Gino Caviezel kommt beim Saisonauftakt in Sölden in seinem 92. Weltcuprennen zum ersten Podestplatz. Der 28-jährige Bündner sieht sich für seine Geduld belohnt und spricht von einem Schweizer Toptag.
Gino Caviezel, der nach dem ersten Lauf sensationell in Führung gelegen hatte, klassierte sich auf dem Rettenbachgletscher hinter Sieger Lucas Braathen aus Norwegen und seinem Teamkollegen und guten Freund Marco Odermatt im 3. Rang.
Gino Caviezel, noch nie zuvor standen Sie im Weltcup auf dem Podest, und dann führen Sie in Sölden nach dem ersten Lauf erstmals ein Rennen an. Wie angespannt waren Sie zwischen den zwei Durchgängen?
Ich war eigentlich vor dem ersten Lauf deutlich nervöser. Sölden ist immer das erste Rennen, da hat man manchmal ein bisschen ein komisches Gefühl. Trotz der sehr guten Vorbereitung kam Nervosität auf, doch dann lief es mir wirklich gut.
Und der zweite Lauf?
Da fühlte ich mich besser. Ich war weniger nervös, und auch die Beine fühlten sich lockerer an. Es war so eng an der Spitze. Marco (Odermatt) lag als Siebter nur drei Zehntel zurück. Da gab es also nichts zu taktieren, sondern die Devise hiess nochmals Vollgas geben.
Das gaben Sie, allerdings gab es im Finaldurchgang noch eine Schrecksekunde. Was ging Ihnen durch den Kopf, als Sie kurz nach dem Start schon einen Fehler begingen?
Das war natürlich nicht so geplant. In dieser Kurve hat es mich etwas 'verseckelt' und ich dachte schon: 'Jetzt bin ich weg vom Fenster'. Natürlich probierte ich im folgenden Steilhang dann trotzdem Gas zu geben, da riskierte ich einiges und war einige Male knapp dran (am Ausscheiden – Red.). Aber solche Läufe auf einem solch schwierigen Hang gibt es manchmal. Ich bin überglücklich, dass es mir trotz des Fehlers zum dritten Rang gereicht hat.
Sie mussten lange auf diesen Moment warten.
Sehr, sehr lange, ja. Es ist unglaublich, dass es mir gleich beim ersten Saisonrennen gereicht hat. Dafür arbeitet man im Sommer hart. Und dann darf ich sogar mit Marco auf dem Podest stehen an diesem Toptag. Es ist sogar ein Schweizer Toptag, schliesslich haben auch Loïc (Meillard als Fünfter) und Justin (Murisier als Elfter) super Leistungen gezeigt.
Wird das Erlebnis etwas geschmälert dadurch, dass beim Rennen keine Zuschauer zugelassen waren und damit die Ambiance fehlte?
Podest ist Podest. Klar, als ich von meinem ersten Podestplatz träumte, da war das Publikum dabei. Das hat sicher gefehlt hier, die Fans gehören zu unserem Sport. Covid-19 ist ein Riesenthema, durch welches wir uns nicht Energie rauben lassen dürfen. Heute sorgten wir mit unseren Leistungen für positive News.
Sie waren schon in vergangenen Jahren vor Sölden in guter Verfassung. Warum ging es dieses Mal auf?
Das hängt mit der Geduld zusammen. Ich war letzte Saison tatsächlich einige Male nahe an einem Topresultat. Doch dann hatte ich mal Pech und ein anderes Mal unterlief mir wieder ein Fehler. Aber ich verlor nie die Geduld.