Lara Gut-Behrami fordert für sich verbesserte Bedingungen. Dabei übt sie ein weiteres Mal Kritik an den Verantwortlichen von Swiss-Ski.
Fünf Wochen sind vergangen, seit der Weltcup-Winter für Lara Gut-Behrami mit einem Sturz im Training für die Abfahrt beim Finale in Soldeu in Andorra zu Ende gegangen ist. Es ist ein symbolisches Ende einer Saison, die nicht wunschgemäss verlaufen ist. Die schmerzhaften Folgen des Sturzes, Prellungen am Rücken und am rechten Fuss, sind ausgestanden. Der Tessinerin geht es wieder gut.
Lara Gut-Behrami ist gut gelaunt an diesem Mittwoch. Sie hat auf den Monte Brè eingeladen, auf den bekannten Berg oberhalb von Lugano, mit der herrlichen Aussicht auf Stadt und See. Auf jenen Berg, auf dem sie im vergangenen Juli ihre Hochzeit mit dem früheren Schweizer Fussball-Internationalen Valon Behrami gefeiert hatte.
Udine neuer Lebensmittelpunkt
Sie sprach davon, dass sich ihr Lebensmittelpunkt nach Udine verschoben habe, den Arbeitsort Valon Behramis. Sie redete vom Glücklichsein – an der Seite ihres Ehemannes, dank dem sie sich als Mensch weiterentwickeln könne und gemerkt habe, dass das Leben nicht nur aus Skirennfahren besteht, dass es auch andere erfüllende Sachen gibt. «Das heisst aber nicht, dass das Skifahren zur Nebensache wird. Es bleibt meine grosse Leidenschaft.» Lara Gut hat noch viele Pläne, Ziele und Träume. «Ich will als Spitzensportlerin noch einiges erleben.»
Obwohl Lara Gut-Behrami nun mehrheitlich in Italien lebt, weiss sie um die Wichtigkeit des Tessins, um die Region, in der sie ihre Wurzeln hat, in der ihre Familie lebt, der sie so viel zu verdanken hat. Und ein weiteres Mal spricht sie von ihrem Vater Pauli, dank dessen Unterstützung sie unter anderem den Gesamtweltcup gewonnen habe.
Pauli Gut bleibt eine Konstante in ihrem Leben, auch als Trainer. Der nicht perfekt verlaufene Winter ruft aber nach Veränderung. In ihrem Privatteam betrifft sie den Konditionscoach. Nach 14 Jahren ist die Zusammenarbeit mit Patrick Flaction beendet. Lara Gut-Behrami verspricht sich davon neue Reize. Sie redet von der Wichtigkeit neuer Methoden, um den Körper weiterzuentwickeln, stärker zu machen.
Lara Gut-Behrami ist stets auf der Suche nach Verbesserungen. Dabei wird sie auch in Zukunft vornehmlich ihren eigenen Weg gehen – und ihre eigene Meinung haben. Sie will das noch deutlicher tun, noch mehr in die eigene Hand nehmen, noch mehr selber bestimmen können. Sie fordert viel, am meisten von sich selber. «Ich bin die, die sich am meisten in Frage stellt.»
Forderungen als Basis für den Erfolg
Forderungen stellt sie aber auch an andere, am deutlichsten an die Verantwortlichen von Swiss-Ski. Da fordert sie nicht nur, da kritisiert sie auch. Die Zusammenarbeit läuft nicht nach ihrem Gusto. Sie verweist nicht zum ersten Mal auf die nicht optimale Unterstützung des Verbandes. Sie stört sich an der Effektivität, dass bei Swiss-Ski zu viel geredet und zu wenig gehandelt werde.
Lara Gut-Behrami sieht ihre Anregungen als wichtige Bestandteile der Grundlage, die den Erfolg garantiert. Sie will wachrütteln – ohne für sich zu beanspruchen, immer alles richtig gemacht zu haben. Sie will sich als eine Fahrerin verstanden wissen, die auf allen Ebenen das Bestmögliche sucht. Sie sucht die perfekte Balance zwischen dem Gemeinsamen und dem Individuellen.
Ein erster Schritt in diese Richtung scheint getan. Lara Gut-Behrami sollte es nach aktueller Planung in diesem Sommer erstmals möglich sein, in den Trainingslagern in der südlichen Hemisphäre sowohl bei den Speed-Spezialistinnen als auch bei den Technikerinnen dabei sein zu können.
In ihrem Streben nach Optimierung sind die Forderungen verständlich. Ob der Moment dafür nach einer nicht ganz geglückten Saison und während laufenden Gesprächen über Verbesserungsmassnahmen zwischen Alpin-Direktor Stéphane Cattin, Cheftrainer Beat Tschuor und der Athletin selber der richtige ist, bleibe dahingestellt. «Wir sind an einer Optimierung der Zusammenarbeit mit Lara (Gut-Behrami) natürlich sehr interessiert», sagt Markus Wolf, der Geschäftsführer von Swiss-Ski.
Bei den aktuellen Gesprächen würden auch «ihre Anliegen diskutiert. Wir sind optimistisch, auch für die kommende Saison ein gutes Umfeld zu gestalten. Bei der Evaluation möglicher Massnahmen ist stets auch immer das grosse Ganze bei Swiss-Ski im Auge zu halten.» Wolf spricht von einem «normalen Vorgang», in dem versucht werde, «für alle unsere Athleten das beste Setup zu finden, immer im Rahmen der Möglichkeiten. »
Wie sehr sich Lara Gut-Behrami mit diesen Möglichkeiten wird anfreunden können, wird sich zeigen.