Absagen Kritik an Lenzerheide-OK: «In Österreich hätten die Rennen gefahren werden können»

lbe

19.3.2021

Für die beiden Trainer Andreas Puelacher (links) und Reto Nydegger ist die Absage der Speed-Rennen in Lenzerheide nicht nur aufs Wetter zurückzuführen.
Für die beiden Trainer Andreas Puelacher (links) und Reto Nydegger ist die Absage der Speed-Rennen in Lenzerheide nicht nur aufs Wetter zurückzuführen.
Bild: Keystone

Das Wetter macht den Organisatoren des alpinen Saisonfinales in Lenzerheide gehörig einen Strich durch die Rechnung. Oder ist die Absage der Speed-Rennen etwa auf eine schlechte Vorbereitung zurückzuführen?

Kein einziges Training, keine Abfahrt, kein Super-G – das Saisonfinale in Lenzerheide steht bisher unter keinem guten Stern. Die Speed-Rennen fallen allesamt ins Wasser, weil das schlechte Wetter Fahrern und Organisatoren gehörig einen Strich durch die Rechnung macht. Oder gibt es für die Absagen etwa andere Gründe?

Nach dem definitiven Entscheid, auch die Super-G der Männer und Frauen am Donnerstag zu streichen, wird Kritik laut. Insbesondere dem Swiss-Ski-Abfahrtstrainer Reto Nydegger droht der Kragen zu platzen: «Wenn ich in diesem Moment sagen würde, was ich wirklich denke, dann würde es mir wohl gleich ergehen wie meinem Vorgänger Sepp Brunner 2017 – man würde mich sehr wahrscheinlich entlassen.» Brunner hatte damals öffentlich Entscheidungen von Swiss-Ski kritisiert.



Zu späte Grundpräparation?

Nydeggers Vorwürfe richten sich allerdings nicht an den Schweizer Verband, sondern an den Veranstalter des Weltcupfinals in Lenzerheide. «Es reicht halt nicht, wenn man erst zwei Wochen vor dem ersten Rennen mit der Grundpräparation der Rennpiste beginnt. Das muss zwei Monate zuvor passieren», wählt Nydegger gegenüber dem «Blick» deutliche Worte.

Ins gleiche Rohr bläst auch Sepp Brunner, der seit seinem Abgang bei Swiss Ski in Österreich als Abfahrtstrainer agiert. «Gewisse Streckenabschnitte wären nicht befahrbar gewesen, weil der Pistenstock offensichtlich mit zu wenig Wasser präpariert wurde.» Und der österreichische Cheftrainer Andi Puelacher setzt noch einen drauf: «Ich bin mir sicher, dass diese Rennen unter denselben Voraussetzungen in Österreich hätten durchgeführt werden können.»

Marco Odermatt, der wohl grösste Leidtragende der erzwungenen Rennabsagen, nimmt die Streckenarbeiter zwar in Schutz und unterstreicht die Auswirkungen des Wetterpechs. Dennoch fügt auch der Nidwaldner an: «Vielleicht wäre es gut gegangen, wenn man bereits vor zwei Monaten beim Aufbau der Piste mehr Wert auf einen richtig dicken Grundstock gelegt hätte.»

Streckenchef und Swiss-Ski kontern Vorwürfe

Ein Vorwurf, den OK-Präsident Peter Engler nicht so stehen lassen will. «Das ist schlichtweg nicht wahr. Im Gegenteil: Die Präparation begann bereits anfangs Saison und die Strecke konnte so früh wie noch nie – schon Anfang Februar – fundiert mit einwandfreier Grundlage freigegeben werden», kontert Engler in einer veröffentlichten Medienmitteilung Nydeggers Kritik.

Auch Streckenchef Manuel Brugger will diese nicht auf sich sitzen lassen, für ihn ist die Schuldfrage klar. «Wir haben den Grundstock der Piste sicher nicht zu spät gelegt, wir hatten eine sehr gute Basis. Aber der viele Neuschnee hat uns alles kaputt gemacht», so Brugger. 



Am späten Donnerstagabend erhält das Renn-OK auch von Swiss Ski Rückendeckung. Aufgrund der harschen Kritik von Nydegger schaltet sich Alpin-Direktor Walter Reusser gar einer OK-Sitzung zu und wendet sich mit folgenden Worten an die fleissigen Helfer: «Liebes OK, ich habe gesehen, wie ihr alle gekrampft habt», so Reusser im Video-Call. «Wir alle wissen, dass das Wetter an den Rennabsagen schuld war – ganz sicher nicht ihr. Ich möchte mich persönlich bei euch entschuldigen.»

Am Freitag folgt mit dem Teamwettbewerb ein neuer Versuch – mit deutlich besseren Voraussetzungen. Ab 12 Uhr können Sie das Rennen live im Ticker mitverfolgen.