Killian Peier verblüfft in dieser Saison mit konstant guten Leistungen – und das nur ein Jahr nach einem Kreuzbandriss. In Engelberg möchte der WM-Dritte nun erstmals in die Top Ten vorstossen.
Kommt Killian Peier der Start in die Weltcup-Saison mit drei Top-Ten-Plätzen und keiner schlechteren Klassierung als Rang 16 angesichts der Vorgeschichte wie ein Traum vor? «Ja und nein», sagt der 26-jährige Waadtländer, der sich den Kreuzbandriss an der Schweizer Meisterschaft im Oktober 2020 zugezogen hat, und analysiert. «Bereits die Trainings vor dem Saisonstart waren sehr gut. Aber gute Trainings bedeuten noch keine guten Wettkämpfe.»
Zu 200 Prozent fokussiert
Dies galt für Peier noch speziell, denn kaum ein Skispringer kam nach einem Kreuzbandriss gleich so stark zurück. Bereits im August dieses Jahres stand der Romand wieder auf einer grossen Schanze. Dennoch kam er im Sommer nur auf «etwa 140 Sprünge» – statt auf 400 vor seiner schweren Verletzung.
Peier schaffte es aber, dieses Rückschlag in etwas Positives umzumünzen. Zum einen war er gemäss Meinung aller Experten zum Zeitpunkt seiner Verletzung so gut in Form wie nie zuvor. Was ein Grund für Frust hätte sein können, gab ihm die Zuversicht, nach der Rehabilitation wieder vorne mitmischen zu können. Und es führte zu einer noch grösseren Fokussierung. «Ich wusste, dass es eng wird mit dem Timing auf den Saisonstart», gibt Peier zu. «So habe ich im Training meine Chancen zu 200 Prozent genutzt. Es hat mir erlaubt, sehr konzentriert zu sein und mental stark.»
Geduld gelernt
Mit dem Erfolg kommt bekanntlich der Appetit auf mehr. Doch Peier lässt sich nicht unter Druck setzen. «Meine Einstellung ist: Jedes Wochenende ist eine neue Herausforderung. Das Ziel ist es, diese Herausforderung jedes Mal bestmöglich zu meistern.» Das werde auch für den Rest der Saison so bleiben. «Es hilft mir, bescheiden zu bleiben.» Und es ist ebenfalls eine Erkenntnis aus der langen Verletzungspause. «Ich war überrascht, dass ich geduldig geblieben bin.»
Auch deshalb stehen die Chancen gut, dass Peier auf der Gross-Titlis-Schanze erstmals in die Top Ten springen könnte. Vor zwei Jahren, bei seinem letzten Heimauftritt, verpasste er dies als Elfter um rund zwei Meter.