen. Statt sich nach Engelberg eine Woche Ruhe zu gönnen, arbeitet er vor Weihnachten in Spezialtrainings an seinem latenten Absprungfehler, der ihn in der Luft oft seitlich verschiebt und manchmal bis an den Rand des Aufsprunghangs treibt. Während der Tournee flog er nun besser und stabiler.
Norwegens Nummer 1 zeigt auch Biss. Der in Oslo aufgewachsene Sportler musste in seiner Karriere einige Tiefs überwinden. So verlor er zeitweise den A-Kaderstatus und musste finanziell unten durch, ehe er im Winter 2020/21 durchstartete und den Gesamtweltcup gewann. Er habe in dieser Phase verstanden, dass man auch mit viel Talent nichts erzwingen könne und immer akribisch weiterarbeiten müsse, sagt er.
Die Arbeit brachte auch finanziellen Erfolg. Allein der Tournee-Sieg trägt 100'000 Schweizer Franken ein. Dieses Geld kann er gebrauchen. In Trondheim kaufte er sich kürzlich mit Freundin Karoline ein gemeinsames Haus.
SDA