Marco Odermatt ist der Superstar des Skirennsports. Der Beste zu sein, sei «sehr cool», sagt er in einem Interview, spricht dabei aber auch über die Kehrseite der Medaille.
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- Marco Odermatt war in der letzten Saison der grosse Dominator des Ski-Weltcups. Das freut ihn natürlich, der Erfolg bringe aber auch Schattenseiten mit sich, sagt Odermatt in einem Interview.
- Der Nidwaldner spricht auch über die grosse Erwartungshaltung an ihn – gefühlt die halbe Schweiz würde von ihm Siege erwarten. Das könne eines Tages zu einer Challenge werden.
- Skifahren sei das, was er am besten könne. Odermatt verrät Dinge, die er nicht gut kann. Gar nicht gut sei er im Verlieren.
Mit 25 Jahren ist Marco Odermatt schon im Ski-Olymp angekommen. Er ist zweifacher Weltmeister, Olympiasieger und zweifacher Gesamt-Weltcupsieger. Letzte Saison stellte er mit 2042 Weltcup-Punkten in der Gesamtwertung einen neuen Rekord auf.
Wie ist es, der Beste zu sein? Diese Frage beantwortet Odermatt in einem Interview mit dem «Tages-Anzeiger» wie folgt: «Sehr cool. Ich erlebe Sachen und Emotionen, die ich sonst nicht erleben würde. Aber man gibt auch einen grossen Teil seines Lebens als Allgemeingut her in der Öffentlichkeit.»
Immer im Mittelpunkt zu stehen, immer eine Kamera auf sich gerichtet zu haben, das scheint dem bescheidenen Innerschweizer nicht immer Spass zu machen. «Jeder kennt mich. Jeder will etwas von mir», sagt er. Manchmal stresse ihn das. «Wenn man im Sommer an einem Samstag ganz normal etwas unternehmen will und nie wirklich seine Ruhe hat, dann kommt der Moment, in dem man das lieber nicht will.»
Aus diesem Grund locke es ihn «nicht mehr häufig in den normalen Ausgang», wie Odermatt sagt. «Man will für ein paar Tage normal sein, doch das ist kaum mehr möglich. Es wird schnell geschaut, geredet, fotografiert.» Das sei «einer der Nachteile des Berühmtseins».
In seiner Kindheit sei es nicht sein grosses Ziel gewesen, der Shootingstar im Ski-Zirkus zu werden. «Als Bub wollte ich nie der Beste werden, sondern einfach ein Skirennfahrer», sagt Odermatt. Als Kind habe man keine Vorstellung davon, was der Erfolg auch noch mit sich bringt. «Man sieht nur die schönen Sachen, die Siege, die Medaillen. Die vielen Pflichttermine, das öffentliche Leben – daran hab ich nie gedacht.»
«Vielleicht werde ich mit dem Verlieren zum Trottel»
Auf der anderen Seite steht der gewaltige Erfolg. Und der Druck, den der Erfolg mit sich bringt. «Die Siege werden von aussen mittlerweile extrem erwartet», sagt der 25-Jährige. «Das wird in den nächsten Jahren die Challenge, wenn ich plötzlich nicht mehr 13, sondern noch fünf oder ein Rennen gewinne im Jahr.»
Das könne dann auch zur mentalen Herausforderung werden. «Auch dass man nicht die Freude verliert. Und dass man für sich selbst fährt und nicht für andere», so Odermatt. «Mit der Zeit hat man gefühlt eine halbe Nation hinter sich, die etwas erwartet.» Nebst den hohen Erwartungen erntet der Nidwaldner aber auch viel Lob und Anerkennung, und das nicht nur in Bezug auf seine sportlichen Leistungen. «Lieber so, als dass es heisst: Er fährt zwar gut Ski, ist aber sonst ein Trottel.»
Als Multitalent will er sich indes nicht bezeichnen. Er sei nicht kreativ, sagt Odermatt. «Zeichnen, malen, singen, tanzen kann ich schlecht.» Ausserdem sei er nicht so geduldig. Und vor allem sei er ein schlechter Verlierer. Allerdings war er in seiner Karriere bislang deutlich öfter auf der Seite des Gewinners. Wie geht Odermatt mit Niederlagen um? «Das wird sich erst zeigen. Vielleicht werde ich dann mit dem Verlieren zum Trottel, wer weiss.»