Marco Odermatt ist eines der grossen Schweizer Talente im Alpin-Bereich. Die Annäherung des Zentralschweizers an den Weltcup verläuft bisher nach Plan.
Die Meinung über Marco Odermatt ist schnell gemacht. Ein kurzes Gespräch mit dem 21-jährigen Nidwaldner genügt, um festzustellen, dass da ein junger Skirennfahrer heranwächst, der alle Voraussetzungen für eine grosse Karriere mitbringt.
Odermatts Talent ist hinlänglich bekannt, seit dem Gewinn von fünf Goldmedaillen an den Junioren-Weltmeisterschaften im vergangenen Winter in Davos sowieso. Der hochanständige Buochser gewinnt aber auch mit seinem Charakter. Das Selbstvertrauen und die Vorstellung, wie sich die Karriere als Skirennfahrer entwickeln soll, sind aus seinen Sätzen herauszuhören. Doch er wählt seine Worte mit Bedacht. Er denkt, bevor er spricht. Unüberlegtes kommt nicht über seine Lippen.
Odermatt ist die Ruhe selbst. Er steht mit beiden Füssen auf dem Boden. Daran vermag auch die vor einem Monat beschlossene Zusammenarbeit mit dem Getränkehersteller Red Bull nichts zu ändern, dessen Produkte bekanntlich "Flügel verleihen".
Der erste Schweizer
Dabei kann Odermatt auf die Vereinbarung durchaus stolz sein, zumal er als erster Schweizer Alpiner von den "Roten Bullen" einen Vertrag erhalten hat. Die Partnerschaft geht über die finanzielle Unterstützung hinaus. Odermatt stehen im sportlichen Bereich Spezialisten beratend zur Seite und im Trainingszentrum des Konzerns in Salzburg Tür und Tor offen - dort, wo auch ein Marcel Hirscher, ein Aksel Lund Svindal oder eine Lindsey Vonn ein und aus gehen.
Odermatt weiss seinen Status als mehrfacher Junioren-Weltmeister richtig einzuschätzen. "Die Erwartungen, auch meine eigenen, sind durch diese Erfolge natürlich gestiegen. Druck mache ich mir aber höchstens selber." Er weiss aber auch, dass im Spitzensport nur die Gegenwart zählt. Das Geschehene muss er abhaken. "Immerhin geben mir die Resultate der vergangenen Saison eine gewisse Sicherheit, dass ich auf dem richtigen Weg bin." Auf diesem Weg hat Odermatt noch grosse Schritte zu tun, um sich im Weltcup zu etablieren. "Ich muss noch viel lernen", sagt er.
Die ersten Spuren
Der Lernprozess hat aber längst eingesetzt. Vor zwei Jahren in Sölden, in seinem erst zweiten Weltcup-Rennen, liess Odermatt ein erstes Mal aufhorchen, als er mit der Startnummer 53 auf Platz 17 vorfuhr. Noch tiefere Spuren hinterliess er beim Saisonfinale im März in Are. In der schwedischen Station, in der im Februar die Weltmeisterschaften ausgetragen werden, sicherte er sich im Riesenslalom, in der Abfahrt und im Super-G mit den Rängen 15, 12 und 11 Weltcup-Punkte.
In drei Disziplinen in der erweiterten Weltspitze dabei - das könnte Begehrlichkeiten wecken. Bei Odermatt bleibt es beim Konjunktiv. Vorerst richtet er seinen Fokus auf den Riesenslalom, in dem er als Zweitklassierter in der Europacup-Wertung des Vorwinters seinen Startplatz auf sicher hat. Im Riesenslalom soll möglichst schnell der Vorstoss unter die ersten 30 der Weltcup-Startliste gelingen. Zur Zeit wird Odermatt als Nummer 47 geführt.
Odermatt schielt aber auch schon Richtung Super-G. Ausserdem beabsichtigt er, das "eine oder andere Abfahrts-Training" zu bestreiten. Er lässt es auf sich zukommen, ein überstürztes Handeln wird es nicht geben. Die Gefahr, sich zu verzetteln, besteht nicht. Die im Sommer vorgenommene Planung ist verbindlich. Das Talent Marco Odermatt soll behutsam an die Spitze herangeführt werden.